Tinder unter die Bettdecke geschaut
Norwegische Forscher haben Tinder unter die Lupe genommen. Sie untersuchten, wie oft gematcht wird und wie oft Dates zustande kommen. Die Quoten dürften so manchen entmutigen.
Tinder rühmt sich damit, tagtäglich Millionen von Menschen zusammenzubringen und glücklich zu machen. Die Realität sieht etwas anders aus, wie norwegische Forscher in einer Studie herausfanden. Der "Standard" hat die Ergebnisse der Studie zusammengefasst und durch eigene Beobachtungen ergänzt.
Laut der Studie kamen die 269 befragten Tinder-User - 62 Prozent davon waren Frauen - im Studienzeitraum auf durchschnittlich etwas mehr als 100 Matches. Aus diesen Matches ergaben sich dann rund zwei Dates pro Person. Die Erfolgsquote lag also nur bei circa 2 Prozent.
Jene Nutzer, die über Tinder ein Date anbahnen konnten, hätten das in der Regel auch ohne die App geschafft. Bei 80 Prozent der Befragten sei es jedoch gar nicht so weit gekommen. Ein Grund dafür sei, dass bereits die erste Kontaktaufnahme durch einen Match selten sei. Nur wenn die andere Person ebenfalls nach rechts wische, könne man sich unterhalten und gegebenenfalls ein Treffen in Erwägung ziehen.
Die Mehrheit der Nutzer bleibe auf Tinder also erfolglos. Wieso die App dennoch so erfolgreich ist, erkläre sich unter anderem durch ihre Funktionsweise und Psychologie. Der Swipe-Mechanismus der App könne süchtig machen. Vor allem Nutzer mit niedrigem Selbstwertgefühl tendierten dazu, Dating-Apps zwanghaft zu nutzen.
Dazu komme, dass viele Tinder nur als unverbindlichen Zeitvertreib nutzten. Laut einer Studie aus Deutschland hätten 41 Prozent der Tinder-Nutzer bereits eine Beziehung, schreibt der Standard. Sie seien an einer ernsthaften Kontaktaufnahme also gar nicht interessiert.
Generell sei es für Männer schwierig, überhaupt Matches zu bekommen. Sei es dann soweit, melde sich nicht einmal die Hälfte auf eine Nachricht zurück. Frauen auf der anderen Seite seien oftmals Ziel von anzüglichen Botschaften und würden mit aggressivem Verhalten konfrontiert - vor allem bei Zurückweisung. Das Phänomen des Ghosting - also wenn sich das Gegenüber plötzlich überhaupt nicht mehr meldet - treffe beide Geschlechter gleichermassen.
Laut "Statista" macht Tinder in der Schweiz einen Umsatz von mehr als 12,5 Millionen US-Dollar. Weltweit hatte die App im 3. Quartal 2019 5,7 Millionen Nutzer pro Monat.
Wer nach alledem trotzdem noch nicht genug von Tinder hat, dem empfiehlt der Standard den Blog mytindernightmare.com. Dort findet sich ein Sammelsurium aus lustigen bis schrägen Chat-Verläufen und Tinder-Geschichten.