Chinesische App erlaubt Überwachung im grossen Stil
Der deutsche Sicherheitsanbieter Cure53 hat herausgefunden, dass die chinesische Applikation "Study the Great Nation" Drittanbietern erlaubt, sensible Daten seiner Nutzer zu sammeln. Die Art, wie die App funktioniert, lässt Cure53 annehmen, dass auch Menschenrechtsverletzungen stattfinden.
Die chinesische App "Study the Great Nation" oder "Xuexi Qiangguo" ist in der Lage, sich Zugriff auf sensible Daten von Android-Nutzern zu verschaffen. Das geht aus einer Analyse des deutschen Cybersecurity-Unternehmens Cure53 (PDF) hervor. Das beinhalte Informationen über die Geräte, über die Verbindungen bis hin zu Kontaktlisten, Telefongespräche und Standorte.
Chinesische Medien berichteten gemäss Cure53 über mehr als 100 Millionen registrierte Nutzer der App. Sofern diese Zahl zutreffe, seien viele Personen davon bedroht, dass ihre sensiblen Daten entschlüsselt und gespeichert würden. Die Funktionalität der Anwendung veranlasse Cure53 zu der Annahme, dass tatsächlich auch Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Gemäss der Europäischen Menschenrechtskonvention gelte eine derartige Praxis als eindeutige Verletzung der Menschenrechte.
Der Algorithmus könnte in weniger als einer Woche entschlüsselt werden
Der DES-Algorithmus (Data Encryption Standard) der App liesse sich in weniger als einer Woche knacken, schreibt Cure53. Wer genug Rechenleistung hat, Cure53 nennt beispielsweise Regierungsbehörden, könnte auf diese Weise massenhaft E-Mails entschlüsseln.
Herausgeber der App ist die Kommunistische Partei Chinas, entwickelt wurde sie allerdings von Alibaba, wie "Heise" berichtet.
Cure53 untersuchte die App im Auftrag von Open Technology Fund, ein durch die US-Regierung finanziertes Programm für ein freies Internet.
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