Best of Swiss Web 2023

Quatico, Zeix und Reflexivity über den Master-Titel mit "Meteoschweiz.ch - Relaunch"

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Quatico, Zeix und Reflexivity haben mit "Meteoschweiz.ch – Relaunch" den Master-Titel bei Best of Swiss Web 2023 ­gewonnen. Michael Aemisegger von Quatico, Ramon Bill von Zeix und Gabriele Fackler von Reflexivity sprechen aus Sicht der Auftragnehmer über die Hintergründe und die Herausforderungen des Projekts.

Die Projektleiterin von der Auftraggeberseite und die drei Auftragnehmer (v.l.): Sabine Stauffer von Meteoschweiz, Ramon Bill von Zeix, Gabriele Fackler von Reflexivity und Michael Aemisegger von Quatico. (Source: zVg)
Die Projektleiterin von der Auftraggeberseite und die drei Auftragnehmer (v.l.): Sabine Stauffer von Meteoschweiz, Ramon Bill von Zeix, Gabriele Fackler von Reflexivity und Michael Aemisegger von Quatico. (Source: zVg)

Herzliche Gratulation zum Sieg bei Best of Swiss Web 2023! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Michael Aemisegger: Wir freuen uns riesig über die Anerkennung und sind stolz auf das Geleistete. Der Master-Titel ist eine schöne Bestätigung für die grossartige Teamarbeit. Ganz besonders freut uns, dass das handwerkliche Können von den Experten-Jurys gewürdigt wurde und die Lesenden der Netzwoche zufriedene Nutzende von meteoschweiz.ch sind, wie die Leserstimmen zeigen.

Wie haben Sie sich die Arbeit aufgeteilt?

Ramon Bill: Wir waren für die User Experience verantwortlich, haben User Research mit User-Interviews durchgeführt, die Informationsarchitektur und das Design-Konzept entwickelt. Entscheidend dabei waren die regelmässigen Usability-Tests. Anschliessend spezifizierten wir das Konzept, um einen reibungslosen Übergang zur Realisierung sicherzustellen. 

Aemisegger: Wir haben die Gesamtprojektleitung für die Realisierung, das technische Konzept und die Umsetzung in Front-End, Back-End und Cloud übernommen. Seit dem Go-Live im November 2022 betreiben wir die massgeschneiderte Fachanwendung mit zugehörigen Umsystemen "as-a-Service" in der Cloud. Bei dieser Gelegenheit möchte ich unserem Cloud-Partner VSHN und unserem CMS-Provider Magnolia danken.

Gabriele Fackler: Ich habe aufbauend auf den konzeptionellen Grundlagen von Zeix und den neuen Webrichtlinien des Bundes, die zu dem Zeitpunkt noch in Entwicklung waren, ein Design-System entwickelt, das inhaltlich-funktional motiviert, accessible und attraktiv ist. Ein besonderes Augenmerk galt den komplexen interaktiven Darstellungen und Karten.

Was hat Ihnen am Projekt am meisten Freude bereitet?

Bill: Das Thema Klima bewegt uns alle und das Wetter ist unser täglicher Begleiter. Die Arbeit an meteoschweiz.ch ist für uns sinnstiftend und inhaltlich eine Herzensangelegenheit.

Was war für Sie der Beitrag mit dem grössten Mehrwert für das Projekt – und warum?

Bill: Komplexe Zusammenhänge verständlich darstellen und erlebbar machen, hat für mich den grössten Mehrwert. Wir haben Klimainformationen in die am häufigsten genutzte Wetterprognose integriert und damit einen Mehrwert für alle Nutzenden geschaffen. 

Aemisegger: Ultra-kurze Feedback-Zyklen waren für den Projekterfolg extrem wichtig. Von Beginn an konnte der Kunde funktionierende Software erleben. Da wir praktisch jede Woche mit einem Release kontinuierlichen Fortschritt demonstrieren konnten, wuchs das Vertrauen stetig. Durch unsere hochautomatisierten Bereitstellungsprozesse bis in die Cloud können wir auch im Betrieb unmittelbar Nutzer-Feedback einholen – ein Erfolgsfaktor.

Fackler: Für mich besteht der grösste Mehrwert darin, für sehr viele unterschiedliche interaktive Karten ein einheitliches System zu finden, das allen Anforderungen gerecht wird und aufgrund seiner Standardisierung die Umsetzung und Weiterentwicklung vereinfacht.

Eines der neuen Features ist der "Klima-Monitor". Die Applikation bietet interaktive Klimagrafiken für jede Schweizer Gemeinde mit Auswertungen der drei Messgrössen Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein. Das allein klingt nach einem riesigen Datenprojekt. Wie sind Sie dafür vorgegangen?

Bill: Analytics-Daten haben gezeigt, dass Nutzende kaum zu Klima-Inhalten gelangen. Der Klima-Monitor setzt da an und nutzt die vielen Daten, die Meteoschweiz hat.

Aemisegger: Die Daten für Wetter, Klima und Gefahrensituationen müssen in maximal fünf Minuten verarbeitet sein. Zeitkritische Produkte wie das Naturgefahrenbulletin sogar in einer Minute. Das System verarbeitet die Produktdaten in Priority Lanes unterschiedlich prioritär und parallelisiert. Die Daten sind durch die konsequente Entkoppelung der Datenverarbeitung und -auslieferung auch bei grösster Datenlast hochverfügbar und ausfallsicher. Neben der beachtlichen Datenmenge bewältigt meteoschweiz.ch extrem hohe Nutzerzahlen bei ausserordentlichen Wettersituationen. Auch bei Spitzenlasten gelingt es dem System, die Daten im Front-End stets ­aktuell zu halten und im Browser automatisch zu aktualisieren. 

Das Projekt gewann ausser dem Master-Titel zwei Mal Gold, und zwar in den Kategorien User Experience und Technology. Was war in diesen Kategorien Ihrer Ansicht nach ausschlag­gebend für den Erfolg?

Bill: Die Website von Meteoschweiz nutzen sowohl Laien wie Fachleute. Besonders stolz sind wir darauf, dass beide durch die Informationsarchitektur an die teilweise komplexen Inhalte schrittweise herangeführt werden (Progressive Disclosure).

Aemisegger: Die Qualität des Gesamterlebnisses. Die komplexen Sachverhalte sind einfach zu begreifen und die Karten und Diagramme intuitiv bedienbar. Alle Komponenten haben viel Liebe erfahren und dank unserer Leidenschaft für Fachdomäne und Technik fühlt sich die Website in der Nutzung so geschmeidig an. Die Qualität des Produkts sichern wir mit automatisierten Quality Gates ab. Die automatisierten Quality Gates beispielsweise für Design und Barrierefreiheit erlauben mutige Schritte in der Entwicklung. Das Resultat ist eine fehlerarme Software durch automatisiertes Testen und kurze Feedback-Zyklen – Swiss Quality eben. Die Karten sind einfach der Hammer. Wir haben beispielsweise Punktdaten zu Vektorgrafiken transformiert, sodass Nutzende schönere und einfacher lesbare Karten auf jeder Zoomstufe erhalten. Oder schauen Sie sich die Windkarten an – hypnotisierend. Diese Hingabe spürt man als Nutzer.

Fackler: Ausschlaggebend für den Erfolg war letztlich das stimmige Endresultat.

Viel Lob gab es auch für die Barrierefreiheit der Website. Was gab es diesbezüglich für Challenges?

Fackler: Es ist für uns alle eine Selbstverständlichkeit, dass eine Website heutzutage inklusiv funktioniert. Eine Website sollte Accessible by Design sein. Grafisch, technisch und inhaltlich.

Aemisegger: Modernste Webtechnologie barrierefrei einzusetzen, war eine Herausforderung. Auch die interaktive Bedienung von Diagrammen und Karten erforderte besondere Sorgfalt.

Wie lief die Zusammenarbeit mit Meteoschweiz?

Bill: Meteoschweiz ist eine Expertenorganisation. Da gilt es, diese grosse Expertise zielführend einzubinden. Wir haben die Nutzenden-Sicht eingebracht und so im Team pragmatische Lösungen gefunden.

Aemisegger: Meteoschweiz ist ein grossartiger Auftraggeber. Der WTO-Rahmen des Projekts liess uns nur wenig Spielraum, den wir jedoch partnerschaftlich im Sinne des Projekterfolgs genutzt haben. Wir möchten uns bei Meteoschweiz für die zielorientierte, vertrauensvolle und jederzeit professionelle Zusammenarbeit bedanken. 

Fackler: Dem schliesse ich mich an: Das uns von Meteoschweiz entgegengebrachte Vertrauen war extrem motivierend!

Was sind für Sie die wichtigsten Lehren aus dem Projekt?

Aemisegger: Es hat sich wieder einmal bestätigt, dass der bewusste Umgang mit externen Risiken und mutige Massnahmen zur rechten Zeit die Schlüssel zum Erfolg sind.

Fackler: Eine Kombination aus guter Teamarbeit und individuellem Engagement sind entscheidend für den Projekterfolg.

Welche Tipps können Sie den Kandidierenden für die kommende Ausgabe von Best of Swiss Web mit auf den Weg geben?

Bill: Für uns war es zielführend, nach User-Centered Design vorzugehen. Die User standen von Beginn an im Zentrum und wir konnten die konzipierte Lösung vor der Umsetzung testen.

Aemisegger: Ausschlaggebend war meines Erachtens die Kombination aus Kreativität und handwerklicher Kompetenz. Offenheit und kontinuierliches Lernen zahlen sich aus.

Fackler: Wir haben sehr viele extrem tolle Projekte gesehen. Wie man zum Master wird, hat mit sehr vielen Faktoren zu tun und ist leider nicht programmierbar. Die Teilnahme überhaupt und das Erlebnis, dabei zu sein, ist auf jeden Fall so oder so sehr schön.

Webcode
Rgv9MRCQ