Blockchains für mehr Datenintegrität in Spitälern
Digitalisierung macht auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt. Blockchains stellen fundamentale Auswirkungen auf Prozesse und Geschäftsmodelle in Aussicht. Wie könnte eine Annäherung an die Technologie im Umfeld des elektronischen Patientendossiers (EPD) aussehen?
Seit dem Hype um Kryptowährungen ist das Thema Blockchain allgegenwärtig. Im Gegensatz oder ergänzend zu den digitalen Münzen der Kryptowährungen, ist es im Gesundheitswesen aber die Krankengeschichte, deren Werte es zu schützen gilt.
Analog zu einem öffentlich einsehbaren Kassenbuch ist die Blockchain eine Technologie, die Vertrauen ohne vermittelnde Stellen schafft. Dies wird erreicht, indem alle Daten einer Blockchain öffentlich einsehbar auf alle Teilnehmenden verteilt werden. Durch kryptografische Mittel und der Verkettung mittels Zeitstempeln sind die Daten vor Manipulation geschützt und die Datenintegrität ist sichergestellt. Je mehr Teilnehmende in einer Anwendung mitwirken, desto höher ist die Ausfall- und Betrugssicherheit des Systems. Die öffentliche Einsehbarkeit aller Daten einer Blockchain gewährt zudem Transparenz und Nachverfolgbarkeit. Dadurch entsteht Vertrauen in das System, das eine entscheidende Anforderung im Gesundheitswesen ist. Die Grundprinzipien können durch Smart Contracts, also festgelegte Vereinbarungen, die unter bestimmten Bedingungen automatisch ausgeführt werden, erweitert werden.
Die Blockchain eignet sich spezifisch für Vertrauensverhältnisse
Trotz vielfältig aufgeführter Ideen in Medien und Berichten, finden Blockchains im Gesundheitswesen derzeit kaum Anwendung. Eine im Frühjahr durchgeführte, nicht repräsentative Umfrage im Raum Basel zeigte auch, dass sich gegenwärtig keine Gesundheitseinrichtung vertieft mit dieser Technologie beschäftigt. Dies liegt vor allem an der Neuartigkeit der Technologie, der komplexen Interaktion verschiedener Technologiebausteine und der Schwierigkeit, passende Anwendungsfälle zu finden. Im Hype um die Blockchain-Technologie geht gerne vergessen, dass sich die Technologie vor allem dann eignet, wenn ein Vertrauensverhältnis zwischen unbekannten Parteien ohne vertrauenswürdige Zwischenstelle hergestellt werden soll. Laut dem aktuellen Gartner Hype Cycle liegt die Blockchain-Technologie nach wie vor im Bereich der überhöhten Erwartungen. Nichtsdestotrotz wird erwartet, dass sich in den nächsten Jahren auch im Gesundheitswesen auf Blockchain basierende Anwendungen etablieren werden.
Elektronisches Patientendossier soll eine Ausgangsbasis sein
Im Zuge der Digitalisierung, dem Aufkommen digitaler Plattformen und Ökosysteme, stellt das kommende elektronische Patientendossier (EPD) eine gute Ausgangsbasis dar, um sich dem Thema Blockchains im Schweizer Gesundheitswesen anzunähern. Sowohl im Bereich des Patientendossiers, wie aber auch im Bereich der Mehrwertdienste können Anwendungsfälle geprüft werden. Dabei ist zu beachten, dass eine Blockchain-Anwendung gegenüber dem heutigen EPD-System einen markanten Vorteil bietet und nicht nur zur technischen Spielerei verkommt. Andererseits braucht es die Kompromissbereitschaft, heutige Architekturen zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. Optimalerweise finden solche Anpassungen im Einklang mit bestehenden internationalen Standards wie IHE statt.
Wichtig bei der Umsetzung einer Blockchain-Anwendung ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten des Gesundheitswesens, um Insellösungen zu vermeiden. Nicht jede Gesundheitseinrichtung beziehungsweise nicht jeder Anbieter von Diensten im Gesundheitswesen soll seine eigene Blockchain entwickeln. Eine auf das Gesundheitswesen ausgerichtete oder womöglich sogar branchenübergreifende Blockchain kann als Grundlage dienen, darauf aufbauend diverse Anwendungsfälle zu realisieren. Bevorzugt mit dem Ziel, Prozesse zu optimieren und die Kosten im Gesundheitswesen zu reduzieren.