"Marc Moment" mit Salesforce-CEO Marc Benioff
Im Rahmen einer "Marc Moment" genannten Q&A-Session hat Salesforce-CEO Marc Benioff Fragen verschiedener Journalisten aus aller Welt beantwortet. Dabei hielt er auch mit Kritik an der Konkurrenz nicht hinter dem Berg.
Marc, Sie haben gesagt, dass viele der Geschichten von KI-Anbietern nicht wahr seien. Wie stellen Sie sicher, dass Salesforce sich von diesen Erzählungen abhebt, insbesondere im Hinblick auf die KI-Plattform Agentforce?
Marc Benioff: Es gibt viele Erzählungen von Anbietern, die nicht der Realität entsprechen. Unsere Kunden setzen bereits echte KI ein, und der Unterschied bei Salesforce ist, dass wir eng mit ihnen zusammenarbeiten. Wir haben 4000 Ingenieure in die Gespräche mit unseren Kunden eingebracht, um sicherzustellen, dass die Implementierung von Agentforce und unserer KI in der Praxis funktioniert. Unsere Plattform bietet eine einzigartige Integration von KI und Kunden-Touchpoints, die andere Anbieter nicht bieten. Am Ende des Tages zählt nur, ob die Technologie echten Wert für die Kunden bringt. Wenn das nicht der Fall ist, spielt es keine Rolle, wie beeindruckend die Technologie auf dem Papier aussieht.
Sie sprechen von einem neuen Ansatz, insbesondere im Vergleich zu anderen Anbietern von KI-Systemen. Was macht Salesforce anders?
Viele Unternehmen verkaufen KI als eine Art Wissenschaftsprojekt. Wir bei Salesforce wollen den Do-it-yourself-Ansatz beenden, bei dem Kunden alles selbst zusammenbauen müssen. Wir bieten eine ganzheitliche Plattform, die out-of-the-box funktioniert. Die Ergebnisse sprechen für sich: Unsere Plattform bietet eine Genauigkeit von 40 bis 70 Prozent, und mit unserer neuer Atlas Reasoning Engine steigern wir diese sogar auf über 90 Prozent. Dies ist unser Ansatz, um den Hype zu durchbrechen und echten Mehrwert zu liefern. (Laut Salesforce beginnt Atlas mit der Auswertung und anschliessenden Verfeinerung einer Abfrage. Von dort aus ruft er Daten ab und analysiert die Ergebnisse, um sicherzustellen, dass sie genau und relevant sind und auf vertrauenswürdigen Daten beruhen. Anm. d. Red.)
Die Agentforce-KI-Plattform ist eine gewaltige Neuerung. Wie wollen Sie sicherstellen, dass sie weniger zum Halluzinieren neigt als andere KIs?
Vertrauen ist der zentrale Punkt unserer Plattform. Wir haben einen speziellen "Trust Layer" entwickelt, der die Genauigkeit und Qualität der KI-Outputs sicherstellt. Es handelt sich bei der Entwicklung unserer KI-Agenten um einen iterativen Prozess. Wenn Kunden Rückmeldungen geben, passen wir die Agenten an und verbessern sie kontinuierlich. Wir setzen strenge Sicherheitsvorkehrungen ein, um sicherzustellen, dass unsere KI innerhalb sicherer Grenzen arbeitet. Sollte es zu Fehlern kommen, nutzen wir das Feedback, um die Agenten weiter zu optimieren.
Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung von KI-Agenten ein, insbesondere im medizinischen Bereich?
Im Gesundheitswesen sehe ich grosses Potenzial. Agentforce könnte beispielsweise eingesetzt werden, um komplexe Aufgaben wie die Terminplanung von MRTs oder Laboruntersuchungen zu automatisieren. Dies würde viel Arbeitszeit freisetzen und die Effizienz erhöhen. Wir entwickeln auch neue grosse Sprachmodelle, die sogenannten Large Action Models (LAMs), die speziell für die Durchführung solcher Orchestrierungsaufgaben entwickelt wurden. Diese Modelle lernen aus realen Handlungen und verbessern kontinuierlich ihre Leistung.
Wie gehen Sie mit dem Thema Jobverlust durch KI um, insbesondere im Hinblick auf weniger qualifizierte Tätigkeiten?
Es gibt immer Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze. Allerdings haben wir bereits Beispiele, die zeigen, dass KI die Produktivität steigern und gleichzeitig neue Möglichkeiten schaffen kann. Ein Beispiel ist Gucci: Nach der Einführung unserer Technologie in ihrem Callcenter stiegen nicht nur die Effizienz und die Kundenzufriedenheit, sondern die Mitarbeiter konnten auch aktiv neue Produkte verkaufen, was den Umsatz um 30 Prozent erhöhte. KI hat also das Potenzial, bestehende Jobs nicht nur zu erhalten, sondern auch wertvoller zu machen.
Microsoft hat eine starke Position im Bereich der KI-Plattformen. Wie sehen Sie diese Konkurrenz?
Microsoft ist ein beeindruckendes Unternehmen, und wir schätzen die Konkurrenz. Letztendlich geht es für uns jedoch nur um den Erfolg unserer Kunden. Die Kunden müssen entscheiden, welche Plattform für sie den grössten Nutzen bringt, und wir sind überzeugt, dass unsere integrierte Plattform den Unterschied macht.
Sie haben kürzlich die Agentforce World Tour angekündigt, bei der Sie Tausende von Kunden weltweit mit der Plattform vertraut machen möchten. Welche Ziele verfolgen Sie damit?
Unser Ziel ist es, bis zum Start unseres neuen Geschäftsjahres am 1. Februar 2025 Tausende von Kunden live auf Agentforce zu haben und dass Agentforce bis zur nächsten Dreamforce in einem Jahr mit einer Milliarde Verbrauchern weltweit über Agenten interagieren wird. Das ist ein ehrgeiziger Plan, aber wir glauben, dass wir mit den technischen Durchbrüchen, die wir mit Agentforce und unserer Atlas-Plattform erzielt haben, auf dem richtigen Weg sind. Der Erfolg hängt jedoch letztendlich davon ab, ob unsere Kunden die Technologie nutzen und davon profitieren.
Lesen Sie hier, was Salesforce-CEO Marc Benioff im Rahmen seiner Keynote an der Dreamforce 2024 sagte.