Extreme365 Europe 2020 hinterlässt gemischte Gefühle
Die "Extreme365 Europe" fand in diesem Jahr zum ersten Mal virtuell statt. Die über 300 Sessions boten eine vielfältige Auswahl an Inhalten zu Microsoft-Dynamics-Anwendungen, zur Power Plattform und zu AI-Modulen. Obwohl die Veranstaltung lehrreich und die Keynotes spannend waren, hinterlässt die Extreme365 Europe gemischte Gefühle.
Ursprünglich hätte die "Extreme365 Europe", die auf Microsoft-Partner im Bereich Dynamics 365 fokussiert, vom 9. – 12. März in Barcelona stattfinden sollen. Der Veranstalter, die Microsoft Business Application Community (Dynamics Community), verschob den Event erst auf Ende Juni und entschied sich dann für eine digitale Durchführung. Genau wie im letzten Jahr fand auch die diesjährige Ausgabe zusammen mit dem "User Group Summit Europe" statt.
Abwechslungsreiche Auswahl an Themen und Formaten
Das offizielle Programm für die Community startete am Dienstag 30. Juni und dauerte bis am Freitag 3. Juli. Das "Vorprogramm" begann jedoch bereits am 25. Juni mit dem "Partner Executive Exchange Day". Am Samstag fand weiter ein Hackathon statt, in welchen Teams Lösungen auf Basis der Power Plattform entwickelten. Am Sonntag und Montag konnte man sich für Training-Session zur Microsoft Power Plattform anmelden.
Der offizielle Teil der Extreme365 trumpfte mit einem abwechslungsreichen Mix aus Live-Demos wie bspw. dem Aufbau einer Power Plattform-Umgebung, aus Deep-Dives, Q&As und Produkt-Präsentation der 75 Event-Sponsoren. Die 30- bis 60-minütigen Sessions fanden zwischen 11:00 Uhr und 17:00 Uhr statt. Der Austausch mit dem Publikum fand jeweils via Chat statt, was auch rege genutzt wurde. In der digitalen Expo-Halle (eine "normale" Webseite, keine virtual Reality Experience) konnte man mit den Sponsoren chatten und zusätzliche Informationen downloaden.
Nur vage Informationen zu anstehenden Neuerungen
Leider liess der Event konkrete Ankündigungen zu Neuerungen vermissen. Die Referentinnen und Referenten hielten sich bei entsprechenden Publikumsfragen zurück und verwiesen auf den Guide zur "Release Wave 2", welcher am 8. Juli erscheinen wird. Hier muss man sich fragen, wie sinnvoll das Timing der Konferenz tatsächlich war.
In den Microsoft Executive Panel Q&As konnte man Fragen direkt an die Produktverantwortlichen der Dynamics und Power Plattform Anwendungen stellen. Die gestellten Fragen machten deutlich, dass die Community ein grosses Interesse an Power BI hat. Die Verantwortlichen wiesen auf verschiedene Neuerungen hin bezüglich einer verbesserten Integration von Power BI in Excel, Azure Synapse, Power Automate oder Teams. Vieles davon war der Community aber bereits bekannt und im Chat wurde hie und da auch Mal ein rauerer Ton angeschlagen.
Spannende Keynotes zu gestressten Menschen und einem getrennten Datalake
Besonders spannend waren die beiden Keynotes von Arianne Huffington und Ian Bremmer.
Arianna Huffington ist Gründerin der Zeitung Huffington Post und Thrive Global. Thrive Global ist ein Unternehmen, welches Menschen unterstützt welche mit Stress und Burnout zu kämpfen haben. Sie machte darauf aufmerksam, dass dem Menschen die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt werden soll, wie den Finanzen und der technologischen Weiterentwicklung. Die Forschung zeige auf, dass bei gestressten Mitarbeitenden die Produktivität sinkt. Massnahmen gegen Stress seien ausreichend bekannt, es werde jedoch in den wenigsten Fällen etwas umgesetzt. Die US-amerikanische Unternehmerin sieht jetzt eine Chance, unser Verhalten zu ändern und der Gesundheit mehr Bedeutung zu schenken.
Die zweite Keynote-Präsentation hielt Ian Bremmer. Er ist Präsident der Eurasia Group und GZERO Media, Autor, Experte für globale politische Fragen und Riskmanagement. Der Titel seines Referats: The State of the World (after coronavirus). Für Ian Bremmer liegt der grosse Unterschied der heutigen Krise zu den Vergangenen im Verhalten der politischen Führung. Die Regierungen, welche schnell handelten und die Krise nicht für politische Zwecke nutzen, hätten die Situation unter Kontrolle. Diese Krise beschleunige die digitale Transformation zusätzlich, was zu schnelleren Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft führe – im Besonderen an Arbeitsmärkten.
Die grösste Sorge sieht Ian Brenner in getrennten Datenbanken von Informationen aufgrund der angespannten Beziehungen zwischen den USA und China. Dies habe Einfluss auf die Standortwahl, die Wertschöpfungskette und die Effizienz von Unternehmen.
Der Blick in die Zukunft zeigt KI und PowerPlatform
Was im Verlaufe der Konferenz klar wurde, ist, dass der zukünftige Fokus auf künstlicher Intelligenz und der Power Platform liegen wird (wie es sich bereits an der letztjährigen Extreme365 Europe abzeichnete). Die gesamte Power Platform wird stark weiterentwickelt. In Power Automate soll das Monitoring der Flows verbessert werden: es soll dereinst möglich sein, alle Flows in einer Übersicht zu überwachen. In der näheren Zukunft sollen Visual Studio und Azure besser integriert werden, was besonders die Entwickler freuen wird. Microsoft will damit die Zusammenarbeit von Entwicklern und Low-Codern auf der Power Platform verbessern.
Zusammenfassend darf gesagt werden, dass die virtuelle Durchführung der Konferenz wirklich gut funktioniert hat. Es ist jedoch nicht gleiche Erlebnis, wie wenn man Live vor Ort ist. Die Veranstalter haben viel unternommen, um den Austausch in der Community zu fördern, was ihnen in Angesicht der unerwarteten globalen Umstände gut gelungen ist. Den Zeitpunkt der Durchführung hätte man besser später angesetzt, um handfest über die Neuerungen der Release Wave 2 diskutieren zu können. Für die Ausgabe 2021 wurde noch keine Location bekannt gegeben. Persönlich hoffe ich, dass die Community wieder an einem physischen Extreme365 Europe Summit zusammenkommen wird.