Schweizer E-Gov-Dienste schneiden schlecht ab
Im internationalen Vergleich schneiden Schweizer E-Gov-Dienste schlecht ab. Gemäss einem Survey der Boston Consulting Group liegen Häufigkeit der Nutzung und Zufriedenheit unter dem Durchschnitt. Andere Umfragen zeichnen zum Teil ein besseres Bild.
Die Schweizer Bevölkerung nutzt digitale Behördendienste unterdurchschnittlich oft. Ausserdem ist sie unterdurchschnittlich zufrieden mit den Diensten. Das geht aus dem Digital Government Citizen Survey der Boston Consulting Group (BCG) hervor.
Gemäss dem Survey haben rund 38 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer mindestens einmal pro Woche digitale Behördendienste genutzt. Dieser Wert liegt 9 Prozent unter dem internationalen Durchschnitt. In Deutschland waren es nur 33 Prozent, in Österreich 32 Prozent.
Zur Zufriedenheit stellte BCG den Teilnehmenden folgende Frage: "Wie zufrieden sind Sie mit der Nutzung des Internets zur Bereitstellung verschiedener Arten von Behördendiensten?" Die Schweizer Teilnehmenden weisen gemäss dem Survey eine Netto-Zufriedenheit von 53 Prozent auf. Der internationale Durchschnitt liegt hier bei 61 Prozent. Sogar der Durchschnitt von "sich entwickelnden Ländern" sei mit 58 Prozent höher. In Deutschland liegt die Zufriedenheit bei 50 Prozent, in Österreich bei 58 Prozent.
Unterschiedliche Ergebnisse von unterschiedlichen Umfragen
Die Angaben zur Zufriedenheit mit Schweizer E-Gov-Diensten decken sich nicht mit den Daten, welche die Initiative D21 in ihrem E-Government-Monitor 2020 erhoben hat. Auf die Frage, wie zufrieden die Schweizer Befragten mit dem Angebot der Behörden waren, äusserten sich 74 Prozent als zufrieden. Auch Österreich und Deutschland schnitten in dem Monitor besser ab. In Österreich waren 79 Prozent der Befragen zufrieden, in Deutschland 62 Prozent. Damit schnitten alle Länder im DACH-Raum besser ab als noch im Vorjahr, wenn es nach D21 geht. Im E-Government-Monitor 2019 lag die Schweizer Zufriedenheit noch ein Prozent tiefer.
Ein Monitoringbericht der Organisation E-Government Schweiz hat der Schweiz im Jahr 2020 ausserdem ein gutes Zeugnis in Sachen Innovation ausgestellt. Doch hapert es bei der Transparenz und bei Basisdiensten wie der vieldiskutierten E-ID. In der E-Government Benchmark 2020, welche E-Gov-Dienste europaweit vergleicht, schnitt die Schweiz unter anderem wegen der fehlenden E-ID relativ schlecht ab.
Das könnte sich aber bald ändern. Der Kampf um das E-ID-Gesetz hat nämlich begonnen: Am 7. März 2021 ist die Abstimmung. Im Jahr 2019 konnte sich gemäss D21 noch beinahe die Hälfte der Schweizer Bevölkerung vorstellen, für Behördengänge und private Dienste eine E-ID zu verwenden. Der potenzielle Nutzen einer E-ID ist von politischer Seite her auch heute noch unbestritten. Bei der Abstimmung im März geht es dehalb weniger darum, ob es überhaupt eine E-ID geben wird. Wichtiger ist die Frage, wer sie ausstellen wird - der Staat oder private Unternehmen. Lesen Sie hier, was Befürworter und Gegner des E-ID-Gesetzes zu sagen haben.