Neue Amazon-Funktion verärgert Kunden und ruft Datenschützer auf den Plan
Amazon lanciert in den USA eine Funktion namens "Sidewalk". Diese sorgt dafür, dass sich Amazon-Geräte mit Partner-Geräten vernetzen. Datenschützer, Internet-Provider sowie Nutzerinnen und Nutzer äussern bedenken.
Amazon hat in den USA mit "Sidewalk" eine neue Funktion für seine Geräte lanciert. Ziel dieser Funktion ist es, sicherzustellen, dass die smarten Amazon-Geräte und jene ausgewählter Partner online bleiben können, auch wenn kein WLAN in der Nähe ist. Damit könnten Nachbarschaftsnetzwerke entstehen. Die neue Technologie sorgt jedoch für Bedenken, unter anderem bezüglich Datenschutz. In den USA startete Sidewalk gemäss "Süddeutsche Zeitung" vorletzte Woche.
Nachbarschaftsnetzwerke möglich
Mit Sidewalk könne jeder und jede seine oder ihre Geräte mit Geräten von Partnern vernetzen. Auf diesem Weg erhielte auch die Sicherheitskamera ausserhalb des heimischen WLANs gratis Zugriff zum WLAN des Nachbarn oder der Nachbarin. Dabei zwackt die Kamera laut "Süddeutsche Zeitung" etwas Bandbreite ab, um in Betrieb zu bleiben. Damit möglichst viele Geräte in der Umgebung auch ins Internet kommen, gäbe jeder und jede etwas Frequenz ab.
Dabei würden die jeweiligen Gadgets als sogenannte "Brücken" agieren, wenn sie mit einem Router verbunden sind. Sie erhöhen also die Reichweite des Routers und geben einen Teil des Signals an andere Sidewalk-fähige Geräte weiter. So können Nachbarschaftsnetzwerke, sogennante "Mesh-Networks", entstehen.
Mangelnde Information und Datenschutzbedenken
Die neue Technologie sorgte laut der "Süddeutschen Zeitung" auch für Empörung. Amazon habe seine Kundinnen und Kunden zu wenig informiert. Datenschützer befürchten ausserdem, die neue Funktion könnte Einfallsmöglichkeiten für Kriminelle bieten. Internetanbieter zeigen sich besorgt.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, hat Amazon Sidewalk standardmässig via Update auf seinen Geräten eingeschaltet, ohne die Besitzer und Besitzerinnen zu fragen. Nutzerinnen und Nutzer der Amazon-Geräte hätten lediglich im Nachhinein eine E-Mail erhalten, die erklärte, wie sie Sidewalk nachträglich ausschalten könnten.
Amazon provozierte mit Sidewalk auch Datenschutzbedenken. Um diese auszuräumen, veröffentlichte der Konzern ein 13-seitiges Whitepaper zum Thema Privatsphäre bei seinen Geräten. Darin heisst es, sensible Daten der Kundinnen und Kunden würden von Sidewalk nicht gesehen.
Amazon will Geräte anderer Anbieter vernetzen
Wie es in der "Süddeutschen Zeitung" weiter heisst, will Amazon künftig mehr Geräte anderer Hersteller integrieren. Damit erhöht sich aber das Risiko von Sicherheitslücken, welche Kriminelle nutzen könnten, so Tobias McFadden, Abgeordneter der Piratenpartei. Je grösser das Netz, desto mehr Sicherheitsrisiken gibt es, sagt der Experte. Amazon bestätigte auf Nachfrage der "Süddeutschen Zeitung", dass Drittanbieter-Anwendungen dieselben Verschlüsselungsstandards erfüllen müssten wie Amazons eigene Geräte.
Weitere Kritik kommt aus dem Lager der US-amerikanischen Internet-Provider. Diese werfen Amazon gemäss der "New York Times" vor, ihre Dienste kostenlos Unbefugten zur Verfügung zu stellen. Amazon dementierte gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" den Vorwurf, dass Sidewalk ein Problem mit den Internet-Nutzungsbedingungen darstelle.
Übrigens: Amazon ist neu auch ins Film-Business eingestiegen. Das seit fast 100 Jahren bestehende Hollywood-Studio Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) gehört nun Amazon. Der Konzern kaufte MGM für 8,45 Milliarden US-Dollar und will mit dem Schritt neue Prime-Kundschaft gewinnen. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.