Marktreport

Von der CES ans Handgelenk

Uhr | Aktualisiert
von Fabian Pöschl

Wearables sind zu einem der beliebtesten Weihnachtsgeschenke geworden. Die Entwicklung der neuen Produktkategorie ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Dieses Jahr dürfte ein massiver Anstieg der Verkaufszahlen zu erwarten sein.

(Quelle: Intel)
(Quelle: Intel)

Elektronische Fitnessbänder, smarte Uhren und Armband-Sportcomputer haben im vergangenen Jahr die Gunst der Kunden gewonnen. Die immer noch vergleichsweise neue Gerätekategorie zählte zu den grossen Rennern im Weihnachtsgeschäft, wie GfK Switzerland im Dezember ankündigte. Besonders gefragt seien Gesundheits- und Fitnesstracker gewesen.

Gemäss GfK geben die Kunden in der Schweiz für ein Wearable im Schnitt 160 Franken aus. Zu den wichtigsten Vertriebskanälen zählten Sportartikelhändler, dicht gefolgt von den Fachmärkten. Hier werde auch viel über das Internet verkauft, berichten die Analysten. Gekauft würden Produkte von Tech-Start-ups wie Jaw­bone oder Fitbit. Beliebt seien aber auch Geräte von Sport- und Outdoor-­Marken wie Polar oder Garmin sowie von klassischen CE-Herstellern wie Samsung oder Sony.

Immer interessanter werden Wearables aber auch im Geschäftsbereich, etwa in der Logistik mit Navigationsunterstützung oder in der Medizin. Laut den Analysten sollen im vergangenen Jahr rund 300'000 dieser Wearables über Schweizer Ladentheken gegangen sein. Vergleiche sind bei dieser neuen Gerätekategorie aber noch nicht möglich, weil GfK im Jahr zuvor noch keine Zahlen erhob, wie Martin Baumann, Division Manager Consumer Choices von GfK Switzerland, erklärt.

Der Umsatz belief sich nach jüngsten Hochrechnungen für die drei Unterkategorien Health- und Fitnesstracker, Smartwatches und Wrist-Sport-Computer zusammen auf knapp 50 Millionen Franken. Die grossen Umsatzträger sind dabei laut GfK Health- und Fitnesstracker. Weil GfK aber davon ausgeht, dass diese im nächsten Jahr nur leicht zulegen, müssen die smarten Uhren die Rolle des Wachstumsträgers übernehmen. Diese beherrschen dank allerhand Sensoren auch zunehmend Funktionen der Health- und Fitnesstracker, beispielsweise die Pulsmessung  und diverse Fitness- und Workout-Anwendungen.

Warten auf die Apple Watch

Der Siegeszug der Smartwatch scheint 2015 möglich, denn Apple und andere Anbieter drängen mit der wachsenden Akzeptanz von Wearables auf den Markt. Die erste Smartwatch des iPhone-Herstellers wird noch in diesem Frühjahr erwartet. Und wenn Apple ein Gerät ankündigt, hat das Auswirkungen auf den ganzen Markt, darin sind sich die Analysten von GfK, Futuresource und Canalys einig. Daniel Matte von Canalys sagt deutlich, dass nach der Ankündigung der Apple Watch im vergangenen Herbst viele Kunden noch mit dem Kauf eines Wearables bis zum Marktstart des Apple-Geräts warten. Es dürfte also ein massiver Anstieg der Wearables-Verkaufszahlen nach Lancierung der Apple Watch zu erwarten sein. GfK-Analyst Baumann verweist ebenfalls darauf, dass es matchentscheidend für den Wearables-Markt sein werde, ob die Apple Watch auch tatsächlich wie angekündigt im Frühjahr erscheine und grosse Impulse setzen könne. Wichtig sei dabei stets die Frage, welchen Mehrwert der Kunde von einem solchen Gerät erwarten könne. Analysten von Piper Jaffray rechnen jedenfalls damit, dass Apple in diesem Jahr 10 Millionen Smartwatches verkauft. Die klassische Schweizer Uhrenindustrie ist jedenfalls in Aufruhr, noch bevor das Gerät auf dem Markt ist. Wie Golem berichtet,  bezeichnete Tag-Heuer-Chef Jean-Claude Biver die Smartwatch als Bedrohung für Uhren unter 2000 US-Dollar. Tag Heuer will den Apple-Angriff nun mit einer eigenen Smartwatch kontern. Wahrscheinlich auch bedingt durch die neuen Anbieter glaubt der britische Marktforscher CCS Insight, dass der Wearables-Markt trotz Apples Einstieg bis mindestens 2017 noch stark fragmentiert bleibe.

Der Compi im T-Shirt

Die Wearables-Branche gibt sich kreativ und experimentierfreudig. Die Marktforscher von GfK Switzerland erwarten, dass die Grenzen zwischen den Produktklassen weiter verschmelzen werden. Auch bei den Grössen dürften Innovationen auf den Markt zukommen. Seien die ersten tragbaren Computer Notebooks gewesen, so würden heute Smartphones teilweise mehr Funktionen bieten als ein Notebook vor ein paar Jahren, argumentieren die Marktforscher. Für sie bilden Wearables nun die nächste Stufe dieser Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen zu sein scheint, wie sich auch an der CES in Las Vegas zeigte. Die neue Produktkategorie war eines der Topthemen der Messe und entsprechend oft anzutreffen.  Gleich mit mehren Ankündigungen will sich etwa Chiphersteller Intel stärker im Bereich der Wearables positionieren. CEO Brian Krzanich präsentierte das neuartige Curie-Modul, das nur so gross wie ein Knopf ist. Auf der CES-Keynote kündigte Krzanich auch eine strategische Wearables-Partnerschaft mit Oakley an. Intel kooperiert zudem mit dem Vice-­Magazin, um neuen Wearables-Projekten eine Plattform zu bieten. Für das Projekt Make it Wearable können Kreative, Entwickler und Bastler gleichermassen neuartige Ansätze vorstellen. Es dürfte spannend sein, zu sehen, welches dieser Projekte schliesslich die Marktreife erreichen wird.

An der CES wurden aber auch Sensoren gezeigt, die direkt in Textilien eingenäht sind. Schlau soll auch ein wasserfestes Fitnesspflaster sein, das über seine Vitaldaten-Sensoren Fitnessdaten sammelt. Der Vorteil: Das Pflaster dürfte deutlich angenehmer zu tragen sein als so manch klobiger Fitnesstracker.

Auch die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass bis 2017 ein Drittel aller Smart Wearables völlig unauffällig daherkommt, also nicht mehr als eigentliches Wearable erkennbar ist. Die Tendenz sei schon heute erkennbar. Annette Zimmermann, Research Director bei Gartner, nennt als Beispiel etwa smarte Kontaktlinsen. Zudem liefen nun einige Crowdfunding-Projekte rund um Smart-Schmuck  mit eingebauten Sensoren.

2018: Durch die virtuelle Brille betrachtet

Ebenfalls zum Wearables-Bereich und weitere Topthemen der CES waren Virtual-Reality- und Datenbrillen. Bis 2018 sollen laut Gartner Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Brillen massentauglich werden. Je unauffälliger Head-­Mounted-Displays, also am Kopf befestigte Bildschirme, werden, desto schneller schreite die Adoption voran. Gemäss dem Ausblick steht dies dem Markt kurz bevor. In den nächsten vier Jahren sollen 25 Millionen solcher Geräte verkauft werden. Dieses Jahr werden unter anderem Virtual-Reality-Brillen von Samsung, Oculus VR und Sony erwartet. Sie versprechen ein noch intensiveres Spielerlebnis, wenn sich der Spieler die Brille aufsetzt.

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