Interview

Christian Mugg über Swisscoms neue Cloud-Angebote

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von Marcel Urech und Joël Orizet und Rodolphe Koller

Christian Mugg ist Head of Product Management Cloud & Datacenter Services bei Swisscom. Im Gespräch mit der Redaktion erklärt er, warum der Telko neue Cloud-Angebote für Unternehmen lanciert hat.

Christian Mugg, Head of Product Management Cloud & Datacenter Services bei Swisscom. (Source: Netzmedien)
Christian Mugg, Head of Product Management Cloud & Datacenter Services bei Swisscom. (Source: Netzmedien)

Swisscom hat sein Cloud-Angebot um eine Enterprise Service Cloud erweitert. Das Unternehmen wird diese als Public Cloud und als Virtual Private Cloud für Firmen anbieten. Es soll ausserdem eine Version geben, die für SAP-Workloads optimiert ist.

Der Telko arbeitet auch daran, Managed Services für Azure und AWS anzubieten. Das ICTjournal konnte im Vorfeld der Ankündigung exklusiv mit Christian Mugg reden. Er ist Head of Product Management Cloud & Datacenter bei Swisscom. Im Interview verrät er Details zu Swisscoms Angeboten und erklärt die Cloud-Strategie des Telkos.

Swisscom hat gleich mehrere neue Cloud-Angebote für Unternehmen lanciert. Warum?

Ich möchte zuerst erklären, warum Swisscom überhaupt Cloud-Dienste anbietet. Wir haben den Markt beobachtet und festgestellt, dass bei Schweizer und internationalen Unternehmen sehr viele Digitalisierungsinitiativen laufen. Swisscom ist überzeugt, dass die IT dabei eine zentrale Rolle spielt. Wir gehen dabei davon aus, dass die Informatik entsprechend agiler, schneller und effizienter sein muss. Und wir glauben, dass die Cloud das zentrale Element ist, um das zu erreichen. Darum ist es für uns sinnvoll, ein Cloud-Angebot aufzubauen. Wir wissen, was dafür nötig ist, und wir kennen die Bedürfnisse der in der Schweiz tätigen Unternehmen.

Die Welt der Clouds ist riesig und Swisscom führt in diesem Bereich bereits einige Angebot. Befriedigen diese die Bedürfnisse der Unternehmen nicht?

Wir bieten bereits erfolgreich zwei Infrastruktur-Cloud-Produkte an. Zum einen die Dynamic Computing Services (DCS), die täglich rund 250'000 Nutzer hat. Zum anderen die Application Cloud, eine Platform-as-a-Service, mit der rund 8000 Entwickler arbeiten. Die zwei neuen Angebote werden dieses Angebot ergänzen. Neu wird es eine Enterprise Service Cloud (ESC) geben. Sie ist so konzipiert, dass sie sich in die hybriden IT-Umgebungen in den Unternehmen integrieren lässt. Das zweite neue Angebot ist die Enterprise Cloud for SAP Solutions, eine zertifizierte Lösung für SAP-Workloads. Im Herbst werden wir zudem ein Managed-Service-Angebot für die Clouds von Amazon und Microsoft lancieren.

Wie unterscheiden sich die Enterprise Service Cloud und die Dynamic Computing Services bezüglich Nutzung und Technologie?

Die Enterprise Service Cloud legt einen Schwerpunkt auf hybride IT und auf die Integration in komplexe IT-Umgebungen in Firmen. Sie lässt sich besonders einfach in Netzwerke, Umsysteme, Active Directory und in die Sicherheitsdienste integrieren. Es ist also ein völlig anderes Angebot als die Dynamic Computing Services. Bei diesen geht es darum, mit einem standardisierten Verfahren und wenigen Klicks virtuelle Server kaufen zu können. Technisch setzen wir für beide Clouds auf Technologien von VMware. Für DCS auf vCloud Director, für ESC auf vRealize.

Gibt es für die Enterprise Service Cloud fixe Preise?

Ja, absolut. Die grösste Herausforderung für uns als Cloud-Anbieter ist, Synergien zu finden und die einzelnen Komponenten unserer unterschiedlichen Angebote möglichst zu standardisieren. Aber ja, es gibt eine Preisliste und einen Grundtarif pro Stunde.

Ist bei Swisscom das gleiche Team für die unterschiedlichen Cloud-Angebote veranwortlich?

Wir betreiben das ganze Cloud-Angebot auf Basis des agilen Scaled Agile Frameworks. Jede Plattform wird daher von einem eigenen Produktteam geleitet. Diese Teams sind verantwortlich für die Beurteilung von Feature Requests und die monatlichen Releases sowie für den Betrieb und die dahinter stehende Devops-Organisation.

Wird Swisscom auch Services rund um die Cloud-Angebote lancieren?

Ja, zu einem späteren Zeitpunkt. Wir werden standardisierte XaaS-Angebote auf Basis der Enterprise Service Cloud aufbauen. Zum Beispiel für Active Directory oder für SQL Server. Danach werden wir Managed Services für diese Lösungen entwickeln, mit unterschiedlichen Service Level Agreements. Hier können wir uns von der Konkurrenz abheben und einen Mehrwert generieren, gestützt auf unsere langjährige Outsourcing-Erfahrung.

Haben Unternehmen heute Mühe damit, mit eigenen Mitteln eine Cloud zu betreiben?

Das kommt auf das Unternehmen drauf an. Einige Firmen haben sehr genaue Vorstellungen und wissen, was eine Cloud ist und was nicht. Sie kennen ihre Stärken und Funktionsweise. Darum legen sie Wert darauf, Cloud-Umgebungen selbständig zu betreiben. Andere Unternehmen kommen eher aus der Outsourcing-Ecke. Sie stellen andere Erwartungen an die Lösungsanbieter. Letzten Endes haben die Unternehmen aber die gleichen Bedürfnisse. Was sich ändert, ist die Position der Anbieter in der Wertschöpfungskette. Für Swisscom ist es entscheidend, mit unterschiedlichen Leistungen alle Bedürfnisse ab Werk abdecken zu können. Selbst bei einem kompletten Outsourcing soll der Kunde von der Agilität der Cloud profitieren können.

Sie werden auch eine Cloud für SAP-Umgebungen starten. Warum gibt es dafür ein eigenes Angebot? Welche Nutzung ist vorgesehen?

Wir sind überzeugt, dass bei der Nutzung von SAP andere Faktoren eine Rolle spielen, wenn es darum geht, eine Cloud oder ein Sourcing-Modell auszuwählen. Die technische Plattform muss andere Anforderungen erfüllen. Ich denke da etwa an Überbuchungen und an die nötigen Zertifizierungen. Es handelt sich um die gleiche Infrastruktur wie bei der ESB, aber sie ist anders konfiguriert. Zum Start werden wir für unsere SAP-Kunden eine Art Self-Service-Portal lancieren. Es geht darum, automatisierte Services für typische Aufgaben in einer SAP-Umgebung bereitzustellen, etwa das Klonen einer Datenbasis oder das Management des Betriebssystems.

Swisscom wird später im Jahr auch Managed Services für AWS und Azure bereitstellen. Was verfolgen sie dabei für eine Strategie und welche Dienstleistungen werden sie dafür anbieten?

Der Markt rund um die Clouds und Hyperscaler von Amazon, Microsoft und anderen ist zurzeit sehr dynamisch. Die Innovation findet sehr schnell statt. Da ist es für einen Schweizer Anbieter schwierig mitzuhalten. Indem wir nun Services für AWS und Azure bereitstellen, sind wir trotzdem daran, die Trumpfkarten dieser Clouds in unser Angebot zu integrieren. Wir haben für dieses Vorhaben zahlreiche Engineers und Softwarearchitekten rekrutiert, die sich um die Plattform kümmern. Unsere Stärke liegt darin, alle Formen der Cloud, die eine lokale Verankerung und Expertise benötigen, miteinander zu kombinieren.

Was erhoffen Sie sich finanziell von all den Investitionen in die Cloud?

Ich kann ihnen keine Zahlen nennen. Die Cloud ist für uns aber ganz klar ein Wachstumsmotor. Ich denke, dass sich der Gewinn, den wir mit all unseren Enterprise-Cloud-Angeboten momentan generieren, innerhalb von zwei Jahren verdreifachen wird.

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