Diese Schweizer Banken verschlafen das digitale Onboarding
Viele Schweizer Banken haben es noch immer nicht geschafft, ihrer Neukundschaft die Online-Kontoeröffnung anzubieten. Defizite bestehen vor allem bei Spar- und 3a-Konten. Welche Finanzinstitute besonders ins Hintertreffen geraten, zeigt ein Vergleich von Moneyland.
Seit mindestens acht Jahren befassen sich Schweizer Banken mit digitalem Onboarding, also mit dem Abschluss von Bankprodukten über Onlinekanäle. Im März 2016 hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hiesigen Finanzinstituten rein digitale Kontoeröffnungen per Videoidentifizierung erlaubt. Kurz darauf führten erste Schweizer Banken die Online-Identifizierung ein; im Sommer 2017 war die Credit Suisse soweit.
Man könnte also meinen, die Online-Kontoeröffnung gehört heutzutage zum Standardrepertoire der Schweizer Banken. Doch weit gefehlt: Bei vielen Finanzinstituten lassen sich Bankkonten noch immer nicht online eröffnen, wie eine Untersuchung des Vergleichsdienstes Moneyland zeigt. Besonders harzt es demnach bei Spar- und 3a-Konten.
Privatkonto: Fehlanzeige bei jeder dritten Bank
Ein Drittel der befragten Schreizer Banken bietet gemäss Moneyland noch keine Onlineeröffnung von Privatkonten an. Bei sieben von 31 untersuchten Banken kann man zwar online ein Konto beantragen - die Eröffnung eines Privatkontos ist jedoch nur auf dem Korrespondenzweg möglich. Das heisst: Neukundinnen und Neukunden müssen die per Post erhaltenen Unterlagen unterschreiben, eine - oftmals echtheitsbestätigte - Ausweiskopie beilegen und per Post zurückschicken.
Zu den Banken, die noch keine vollständig digitale Kontoeröffnung anbieten, zählen insbesondere Kantonalbanken - unter anderem die Glarner, die Thurgauer, die Urner und die Zürcher Kantonalbank. Diesen Finanzinstituten hätten gegenüber Moneyland beteuert, an der Einführung einer Online-Identifizierung zu arbeiten, teilt der Vergleichsdienst mit.
Bei 19 von 31 befragten Banken ist die Kontoeröffnung inklusive Identifikation hingegen vollständig digitalisiert. Dazu braucht es in der Regel ein Selfie oder ein Videointerview. Bei zwei weiteren Banken gestaltet sich der Prozess jedoch aufwändiger: Bei diesen kann man sich zwar online identifizieren lassen, doch die definitive Eröffnung erfolgt erst, nachdem man ein unterschriebenes Formular per Post zurückgeschickt oder es am Bankschalter abgegeben hat.
Bei diesen Schweizer Banken kann man ein Bankkonto vollständig online eröffnen:
Sparkonto: unter Bedingungen
Die Eröffnung von Sparkonten sei in der Schweiz noch ungenügend digitalisiert, folgert die Untersuchung. Bei 17 von 31 befragten Banken ist die Onlineeröffnung eines Sparkontos zwar prinzipiell möglich. Allerdings können Kunden und Kundinnen nur bei zehn Banken ein Sparkonto ohne ein Privatkonto oder Bankpaket eröffnen.
"Wer ein Sparkonto ohne Privatkonto und Bankpaket möchte, muss dafür bei vielen Banken am Schalter vorbeigehen", sagt Ralf Beyeler von Moneyland. Während das Sparkonto bei vielen Banken kostenlos geführt wird, verrechnen die Banken bei Privatkonten und Bankpaketen meistens Kontoführungsgebühren.
Ralf Beyeler, Telekom- und Geld-Experte bei Moneyland. (Source: zVg)
Besonders schwierig: Säule 3a und Kontoeröffnung aus dem Ausland
Um die Eröffnung eines Säule-3a-Kontos über das Internet ist es noch schlechter bestellt als es beim Sparkonto der Fall ist, wie Moneyland feststellt. Nur bei sieben von 31 klassischen Schweizer Banken können Neukundinnen und Neukunden ein 3a-Konto online eröffnen. Bei weiteren drei Banken ist es zwar möglich, ein Säule-3a-Konto online zu eröffnen - allerdings nur unter der Bedingung, dass man gleichzeitig ein Privatkonto eröffnet oder sich für ein Bankpaket entscheidet.
Am härtesten trifft die fehlende Digitalisierung jedoch die im Ausland lebende Schweizer Bevölkerung. Um ein Konto zu eröffnen, müssen sie bei praktisch allen Banken nach wie vor eine Filiale in der Schweiz aufsuchen.
Von den 31 befragten Banken bietet einzig die CA Next Bank Personen mit Wohnsitz in Deutschland, Frankreich und Italien die Möglichkeit, ein Konto online zu eröffnen - vorausgesetzt, dass eine wirtschaftliche Beziehung zur Schweiz besteht. Personen, die ihren Wohnsitz in anderen Ländern haben, können bei dieser Bank ein Konto online beantragen, allerdings nimmt das Finanzinstitut anschliessend eine individuelle Prüfung vor.
Bei den Smartphone-Banken Yapeal und Yuh können Personen mit Wohnsitz in den Nachbarländern der Schweiz online ein Konto eröffnen. "Dies ist nicht nur für Auslandschweizer ein Vorteil, sondern auch für Personen aus diesen Ländern, die demnächst in die Schweiz ziehen wollen", sagt Ralf Beyeler.
Über die Umfrage
Moneyland hat für die Untersuchung 36 Banken schriftlich befragt, darunter die grössten Schweizer Banken, alle Kantonalbanken sowie einige mittlere und kleinere Banken - 31 davon haben geantwortet. Nicht berücksichtigt sind Online-Broker, Smartphone-Banken, digitale Vermögensverwalter und Vorsorge-Apps.