Mit Stromverbrauchsdaten in eine smarte Energieversorgung?
Vor rund zwei Jahren habe ich mein Eigenheim energetisch optimiert und hierfür auch eine Energieberatung in Auftrag gegeben. Der Bund subventioniert solche Energieberatungen mit dem Ziel, den Energieverbrauch zu reduzieren. Eine zweckmässige Energieberatung bedingt jedoch, dass man den eigenen Stromverbrauch beziehungsweise -bedarf kennt.
Gemäss dem per 1. Januar 2018 in Kraft gesetzten revidierten Energiegesetz und den Anpassungen in der Stromversorgungsverordnung (als eine Errungenschaft der am 21. Mai 2017 vom Volk angenommenen Energiestrategie 2050) ist die rechtliche Grundlage für die flächendeckende Einführung von intelligenten Strommesssystemen geschaffen worden. Damit sollen bis in sieben Jahren bei mindestens 80 Prozent aller Stromkunden (Haushalte und Unternehmen) sogenannte "Smart Meter" anstelle der alten mechanischen Zähler installiert werden. Anschliessend werden nach und nach die restlichen 20 Prozent eingebaut, sobald das Ende ihrer Lebensdauer erreicht ist. Smart Meter sind digitale Energie- oder Mengenverbrauchszähler, die mit Übertragungssystemen ausgestattet werden können, um einen Austausch von Daten und Steuersignalen zwischen Versorger und Verbraucher zu ermöglichen. Diese Smart Meter werden sodann im Viertelstundentakt Daten zum Stromverbrauch erheben und diese erhobenen Daten einmal pro Tag dem Stromproduzenten weiterleiten.
Herausgabe der Daten über den Stromverbrauch
An meinem Wohnort Rapperswil-Jona ist der Rollout der Smart Meter bereits erfolgt. Das Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil EWJR gibt auf Verlangen die Daten zum Stromverbrauch kostenlos an die Stromkunden heraus. Allerdings ist diese vorbildliche Unterstützung der Stromkunden mittels Bekanntgabe der eigenen Stromverbrauchsdaten leider nicht überall Usanz. An verschiedenen Orten werden diese Daten nämlich aufgrund des hierfür benötigten administrativen Aufwands nicht an die Stromkunden weitergegeben. Ist dies der Fall, wird die Energieberatung entweder ohne die Stromverbrauchsdaten gemacht oder es werden selbst kostenpflichtig Messungen in Auftrag gegeben. Leider ist bis heute nicht geregelt, dass diese Daten von den Stromproduzenten den entsprechenden Kunden zur Verfügung gestellt werden müssen, obwohl dies für eine aussagekräftige und wirksame Energieabklärung eine unabdingbare Voraussetzung ist. Wie die Datenstruktur der von den Smart Metern erhobenen Daten auszusehen hat, ist ebenfalls (noch) nicht definiert. Dies wäre die Grundlage für eine schweizweite Software, die sämtliche Daten erfassen und auswerten kann. Anhand einer solchen Software könnten sodann Empfehlungen für eine energetische Optimierung gemacht werden.
Smarte Steuerung: bloss Zukunftsmusik?
Damit das Stromnetz in Zukunft tatsächlich "smarter" wird, wäre erforderlich, dass die Stromproduzenten nicht nur die Stromverbrauchsdaten erheben und allenfalls auswerten können. Vielmehr müssten die Stromproduzenten Stromverbraucher von Kunden bei Bedarf aufgrund der Volatilität dezentraler Stromerzeuger automatisch zuschalten können. Eine solche dynamische Steuerung würde zur effizienteren Netzplanung und zum optimaleren Netzbetrieb beitragen, was Einfluss auf die Netzkosten hat und deshalb den Kunden einen Nutzen bringen würde. Dies ist jedoch zurzeit bloss Zukunftsmusik, die wohl erst in 10 bis 20 Jahren spielen wird. Diese neuen technischen Anforderungen an die Smart Meter, wie etwa eine Echtzeit-Auswertung, ziehen hohe Investitionskosten nach sich, die wohl die Konsumenten bezahlen werden.