Von Träumen, vom Machen und vom Altbewährten
Massgeschneiderte medizinische Behandlungen oder komplett personalisierte KI-Assistenten – am CNO Panel 2024 war Platz für aufregende Zukunftsvisionen. Die Gäste ermahnten das Publikum aber auch, bei allen Träumen das Machen und das Altbewährte nicht zu vergessen.
In Berner Casino ist gross gedacht worden am 28. Oktober 2024. Anlass war die 24. Ausgabe des CNO Panels. Veranstalter Sieber&Partners und diverse Sponsoren bringen am Event jeweils führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung zusammen mit dem Ziel, das beste aus Informations- und Kommunikationstechnologien zu schöpfen, wie Gastgeber Pascal Sieber zum Einstieg ausführte.
Dieses Jahr stand das CNO Panel unter dem Motto "Future Szenarios - Doers meet Dreamers". Allerdings, räumte Sieber ein, habe er bei der Planung des Abendprogramms schnell gemerkt, dass sich die Keynote-Gäste nicht in die Lager der "Träumenden" oder "Machenden einteilen liessen – alle befanden, in ihnen stecke sowohl "Dreamer" als auch "Doer". Was entsteht, wenn das Träumende und das Machende in einer Person aufeinandertreffen, schilderten sie in ihren Referaten.
Der fliegende Gesundheitsdatenteppich
Drei Gäste im Abendprogramm befassten sich schwerpunktmässig mit digitalen Technologien. Jon Fanzun, seit knapp drei Monaten Geschäftsführer des Branchenverbandes Swico, fasste die Ergebnisse des aktuellen Swiss Software Industry Survey zusammen. "Die Branche glaubt nach wie vor an das Wachstum", sagte er dazu. Die Lage sei stabil, wobei aber auch Luft nach Oben bestehe. Das gelte auch für den Einsatz künstlicher Intelligenz in Softwareunternehmen. "Man spricht seit etwa 18 Monaten davon, man versucht, pröbelt, schaut", so Fanzun. Wo sich die Investition lohne, werde man künftig auch eine Governance sehen. Weitere Erkenntnisse aus der Studie lesen Sie hier.
Für ein menschenzentriertes digitales Gesundheitswesen setzt sich Barbara Biedermann ein. In ihrem Referat erklärte die Ärztin, Wissenschaftlerin, Softwaredesignerin und Visionärin die Vorteile personalisierter Medizin: Sie sei komplett auf das Individuum abgestimmt und darum besonders wirksam. Zudem werde die Medizin der Zukunft "uns erlauben, das Kostenproblem in den Griff zu bekommen". Damit diese Vision Wirklichkeit wird, braucht es laut Biedermann primär eines: Gesundheitsdaten. Sie müssten nach standardisierten Methoden erhoben und für jede Patientin oder jeden Patient an einer zentralen Stelle gesammelt werden. "Nur so kommt der Gesundheitsdatenteppich zum Fliegen."
Barbara Biedermann sprach am CNO Panel 2024 über den Wert von Gesundheitsdaten. (Source: zVg)
Noch fehlen in vielen Fällen die Instrumente, um Daten auf diese Weise zu erheben, erklärte die Referentin. Es brauche minuziöse Planung und werde keineswegs billig, diesen Mangel zu beheben, fügte sie hinzu. "Aber machen wir den Schritt nicht, wird es teurer". Warum sich Biedermann für medizinische Beschwerdebilder stark macht, erfahren Sie im Interview.
Das KI-Gehirn und der Stromausfall
Pascal Kaufmanns Lieblingsthemen sind Roboter und künstliche Intelligenz, wie er zur Einleitung seines Vortrags verriet. Der Hirnforscher und KI-Experte präsentierte seine Vision von einer "Bellaissance": KI, so seine These, "wird uns künftig so viel Arbeit abnehmen, dass wir uns auf die Fragen nach dem guten Leben konzentrieren können". Anhand verschiedener Beispiele zeigte er, was Roboter und KI-Assistenten heute schon können und was sie dereinst können sollten. Heute schon machbar ist demnach etwa ein akustisch gesteuerter KI-Helfer ähnlich einem Hörgerät. Aber: "Eines Tages, wenn wir den Brain-Code geknackt haben, wird man Informationen tatsächlich ins Hirn einspeisen können", so der Referent, der sich etwa im Rahmen der AlpineAI-Initiative für KI-Förderung einsetzt. Der Mensch bleibe in alledem wichtig, stellte Kaufmann klar. "Es liegt an Ihnen, zu entscheiden, was automatisiert und digitalisiert werden soll".
Pascal Kaufmann erläuterte am CNO Panel 2024 seine Vision von der Zukunft der KI. (Source: zVg)
In Kaufmanns optimistischem Referat blieb wenig Platz für kritisches Hinterfragen der technologischen Revolution. Der Filmkünstler Riu Lohri, der das Bühnenprogramm des CNO Panels 2024 abschloss, holte dies auf wunderbare Weise nach. Er zeigte seinen Kurzfilm zum Projekt "Schweiz 2291".
Riu Lohri präsentierte am CNO Panel 2024 seinen Kurzfilm zum Projekt "Schweiz 2291". (Source: zVg)
"Vielleicht wird Menschen einmal bei der Geburt schon ein Gehirn eingepflanzt, mit dem du mega gescheit bist", sinniert darin der junge Protagonist. Das fände er jedoch nicht nur gut. "Es ist wichtig, dass man lernt. Denn falls einmal der Strom ausfällt oder der Chip kaputtgeht und du nichts weisst, (…) dann hast du's verkackt", schloss er - und erntete damit einen auffallend lauten Applaus.
Das nächste CNO Panel findet am 27. Oktober 2025 wieder in Bern statt.
Vergangenes Jahr drehte sich am CNO Panel übrigens alles um Digitalisierung und Nachhaltigkeit und die Frage, wie die beiden zueinander finden. Den Eventbericht lesen Sie hier.