Fehlendes Vertrauen

Wenn KI drauf steht, sinkt die Kauflust

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von René Jaun und ahu

Wer Produkte verkaufen will, sollte den Begriff künstliche Intelligenz meiden. Denn laut einer Studie schmälert der KI-Begriff die Kaufabsicht potenzieller Konsumentinnen und Konsumenten. Der Effekt ist je nach Produktart unterschiedlich stark und hängt mit mangelndem Vertrauen in die Technologie zusammen.

(Source: pathdoc / stock.adobe.com)
(Source: pathdoc / stock.adobe.com)

Ob Laptop, Kopfhörer, TV oder Staubsauger: Wer heute ein Tech-Gerät kauft, kommt um künstliche Intelligenz nicht herum. Die Hersteller integrieren die neue Technologie prominent - zumindest in den Produktbeschreibungen und mutmasslich in der Hoffnung, dadurch den Verkauf der Geräte anzukurbeln.

KI-Begriff als Kauflust-Killer

Doch wer den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen fördern will, sollte Hinweise auf künstliche Intelligenz in der Produktbeschreibung lieber unterlassen. Diesen Schluss legt zumindest eine von der Washington State University (WSU) geleitete Studie nahe. Das Forschungsteam legte seinen Testpersonen eine Reihe von Produktbeschreibungen vor. Die Forschenden stellten fest, "dass die Aufnahme des Begriffs "Künstliche Intelligenz" in Beschreibungen von Produkten und Dienstleistungen die Kaufabsicht verringert", wie sie im Abstract schreiben. Wer also den KI-Begriff entdeckte, gab an, weniger geneigt zu sein, das Produkt zu kaufen.

"Wir haben den Effekt in acht verschiedenen Produkt- und Dienstleistungskategorien getestet, und die Ergebnisse waren immer dieselben: Es ist ein Nachteil, den (KI-) Begriff in den Produktbeschreibungen zu verwenden", lässt sich Mesut Cicek, klinischer Assistenzprofessor für Marketing und Hauptautor der Studie, in einer Mitteilung zitieren.

Besonders ausgeprägt ist das Muster laut den Wissenschaftlern bei Produkten, deren Versagen potenziell grössere Risiken wie finanziellen Verlust oder Gefahr für die körperliche Sicherheit mit sich bringen, also etwa bei teurer Elektronik, medizinischen Geräten oder Finanzdienstleistungen.

Bedenken, Unwissenheit, Sci-Fi

In ihrer Arbeit liefern die Autoren auch eine Erklärung für den KI-Begriff als Kauflust-Killer. "Wir haben festgestellt, dass emotionales Vertrauen eine entscheidende Rolle dabei spielt, wie Verbraucher KI-gestützte Produkte wahrnehmen", sagt Cicek. Die Testpersonen hatten weniger Vertrauen in künstliche Intelligenz und zeigten entsprechend weniger Kaufinteresse.

Für das geringere Vertrauen wiederum formuliert das Forschungsteam mehrere mögliche Gründe: Es gebe eine Reihe von Bedenken bezüglich Funktion, Fähigkeiten oder Schwachstellen von KI-Algorithmen. Auch die Einsatzgebiete der KI-Technologien - namentlich Datenerfassung und -auswertung, Überwachung, autonome Entscheidungsfindung oder prädiktive Analysen – weckten Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz. Da KI-Technologie noch relativ neu ist, mag das geringere Vertrauen auch mit einer "Furcht vor dem Unbekannten" zusammenhängen. Und schliesslich erinnern die Forschenden an die oft negativ geprägte Darstellung von künstlicher Intelligenz in Sci-Fi-Büchern und -Filmen.

Lieber andere Begriffe nehmen

"Marketer sollten sorgfältig überlegen, wie sie KI in ihren Produktbeschreibungen präsentieren oder Strategien entwickeln, um das emotionale Vertrauen zu erhöhen"; rät Cicek. Die Betonung von KI sei nicht immer vorteilhaft, insbesondere bei hochriskanten Produkten. Besser sei es, die Funktionen oder Vorteile zu beschreiben.

In der Studie schlagen die Forschenden ausserdem vor, den KI-Begriff durch andere Termini zu ersetzen, wie "Spitzentechnologie" oder "fortschrittliche Technologie". Soll der KI-Begriff in der Produktbeschreibung dennoch vorkommen, raten die Studienautoren dazu, "ein vertrauenswürdigeres Markenimage aufzubauen und so das emotionale Vertrauen der Verbraucher in ihre KI-gestützten Waren und Dienstleistungen zu stärken".

 

Im Rahmen einer anderen Studie untersuchten die ETH und Swissmem die Nutzung von KI im verarbeitenden Gewerbe. Es stellt sich heraus, dass die KI-Integration in der Industrie nur zögerlich voranschreitet, wie Sie hier lesen können.

 

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