Cloud-Ausgaben gehen durch die Decke
Die globalen Ausgaben für Cloud-Dienste sind 2020 um einen Drittel gestiegen. Am meisten Geld mit der Cloud verdient nach wie vor AWS. Doch Microsoft, Google und Alibaba rücken dem Branchenprimus auf die Pelle.
Das Geschäft mit der Cloud boomt. 2020 sind die weltweiten Ausgaben für Cloud-Dienste um 33 Prozent gegenüber Vorjahr gestiegen, wie Canalys mitteilt. Die Anbieter setzten insgesamt 142 Milliarden US-Dollar um. Dem Marktforscher zufolge übertraf die Nachfrage die Erwartungen der Analysten.
Der Treiber dieses Wachstums liegt auf der Hand: Die Massnahmen zur Pandemiebekämpfung kurbelten das Geschäft an, insbesondere in den Bereichen Homeoffice respektive Telearbeit, E-Learning, E-Commerce, Streaming, Onlinegaming und Collaboration.
AWS verdient am meisten, wächst aber am langsamsten
Am meisten Geld mit der Cloud verdient nach wie vor Amazon Web Services (AWS). Andy Jassy, derzeit CEO von AWS, soll im dritten Quartal 2021 das Ruder von Konzernchef Jeff Bezos übernehmen.
AWS hat gemäss Canalys einen Marktanteil von 31 Prozent. Auf Platz zwei kommt Microsoft Azure mit 20 Prozent. Google Cloud kommt auf 7 Prozent, dicht gefolgt von Alibaba Cloud mit 6 Prozent.
Insgesamt machen die vier Hyperscaler 65 Prozent des Marktes unter sich aus.
(Source: Canalys)
Fraglich ist allerdings, wie lange AWS seinen Vorsprung gegenüber den anderen Hyperscalern halten kann. Was die jüngsten Wachstumsraten angeht, bildet AWS jedenfalls das Schlusslicht. Per Ende des vierten Quartals 2020 wuchs der Umsatz von AWS im Jahresvergleich um 28 Prozent. Microsoft Azure, Google Cloud und Alibaba Cloud hätten Umsätze jeweils um mindestens 50 Prozent gesteigert, schätzt Canalys.
(Source: Canalys)
Azure holt auf
Insbesondere Microsoft macht AWS das Geschäft streitig. Im jüngsten Geschäftsquartal zog das Geschäft mit Azure wieder an, nachdem es in den Monaten zuvor eher schleppend lief. Laut Canalys wächst Microsofts Cloud Business nun insbesondere dank Microsoft Teams und Windows Virtual Desktop.
Seit einiger Zeit will Microsoft mit Azure auch vertikale Märkte beackern. Im Mai 2020 lancierte Microsoft ein Cloud-Paket fürs Gesundheitswesen. Und vor wenigen Wochen ging der Softwarehersteller mit einem Cloud-Angebot für Detailhändler an den Start.
Google Cloud leidet unter Wachstumsschmerzen
Google Cloud wächst derzeit ähnlich schnell wie Azure. Im Geschäftsjahr 2020 setzte Google Cloud rund 13 Milliarden US-Dollar um - 46 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch für die Google-Holding Alphabet ist die Cloud nach wie vor ein Verlustgeschäft. Unter dem Strich verbuchte Googles Cloud-Sparte einen operativen Verlust von 5,6 Milliarden Dollar.
Im Gegensatz zu Google hat Alibaba mit seinem Cloud-Geschäft den Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft. Alibaba Cloud bilanzierte kürzlich einen Betriebsgewinn auf Stufe EBITA von 3 Millionen US-Dollar. Der Umsatz kletterte derweil im Jahresvergleich um 50 Prozent auf 2,47 Milliarden Dollar
AWS, Google und Microsoft haben die Entwicklung des Cloud-Computings massgeblich geprägt. Das erste System, das heute als "Cloud" bezeichnet würde, stammt aber von einer anderen Organisation, nämlich vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT aus Sankt Augustin in Deutschland. In der "kleinen Geschichte der Cloud" erfahren Sie mehr dazu.