So wohl fühlen sich Schweizer im Internet
Das Internet nutzen User heute viel häufiger als 2013 zur Faktenüberprüfung und als Newsquelle, gleichzeitig ist aber das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Online-Inhalten gesunken.
90 Prozent der Schweizer nutzen das Internet, wie das Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich erhoben hat. Bei einer Umfrage zur Internetnutzung gaben nur fünf Prozent an, das Internet gar nicht zu nutzen. Weitere fünf Prozent würden es indirekt nutzen, indem sie andere für sich recherchieren oder Aufgaben erledigen liessen. 79 Prozent nutzten das Web auch unterwegs. Die durchschnittliche Internetnutzungszeit betrage 25,5 Stunden pro Woche.
Internetnutzerinnen und -nutzer in der Schweiz schätzen ihre Fähigkeiten im Umgang mit dem Netz mehrheitlich als gut ein, das "digitale Wohlbefinden" sei hoch, schliesst Michael Latzer, Professor für Medienwandel & Innovation an der Universität Zürich, aus der Umfrage.
Nichts verpasst im Netz
83 Prozent der Befragten geben an, wichtige von unwichtigen Internetaktivitäten gut unterscheiden zu können. Drei Viertel der User glauben, dass sie gezielt auswählen, welchen Infoquellen und Personen sie online folgen. Weiter sind drei Viertel der Meinung, dass sie Internetdienste und Geräte so einstellen könnten, dass sie von diesen nicht gestört würden.
Die Mehrheit habe auch nicht das Gefühl, durch die Internetnutzung wichtige Dinge zu verpassen oder dem digitalen Überkonsum zu frönen. Bei jungen Befragten und Personen mit niedrigem Bildungsstand sei dieses Gefühl allerdings weiter verbreitet als bei anderen befragten Gruppen. Dieselbe Gruppe fühlt sich auch bei der Social-Media-Nutzung unter Druck, lässt sich aus der Umfrage schliessen. Diese Gruppe verbringt denn auch im Vergleich mit anderen Alters- und Bildungsgruppen am meisten Zeit online.
Praktisch alle Jungen nutzen das Internet via Mobiltelefon, aber nur jeder Vierte in der Altersgruppe 70 plus. 20- bis 29-jährige können am schwersten auf ihr Mobiltelefon zur Internetnutzung verzichten.
Faktenüberprüfung per Internet
Wegen der Fake-News-Debatte wird das Internet zu 18 Prozent häufiger zur Faktenüberprüfung genutzt als noch 2011. 86 Prozent der Nutzer suchen online nach Nachrichten, und verwenden Online-Lexika. Gleichzeitig ist das Vertrauen in Internetinhalte stark gesunken: nur noch 58 Prozent glauben, dass mindestens die Hälfte der Onlineinhalte glaubwürdig sind. 2013 waren es noch 75 Prozent. Die Glaubwürdigkeit wird aber je nach Informationsanbieter differenziert beurteilt.
Aktive Nutzung des Webs
Gut die Hälfte der Internetnutzer produziert eigene Onlineinhalte oder teilt Inhalte. "Viele beteiligen sich damit aktiv am Gatekeeping. Sie bestimmen mit, welche Themen an die Schweizer Öffentlichkeit gelangen, und wie sie diskutiert werden", sagt Kommunikationswissenschaftler Latzer.
Soziale Onlinenetzwerke nutzen bereits 62 Prozent, die meisten davon loggen sich täglich ein. 2011 waren es erst 41 Prozent gewesen. Twitter wird aktiv von 8 und passiv von 15 Prozent genutzt.
Drei Viertel shoppen online, ein Drittel verkauft auch selbst Waren über das Netz. Ausserdem wird das Internet erstmals auch für Unterhaltungszwecke im gleichen Mass wie Fernsehen genutzt, ausser in der Gruppe der über 70-Jährigen.
Internet kein Ort der Einflussnahme auf Politik für jedermann
Jeder Zweite hält das Internet für keinen sicheren Ort für politische Meinungsäusserungen. Dass das Internet zu mehr Mitsprache oder Einfluss auf politische Prozesse führt, glauben nur rund 20 Prozent der Schweizer.
Rund 50 Prozent der Schweizer sind besorgt über mögliche Privatsphärenverletzungen im Web.
Für die Studie befragte das Institut der Universität 1120 Personen ab 14 Jahren telefonisch.