Wie die Schweiz an der neuen Cebit Lärm machen will
ICTswitzerland, die Deutsche Messe und T-Link haben in Zürich gezeigt, wie sich die Schweizer ICT-Branche an der neuen Cebit präsentieren will. Start-ups, Trends und der lockere Austausch sollen die Messe zum Business-Festival machen. Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits.
Am neuen Standort des Swisscom Pirates Hub, gleich neben dem Zürcher Hauptbahnhof, haben ICTswitzerland, die Deutsche Messe und T-Link das Konzept für die kommende Cebit vorgestellt.
Die IT-Messe, die vom 11. bis 15. Juni in Hannover über die Bühne geht, kommt 2018 in einer ganz neuen Form daher, wie Verena Stübner von der Handelskammer Deutschland Schweiz zur Begrüssung sagte. Auch der Schweizer Gemeinschaftsstand sei verändert worden.
Rund 20 Aussteller aus der Schweiz (hier die Liste als PDF) seien in diesem Jahr mit dabei; sowohl unter dem Dach des rund 130 Quadratmeter grossen "Swiss Pavilion" in Halle 27 (Karte) wie auch mit eigenen Ständen. Wieder sei ein starker Schweizer Auftritt an der Cebit geplant, sagte Stübner.
Carl Ziegler von T-Link zeigte, was Cebit-Besucher am Schweizer Pavilion erwartet. (Source: Netzmedien)
Start-ups im Fokus
Für die Präsenz an der Cebit 2018 seien vor allem die Schweizer Start-ups wichtig, wie Carl Ziegler, Geschäftsführer des Messe-Organisators T-Link sagte. Schweizer Jungunternehmen müssten sich im Ausland präsentieren, um langfristig erfolgreich zu sein. Dafür böte der Swiss Pavilion eine optimale Plattform.
"Innovativ und quirrlig" wolle sich die Schweiz in Hannover präsentieren, sagte Ziegler und fügte an: "Wir wollen an der Cebit Lärm machen - und das werden wir auch." Am 13. Juni stehe ausserdem die Delegationsreise aus der Schweiz auf dem Programm. Sie soll Gelegenheit zum Besuch bei den Ausstellern und Networking bieten.
Cebit will sich wandeln
Um zu zeigen, was die Cebit in diesem Jahr alles neu machen will, kam Daniela Stack von der Deutschen Messe nach Zürich. Die Cebit 2017 sei "sehr erfolgreich" gewesen, sagte sie. So wie die Digitalisierung die Unternehmen zur Veränderung zwinge, müsse sich aber auch die Cebit anpassen. Neue Technologien und eine jüngere Generation riefen nach einem neuen Format. Dieses stellte Senior Vice President Marius Felzmann vor kurzem in einem Interview vor.
Die Messe wolle 2018 frischer daherkommen, sich als Business-Festival und Erlebnis neu erfinden, sagte Stack. Dazu habe man die Veranstaltung auf vier Säulen gestellt. Unter dem Stichwort "d!conomy" - der neuen Form der klassischen Expo - sollen die zentralen Themen der digitalen Transformation eine Bühne bekommen, etwa künstliche Intelligenz (KI), das Internet der Dinge, Robotik oder Virtual Reality.
Daniela Stack stellte die neue Cebit vor. (Source: Netzmedien)
Bei "d!talk" drehe sich alles um Konferenzen, Workshops und Vorträge. Das Konferenzprogramm starte bereits es am Montag 11. Juni. Die eigentliche Messe öffne am Tag darauf bis am Freitag ihre Tore.
B2B ohne Krawatte
"d!tec" soll neue Geschäftsmodelle und disruptive Technologien präsentieren, wobei Start-ups besondere Aufmerksamkeit zuteil werde, so Stack. Hier ist auch der Swiss Pavilion angesiedelt. Neues Gravitationszentrum des Messegeländes soll schliesslich "d!campus" werden. In diesem Bereich seien Attraktionen wie ein Riesenrad von SAP oder Eventbühnen zu finden.
Mit Musik (Mando Diao, Jan Delay) und Showcases bis in den späten Abend will die Cebit dem Business-Networking einen neuen, lockeren Rahmen geben. "Die Cebit soll eine B2B-Veranstaltung bleiben, aber nicht mehr mit Krawatte", fasste Stack die Idee zusammen.
Das neue Konzept ermögliche den Ausstellern, sich anders als bisher zu präsentieren. Seine Entwicklung in den vergangenen Monaten habe sich auch auf die Deutsche Messe ausgewirkt. Die Veranstalterin habe sich verjüngt und verändert, sagte Daniela Stack.
Kryptowährungen, KI und die digitale Polizei
Bevor der Abend mit einem Apéro einen Vorgeschmack auf die lockere Seite der neuen Cebit bot, rückten einige Schweizer Aussteller in den Fokus. Unter der Anleitung des Start-up-Beraters Jean-Pierre Vuilleumier pitchen drei von Ihnen in wenigen Minuten ihre Projekte.
Die Kantonspolizei St. Gallen arbeitet aktuell an mobilen Endgeräten für ihr Korps. An der Cebit will sie nach Technologiepartnern suchen. Raptor Compliance stellt eine Automatisierungslösung her, die Unternehmen bei der Umsetzung der DSGVO helfen soll. Shift Cryptosecurity will in Hannover die neue Version seiner "Bitbox" präsentieren. Dabei handle es sich um ein Gerät, auf dem sich kryptografische Schlüssel für Bitcoin und Co. speichern lassen.
Das abschliessende Referat hielt Michael Baeriswyl. Der Head of Data, Analytics and AI bei Swisscom zeigte die Fortschritte im Bereich künstliche Intelligenz in der letzten Zeit und wo der Telko die Technologie selbst einsetzt.
Swisscom befinde sich bei KI bereits in der Umsetzungsphase, sagte Baeriswyl. So komme sie etwa in den TV-Fernsteuerungen, bei der Vorhersage von Hardwareproblemen im Netz oder bei der Kommunikation mit Kunden zum Einsatz. Nicht immer laufe dies Reibungslos. So sei es etwa eine Herausforderung gewesen, dem System beizubringen, das Salt und Sunrise nicht Kochzutat und Morgenstimmung, sondern Namen von Konkurrenten seien.
Momentan werde die IT-Welt von den KI-Anwendungen grosser Hersteller geblendet, während die tatsächlichen Fähigkeiten der Technologie und ihre Konsequenzen zu wenig Beachtung fänden, gab Baeriswyl zu bedenken.
Erstens sei heutige KI auf einen einzelnen Use Case mit klaren Regeln zugeschnitten. Von einer "Superintelligenz" könne noch keine Rede sein. Zweitens müsse das Ziel der Nutzen für den Menschen sein. "Wir sollten Technologien so einsetzen, dass sie uns helfen", sagte Baeriswyl.