Event in Baden

Avectris Day: Infrastruktur auslagern, Kernkompetenzen behalten

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Avectris hat seinen zweiten Avectris Day im Trafo veranstaltet. Er lockte fast 100 Teilnehmer nach Baden. Die Referenten zeigten auf, warum sich ein Outsourcing lohnen kann. Und Karin Frick vom Gottlieb Duttweiler Institut erklärte, warum wir messen sollten, wie glücklich wir sind.

Karin Frick, Leiterin Research des Gottlieb Duttweiler Instituts
Karin Frick, Leiterin Research des Gottlieb Duttweiler Instituts

Am diesjährigen Avectris Day im Trafo in Baden gab es 10 Vorträge, wobei nur zwei von Avectris-Mitarbeitern waren. Die anderen hielten Kunden und Partner des IT-Dienstleisters. Vor Ort waren unter anderem Axpo, die Schweizerische Post und das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco. Die Redaktion besuchte die Referate der Versicherungsgesellschaften Generali und Swica.

Ohne ein solides Handwerk geht es nicht

Das Geschäftsjahr 2016/17 lief gut für Avectris. Der IT-Dienstleister stellte Mitarbeiter ein und bezog weitere Büros in Baden. Der Umsatz stieg auf 67,1 Millionen Franken. Kunden von Avectris sind etwa Generali, das Kantonsspital Baden, Swica und Swissphone. Sie haben eines gemeinsam: In ihren Projekten geht es stets um die Zusammenarbeit von Menschen, wie CEO Thomas Wettstein der Redaktion erläuterte.

Thomas Wettstein, CEO von Avectris (Quelle: Netzmedien)

Viele der Projekte, die Avectris mit seinen Kunden umsetze, würden grosse Veränderungen entfachen. Das sei nur möglich, wenn die Grundlagen stimmen, sagte Wettstein. Genau das biete Avectris – "seriöses Handwerk, auf dem man aufbauen kann." Darüber hinaus gehe es den Kunden vor allem darum, Probleme zu lösen und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren zu können. Auch die Berechenbarkeit von Projekten sei ein wichtiges Anliegen, sagte Wettstein.

Warum Swica auf Avectris setzt

Swica war in Baden vor Ort. Die Winterthurer Versicherungsgesellschaft, die rund 1,3 Millionen Versicherte und etwa 1800 Mitarbeiter hat, lagerte ihre IT-Plattform an Avectris aus. Der IT-Dienstleister betreibt die Server-, Storage-, Messaging- und Back-up-systeme von Swica sowie ein Teil der Internet- und IT-Sicherheitsinfrastruktur. Chris Baur, Head of Technology Management bei Swica, zeigte auf, wie es dazu kam.

Für Baur ist klar, dass neue Projekte bei Swica einen Nutzen für Kunden bringen und die Probleme im Gesundheitswesen adressieren müssen. Etwa den Hausärzte-Mangel, die Überlastung des Hausarztsystems oder den Wunsch der Patienten nach mehr Eigenverantwortung. Im Schweizer Gesundheitswesen gibt es laut Baur folgende Makro-Trends: Steigende Gesundheitskosten, die Individualisierung der Medizin, hoher Wettbewerbsdruck und sich wandelnde Geschäftsmodelle. In diesem Umfeld spiele die Digitalisierung eine zentrale Rolle, sagte Baur.

Chris Baur, Head of Technology Management bei Swica (Quelle: Netzmedien)

Avectris erfülle die hohen Erwartungen von Swica. Die Infrastruktur laufe stabil und skaliere schnell. Das reiche aber nicht. Avectris gebe Swica auch Impulse für die Innovation und für neue Technologien. Das sei nur mit agilen und pragmatischen Mitarbeitern möglich. "Beim Outsourcing ist es zentral, unsere Kernkompetenzen in-house zu halten", betonte Baur. Das sei gelungen.

Swica habe im Frühling 2017 angefangen, mit Avectris zu verhandeln. Bereits im August sei die gesamte Virtualisierungsumgebung – "mehrere hundert virtuelle Maschinen" - auf der Infrastruktur von Avectris gelaufen. Swica könne sich laut Baur nun darauf konzentrieren, Avectris’ Basistechnologien zu veredeln.

IT-Prinzipien bei Swica (Quelle: Netzmedien)

Generali wechselt auf Devops-Modell

Im Vortrag von Generali tönte es ähnlich. Software Architect Mohamed Talhaoui erklärte, warum sich Generali nach 18 Jahren Partnerschaft von Avaloq trennt und neu auf Avectris setzt. "Wir wollten in eine Private Cloud gehen und brauchten jemand, der sich um die Infrastruktur kümmert."

Mohamed Talhaoui, Software Architect von Generali (Quelle: Netzmedien)

Generali ist seit 15. Juli 2017 Avectris-Kunde. 5 Tage später startete das Projekt "CoPa". Mit dem Minimum Viable Product, das am 15. Februar 2018 folgte, konnte Generali erstmals Microservices hosten. Ein Grossteil der IT sei vorher auf grossen, monolithischen Applikationen gelaufen, erklärte Talhaoui. Nun setze der Versicherer auf eine Devops-Umgebung mit Docker-Containern und Openshift.

Das Projekt soll die Time-to-Market für neue Lösungen senken und die Agilität des Unternehmens erhöhen. Avectris liefere die Openshift-Umgebung als Service, Generali baue darauf Lösungen für seine Kunden. Die Zusammenarbeit stehe aber erst am Anfang, sagte Talhaoui. Generali wolle nun Chatbots für seine Kunden schaffen und beschäftige sich auch mit dem Thema Sentiment Analysis.

Was ist Glück?

Karin Frick, Leiterin Research des Gottlieb Duttweiler Instituts, kennt sich damit bestens aus. Sie hielt das erste Referat des Tages und stellte die Frage: "Was ist Glück?" Ob sich jemand glücklich fühle, hange zu 50 Prozent von den Genen, zu 40 Prozent vom Verhalten und zu 10 Prozent von den Lebensumständen einer Person ab. Bisher habe man nur sein Verhalten und seine Lebensumstände beeinflussen können. Mit neuen Entwicklungen in der Biotechnologie sei es nun aber möglich, auch auf Stufe der Gene zu intervenieren.

"Welches Muster des Glücks wollen wir entschlüsseln?", fragte Frick. "Können wir Glück hacken und per Knopfdruck übertragen?" Im Moment sei das noch Science-Fiction. Viele Entwicklungen würden aber in diese Richtung laufen. Etwa das Quantified-Self-Phänomen, die Nutzung von Sensoren, das Internet der Dinge und die Robotik. Es werde immer wichtiger, Gefühle messen zu können. "Ein Roboter muss wissen, wie sich Menschen fühlen", sagte Frick. Die Erkennung von Gefühlen sei die Basis für eine Zusammenarbeit von Menschen und Robotern.

Networking am Avectris Day (Quelle: Netzmedien)

Die Sentiment Analysis biete die Möglichkeit für neue Geschäftsmodelle. Sie sei auch wichtig, weil die Selbstwahrnehmung von Menschen oft verzerrt sei. "Wenn wir Glück messen können, können wir auch herausfinden, welche Aktivitäten uns nachhaltig glücklich machen", sagte Frick. Davon sollten eigentlich alle profitieren.

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