Die EPFL heizt jetzt mit der Abwärme ihres Rechenzentrums
Die EPFL hat ihr neues Heizkraftwerk eingeweiht. Betrieben wird es nicht mehr mit Heizöl, sondern unter anderem mit Wasser aus dem Genfersee. Dieses kühlt ein Rechenzentrum, dessen Abwärme trägt dann wiederum zur Beheizung des Campus bei.
Nach dreijähriger Bauzeit hat die ETH Lausanne (EPFL) ein neues Heizkraftwerk eingeweiht. Das besondere daran: Es nutzt unter anderem die im Rechenzentrum entstehende Abwärme, um den Campus zu beheizen. Laut der EPFL ist die Anlage ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität.
An der Einweihungsfeier vom 8. September erklärte Matthias Gäumann, Vizepräsident Operations, die Funktionsweise der komplexen Infrastruktur. Demnach ermöglicht ein kombiniertes System aus Pumpen im Genfersee, Wärmetauschern, Sonnenkollektoren sowie einer Nutzung der vom Datenzentrum abgegebenen Wärme, den Campus zu kühlen und zu beheizen. Im Gegensatz zu früheren Anlagen werde im neuen System überhaupt kein Heizöl mehr verwendet.
Den CO2-Fussabdruck reduzieren
Die neue Anlage, die in Zusammenarbeit mit Bouygues errichtet wurde, liefert 54 Prozent des gesamten Energiebedarfs der EPFL. Dazu kommen weitere 40 Prozent aus Strom und 6 Prozent Gas. Die neue Anlage komme genau zum richtigen Zeitpunkt, betonte EPFL-Präsident Martin Vetterli in seiner Rede. Sie ermögliche eine "absolut substanzielle" Reduzierung des CO2-Fussabdrucks der Hochschule. Gisou van der Goot, Vizepräsidentin für nachhaltige Transformation an der EPFL, führte aus, dass ein mit Gas oder Öl betriebenes Kraftwerk einen viermal höheren CO2-Fussabdruck hätte.
Ihre Energie bezieht die Anlage einerseits von Photovoltaikmodulen auf dem Dach und an allen Fassaden des Wärmepumpen-Heizkraftwerks. Zudem pumpt das System Wasser mit einer konstanten Temperatur von 7 Grad aus dem Genfersee (aus einer Tiefe von 75 Metern). Das Wasser fliesst durch eine 1 Kilometer lange Leitung mit einem Durchmesser von 1,1 Metern zu vier riesigen neuartigen Wärmepumpen, die das Wasser durch den thermodynamischen Prozess der Kompression, Kondensation, Entspannung und Verdampfung auf 67 Grad erhitzen können.
RZ kühlen und Abwärme weiterverwenden
Das Rechenzentrum hat eine Fläche von fast 1000 Quadratmetern, die Platz für zwölf Servergassen bietet. Auf Anfrage erklärt Philippe Morel, Leiter der IT-Infrastruktur und des IT-Betriebs, dass durch die Türen der Racks mit Seewasser gekühltes, gefiltertes Industriewasser zirkuliert. Das Wasser, das mit einer Temperatur zwischen 24 und 28 Grad aus den Racks kommt, wird dann zu den Wärmepumpen umgeleitet, um zur Beheizung des Campus beizutragen.
Die Speicher- und Rechenkapazität des Zentrums werde schrittweise auf 4 Megawatt steigen. Der PUE-Wert (Energieeffizienzindikator) dieses Rechenzentrums, das über dem Heizkraftwerk angesiedelt ist, beträgt zunächst 1,15 und soll künftig auf 1,1 sinken. Zur Erinnerung: Je niedriger der PUE-Wert, desto effizienter ist das Rechenzentrum. Laut dem Uptime Institute stagniert die Energieeffizienz von Rechenzentren seit mehreren Jahren.
Das Rechenzentrum befindet sich über dem Wärmekraftwerk der EPFL und verfügt über ein System, das die Server mit Seewasser kühlt (Quelle: Alain Herzog/EPFL).
Das neue System werde künftig auch wissenschaftlich genutzt, teilt die EPFL mit. So wollen das EcoCloud-Zentrum und das Energiezentrum der EPFL gemeinsam ein Projekt starten, um die CO2-Emissionen aus dem Betrieb des Rechenzentrums zu minimieren. Dieses soll die Fotovoltaikpanels der Heizzentrale und die auf dem Campus befindliche Speicherbatterie nutzen und direkt vom Rechenzentrum aus gesteuert werden.
Ebenfalls an einer Lösung für nachhaltige Heizenergie arbeiten Wärmelieferant EBL und die ARA Worblental. Der Fernwärmeverbund sieht vor, Wärme aus geklärtem Abwasser zu nutzen. Das käme nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch der gesamten Region, wie Sie hier erfahren.