"Wachstum kann nur im Ausland stattfinden"
Die weltweit grösste ICT-Messe wird zur Schweizmesse: Die Deutsche Messe AG hat die Schweiz zum Partnerland der Cebit 2016 ernannt.
Da wird der Schweizer Pavillon wohl anbauen müssen: Die Schweiz wird 2016 Partnerland der weltgrössten ICT-Fachmesse Cebit.
Über 3300 Aussteller und 220 000 Besucher sind jährlich an der grössten B2B-Messe im ICT-Sektor. Die Schweiz soll nun mit Unternehmen, Start-ups, Universitäten und Fachhochschulen für das Image der Schweizer ICT-Branche werben. "Dass wir von der Deutschen Messe AG eingeladen wurden, im Jahr 2016 das Partnerland der Cebit zu sein, ist eine Ehre und einmalige Chance, die wir nutzen müssen", meint Ruedi Noser, Präsident ICTswitzerland. Ausschlaggebend für den Entscheidm die Schweiz als Partnerland auszuwählen, sei die starke Präsenz, die Schweizer Unternehmen in den vergangenen Jahren an den Tag gelegt haben, erklärt Noser weiter.
Johann N. Schneider-Ammann, der die Cebit 2016 eröffnen wird, freut sich über die Wahl der Schweiz als Partnerland. Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) formuliert das so: "Innovation ist der Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze. Wir wollen auch in Zukunft ganz vorne mitspielen – und das können wir in Hannover der Welt zeigen."
Im Interview: Andreas Kaelin, Vorstandsmitglied bei ICTswitzerland :
Herzliche Gratulation zum Cebit-Deal! Was ist das für ein Gefühl, nun plötzlich mit der Schweiz als Gastland an der Cebit vertreten zu sein?
Andreas Kaelin: Ich freue mich sehr darüber. Es ist eine grosse Ehre, dass die Schweiz als Partnerland ausgewählt wurde. Natürlich ist es aber auch der Lohn dafür, dass wir über viele Jahre hinweg sehr strukturiert auf dieses Ziel hingearbeitet haben. Es ist aber auch eine grosse Herausforderung, denn wir wollen einen eindrucksvollen Auftritt realisieren, bei dem sich die Schweiz als innovatives und dynamisches Land sowie als zuverlässiger Partner darstellt. Wir werden der Welt zeigen, was die Schweiz in der Anwendung und Herstellung von Informations- und Kommunikationstechnologie zu bieten hat. Wir haben die Präsenz der Schweiz an der Cebit in den letzten Jahren massiv aufgebaut. Das zeigt auch, dass der Auftritt der Schweiz als Partnerland der Cebit keine Eintagsfliege sein soll, vielmehr geht es darum, die Präsenz der Schweiz an der weltweit wichtigsten Veranstaltung für Digitalisierung langfristig zu etablieren. Partnerland der Cebit zu sein ist dabei ein wichtiger Meilenstein!
Was versprechen Sie sich von dem Auftritt für die Schweizer ICT-Wirtschaft?
Wir sind überzeugt, dass die Schweiz Unternehmen braucht, die sich dem internationalen Wettbewerb stellen. Nur so können wir uns als erfolgreiche ICT-Nation behaupten. Der Schweizer Binnenmarkt für Banken-Software etwa ist gesättigt. Wachstum kann also nur im Ausland stattfinden. Für die Expansion von Schweizer Firmen ins europäische und internationale Ausland ist die Cebit ein idealer Startpunkt.
Warum sollten Schweizer ICT-Unternehmen an der Cebit teilnehmen?
Sie lernen, wie man sich im Umfeld internationaler Konkurrenz, ausserhalb des geschützten Bereichs unseres Binnenmarktes betätigt. Zudem erhalten sie Feedback von internationalen Konkurrenten und vom Fachpublikum vor Ort. Und das führt fast automatisch zu einer Dynamisierung und Leistungsverbesserung der teilnehmenden Schweizer ICT-Unternehmen.
Wie wollen Sie Schweizer ICT-Unternehmen dazu motivieren, als Aussteller an die Cebit zu fahren?
Durch die prominente Rolle als Partnerland erhält die Schweiz grosse Aufmerksamkeit der internationalen Presse, der Politik und Wirtschaft sowie vom internationalen Fachpublikum. Die Schweizer Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen werden an der gesamten Messe besser gesehen. Durch die mediale Resonanz wird auch das Bewusstsein über die strategische Relevanz der ICT in der Schweiz geschärft, sowohl in der Wirtschaft, der Politik als auch in der Gesellschaft. Das wirkt sich auch innenpolitisch positiv aus. Zudem gibt es unheimlich viele Möglichkeiten, die Beziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz auf oberster Ebene politisch und wirtschaftlich zu vertiefen. Das ist gerade eine grosse Chance vor dem Hintergrund, was nächstes Jahr läuft in Sachen Masseneinwanderungsinitiative, Bilaterale und mehr.
Wie unterstützt ICTswitzerland Schweizer Unternehmen, wenn sie als Aussteller an die Cebit fahren möchten?
Umsetzungspartner für den zentralen Partnerland Swiss Pavilion ist T-Link, für den Swiss Pavilion Communication & Networks ist Expo Gate. Sie sind die Spezialisten für Planung und Vorbereitung des Messeauftritts und bieten für Schweizer Cebit-Aussteller ein Rundum-Sorglos-Paket an. Als Dachverband der Schweizer ICT-Branche unterstützt ICTswitzerland Unternehmen mit nationalen und internationalen Kommunikationsmassnahmen. Wir organisieren unterschiedlichste Events wie Diskussionsforen oder Netzwerkanlässe und versuchen beispielsweise auch Start-up-Unternehmen an die Cebit zu bringen. Switzerland Global Enterprise finanziert einen Teil der Gemeinschaftsfläche des zentralen Partnerland Swiss Pavillon. Hinzukommt, dass den Unternehmen, die sich stark an den Swiss Pavillon engagieren, weitere mediale Aufmerksamkeit zuteil wird. Im November organisieren wir nämlich für sie eine Pressetour mit rund 20 deutschen Journalisten, die an zwei Tagen die Schweiz besuchen und den teilnehmenden Firmen einen Besuch abstatten. Diesen Journalisten können die Unternehmen dann ihre innovativen Projekte oder Produkte vorstellen.
Wie läuft die Akquisition bei potenziellen Schweizer Ausstellern bis jetzt für das Projekt Partnerland?
Wir haben noch nicht breit mit der Akquisition begonnen. Trotzdem haben wir schon 20 Zusagen von namhaften Schweizer ICT-Unternehmen, welche diese tolle Chance nutzen wollen. Das motiviert ungemein.
Diesen März sah es noch nicht danach aus, dass es bald mit der Schweiz als Cebit-Gastland klappen würde. Warum ging es plötzlich so schnell?
Wir haben schon 2013 Gespräche mit der Messeleitung und dem Schweizer Botschafter in Berlin zu diesem Thema geführt. Wir machten damals klar, dass wir Partnerland werden wollen, gingen aber davon aus, dass es wohl erst 2017 oder 2018 soweit sein würde. Weil sich eine andere Idee als nicht realistisch erwies, kam diese Chance für die Schweiz aber schon jetzt.