Salesforce will mit Agentforce wieder zweistellig wachsen
Im Rahmen eines Roundtables hat Salesforce-COO Brian Milham Fragen verschiedener Journalisten aus aller Welt beantwortet. Mit der Geschäftsentwicklung in der Schweiz ist Salesforce sehr zufrieden, auch wenn Herausforderungen bleiben.
Salesforce prognostiziert ein einstelliges Umsatzwachstum in diesem Geschäftsjahr. Inwiefern sehen Sie Ihr neues KI-Angebot Agentforce als Schlüssel, um zu zweistelligem Wachstum zurückzukehren?
Brian Milham: Wir sehen Agentforce als einen wichtigen Treiber für unser zukünftiges Wachstum. Obwohl wir noch nicht den Status der allgemeinen Verfügbarkeit erreicht haben (dies wird laut Salesforce am 25 Oktober der Fall sein, Anm. d. Red.), gehen wir davon aus, dass Agentforce aufgrund seiner engen Anbindung an unsere bestehende Technologie, von der alle unsere Kunden bereits profitieren, ein massives Potenzial hat. Natürlich ist es schwierig, in einem 38-Milliarden-Dollar-Unternehmen den Hebel kurzfristig zu bewegen, aber langfristig sind wir sehr optimistisch. Agentforce wird uns helfen, unseren Markt zu erweitern und neue Wachstumschancen zu nutzen.
Welche weiteren "Wachstumshebel" sehen Sie denn ausser Agentforce ?
Abgesehen von Agentforce sehen wir grosses Potenzial in internationalen Märkten. Wir haben in den USA bereits erhebliche Erfolge erzielt, aber wir sind hier auch sehr stark vertreten. Das Wachstumspotenzial in internationalen Märkten, insbesondere in Regionen wie Asien und Europa, bleibt jedoch enorm. Zudem eröffnen sich durch neue Partnerschaften mit Unternehmen wie IBM, Google, AWS und Nvidia weitere Möglichkeiten. Auch die Multicloud-Strategie wird weiterhin ein wesentlicher Wachstumstreiber für uns sein, insbesondere wenn wir unsere Technologie und KI-Lösungen auf verschiedene Plattformen und Clouds erweitern.
Es macht den Anschein, dass die Entwicklung von Agentforce sehr schnell erfolgt ist. Wie lange hat Salesforce daran gearbeitet?
Die Wahrnehmung mag sein, dass es schnell ging, aber die Entwicklung von Agentforce basiert auf einer strategischen Neuausrichtung, die vor etwa 18 bis 24 Monaten begann. Marc Benioff hat damals den klaren Kurs vorgegeben, Salesforce zu einem "AI-first"-Unternehmen zu machen. Seitdem arbeiten unsere Produktteams intensiv daran, die besten KI-Lösungen der Welt zu entwickeln. Die technischen Grundlagen wurden aber bereits vor über einem Jahrzehnt gelegt, als wir mit prädiktiver KI angefangen haben. Diese Erfahrung und unsere Infrastruktur sind entscheidende Bausteine für Agentforce .
Im Bereich der künstlichen Intelligenz scheint die Konkurrenz in den letzten zwei Jahren deutlich härter geworden zu sein. Wie positioniert sich Salesforce im Vergleich zu Unternehmen wie etwa Microsoft?
Der Wettbewerb hat sich tatsächlich intensiviert. Interessant ist jedoch, dass sich der Hype-Zyklus langsam in einen Wert-Zyklus verwandelt. Viele Unternehmen haben grosse Versprechungen rund um KI gemacht, aber die eigentliche Herausforderung besteht darin, echten Mehrwert zu liefern. Genau das tun wir mit Agentforce. Unsere Kunden erleben bereits heute, wie KI ihre Arbeitsabläufe verbessert. Agentforce ist nicht nur eine Spielerei – es macht Vertriebs-, Service- und Marketingteams effizienter und produktiver. Wir haben bestehende Beziehungen zu unseren Kunden, wir wissen, was sie brauchen, und wir glauben, dass wir mit Agentforce in einer einzigartigen Position sind, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Die Rückmeldungen unserer Kunden sind extrem positiv, was uns in unserer Strategie bestärkt.
Wie schwierig ist es, in einem so dynamischen Marktumfeld zu bestehen und die Nase vorne zu haben?
Es gibt viele Mitbewerber, das stimmt, aber für uns ist Vertrauen einer der wichtigsten langfristigen Erfolgsfaktoren. Unsere Kunden müssen darauf vertrauen können, dass die von uns bereitgestellte KI sicher, transparent und zuverlässig ist. Das unterscheidet uns von vielen anderen Anbietern auf dem Markt. Salesforce ist seit jeher auf Vertrauen gebaut, und diese Philosophie bleibt auch bei der Entwicklung neuer KI-Technologien wie Agentforce unverändert. Wir haben von Anfang an ein sogenanntes Trust Layer in Agentforce implementiert, um sicherzustellen, dass die KI-Systeme korrekt arbeiten und die Erwartungen der Kunden erfüllen.
Was macht Agentforce in Bezug auf andere KI-Lösungen so besonders?
Es geht darum, echten Mehrwert zu liefern. Viele der heutigen "Co-Pilot"-Lösungen versprechen viel, liefern aber oft nicht die gewünschten Ergebnisse. Bei Agentforce ist es anders. Wir können bereits jetzt Erfolge bei Kunden wie Wiley und Fossil vorweisen, die durch den Einsatz von Agentforce ihre Geschäftsprozesse beschleunigen und optimieren konnten. Wir setzen auf "AI in the flow of work", also auf KI, die direkt in die Arbeitsabläufe integriert ist und sofortige Ergebnisse liefert. Dabei bauen wir auf langjährige Kundenbeziehungen und unser umfassendes Wissen über ihre Bedürfnisse auf. So stellen wir sicher, dass unsere Kunden wirklich von unserer Technologie profitieren.
Wie genau muss man sich das Konzept dieser Vertrauensebene, dieses "Trust Layers", konkret vorstellen?
Bei der Entwicklung von Agentforce haben wir von Anfang an Themen wie der Schutz personenbezogener Daten (PII), die Entfernung toxischer Inhalte und die Vermeidung von Verzerrungen fest in die Technologie integriert. Doch Vertrauen geht über diese grundlegenden Aspekte hinaus. Es geht auch darum, klare Berechtigungen und Schutzmechanismen einzubauen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Orchestrierung von mehrstufigen Aktionen durch KI-Agenten. Hier muss sichergestellt sein, dass nur autorisierte Nutzer bestimmte Schritte ausführen können. Wir haben auch Mechanismen entwickelt, um KI-Systeme auf den Umgang mit Ambiguität zu schulen.
Wie wird sich das Trust Layer weiterentwickeln?
Vertrauen ist ein dynamisches Konzept, besonders in KI und Technologie. Wir müssen kontinuierlich neue Sicherheitsvorkehrungen einbauen, um sicherzustellen, dass unsere Systeme den höchsten Anforderungen entsprechen
Salesforce ist im Schweizer Markt gut positioniert. Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung von Salesforce in Zürich?
Wir sind äusserst zufrieden mit der Entwicklung im Schweizer Markt. Unter der Leitung von Country Manager Rami Habib haben wir hervorragende Fortschritte erzielt. Es gibt noch einige Punkte, an denen wir arbeiten, um den gesamten Markt zu erschliessen, insbesondere in Bezug auf den Finanzsektor. Wir möchten sicherstellen, dass die Banken in der Schweiz auf unsere Technologie vertrauen können. Diese Lösungen werden im vierten Quartal eingeführt, was uns neue Möglichkeiten im Schweizer Markt eröffnen wird. Die Schweiz und Europa sind auch Vorreiter in Bezug auf Datenregulierung und den Schutz von Daten innerhalb nationaler Grenzen. Diese Regulierungen haben uns herausgefordert, aber auch unsere Innovationskraft gefördert.
Welche Branche steht dabei im Fokus?
Der Finanzsektor wird definitiv einer unserer wichtigsten Wachstumstreiber in der Schweiz. Aber auch andere Branchen sind für uns von grossem Interesse. Besonders stark ist der Gesundheitssektor, und die Technologiebranche spielt weltweit eine führende Rolle. Viele Unternehmen in der Schweiz sind frühe Anwender neuer Technologien, was uns optimistisch stimmt. Zudem sehen wir im Einzelhandel grosse Chancen, insbesondere im Bereich der Personalisierung und Kundenbindung, wie wir es bereits bei unserem Kunden Saks gezeigt haben. Alte Strukturen wie herkömmliche Telefonbäume entsprechen nicht mehr den Erwartungen der Kunden, und wir glauben, dass wir diese Erfahrung für unsere Kunden grundlegend verändern können.
Lesen Sie hier, was Salesforce-CEO Marc Benioff im Rahmen seines "Marc Moment" sagte.