Partner-Post API-Strategien

Open Banking, Open Finance und Open API – alles offen, aber wie?

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von Sven Biellmann, Product Manager Open Finance, Finnova

Kaum ein Tag vergeht, an dem man nicht mit dem Schlagwort "Open" konfrontiert wird. Open ­Banking, Open Finance, Open Data, Open API oder gar "Open Everything". Alles scheint offen zu sein, beziehungsweise offen sein zu müssen. Aber was genau bedeutet dieses "Open" im ­Zusammenhang mit Banking und Finance? Und wie soll man damit umgehen?

Sven Biellmann, Product Manager Open Finance, Finnova. (Source: zVg)
Sven Biellmann, Product Manager Open Finance, Finnova. (Source: zVg)

Bisher haben die Banken die komplette digitale Wertschöpfungskette sowie die Kundenschnittstellen kontrolliert. Das heisst, sie stellten ihre Produkte eigenmächtig her, vertrieben sie über ihre eigenen Kanäle und kontrollierten sich selbst. Seit der Einführung von PSD2 in der EU und des Open-Banking-Standards im Vereinigten Königreich Anfang 2018 wird die Bankinfrastruktur (die Produkte) jedoch sukzessive von der Frontschicht (dem Kanal) abgekoppelt. Die daraus entstandene Flexibilität – man könnte es auch Öffnung nennen – geht zulasten der Kontrolle über die Wertschöpfung. Diese Öffnung wird durch standardisierte, gesicherte und öffentlich zugängliche "Open APIs" vorangetrieben. Der auf die Kundschaft ausgerichtete Austausch von Finanzdaten über solche Schnittstellen wird als "Open Banking" oder "Open Finance" bezeichnet – je nach Definition des Begriffs Finanzdaten.

Mithilfe des oben skizzierten Modells lassen sich verschiedene API-Strategien definieren, wie dem Thema Offenheit begegnet werden kann.

Offenheit weshalb?

Das "Open" als erstrebenswertes Ziel anzusehen, darf zu Recht infrage gestellt werden. Einerseits sind Daten zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor geworden und somit das neue Gold, andererseits stellen viele Unternehmen fest, dass die eigenen Daten für den Erfolg nicht ausreichen. Vielmehr ist es die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit, die den Daten ihren wahren Wert verleiht. Es braucht also Austausch, um Mehrwert für den Kunden zu schaffen.

Die Kundinnen und Kunden sind immer digitaler unterwegs. Sie suchen nach Lösungen, die ihnen das Leben vereinfachen. Mühelos und bequem sollen eigene Bedürfnisse abgedeckt werden. Dafür ist man bereit, entsprechende Daten zu teilen. Deckt ein Angebot die eigenen Bedürfnisse, überzeugt es. Deshalb braucht es mehr Flexibilität, um die Produkte an die Kundinnen und Kunden zu bringen.

API-Strategien

Wie kann ein Finanzinstitut diese Flexibilität im Sinne der Öffnung umsetzen? Dazu bieten sich verschiedene API-Strategien an.

  • Bei der Banking-as-a-Product-Strategie ergänzt das Finanzin­stitut sein Produktportfolio mit Drittprodukten. Das gemischte Produktportfolio wird über die bereits bestehenden Kanäle an die eigenen Kundinnen und Kunden vertrieben. Dieses Modell bietet einen attraktiven Kompromiss mit begrenzten Kosten und geringen Risiken. Es ermöglicht den Kundinnen und Kunden, über die bestehenden digitalen Kanäle von einer breiteren Produktpalette zu profitieren, und ist somit eine Art Einstiegsstrategie.

  • Bei der Banking-as-a-Service-Strategie vertreibt das Finanzin­stitut seine Produkte über die Kanäle Dritter. Es nimmt damit die Rolle eines Lieferanten ein. Die Endverbraucherinnen und Endverbraucher interagieren beim Erwerb eines Produkts nicht mehr direkt mit dem Finanzinstitut. Dieses wird aus Sicht der Kundinnen und Kunden (fast) unsichtbar. Das Modell bietet dem Finanzinstitut die Möglichkeit, durch ein differenziertes "Branding" neue Kundengruppen zu erschliessen.

  • Bei der Banking-as-a-Platform-Strategie betreibt das Finanz­institut zusätzlich eine mehrseitige Plattform. Die eine Seite dieser Plattform stellt die Kanäle (eigene und über Dritte) zu den Kundinnen und Kunden her, während die andere das Produktportfolio (das eigene und dasjenige von Dritten) bereitstellt. Das Modell bietet die Möglichkeit, ein eigenes Plattform-Ökosystem zu etablieren.

  • Bei der Nutzung von Banking-as-a-Service vertreibt ein Unternehmen ein fremdes Bankprodukt über seine Kanäle. Typische Anwender dieser Strategie sind Nichtbanken, die einem Nischenmarkt ein massgeschneidertes digitales Bankerlebnis bieten wollen.

  • Bei der reinen Marktplatzstrategie ist das Unternehmen schlicht Vermittler von Bankprodukten; Angebot trifft Nach­frage. Dies geschieht typischerweise über eine Plattform, den sogenannten API-Marktplatz.

Voraussetzung Entdeckungskultur

Um die API-Strategien erfolgreich umzusetzen, ist eine Erkundungs- und Entdeckungskultur erforderlich. Keine dieser Strategien rechnet sich in einem traditionellen Business Case durch direkte Monetarisierung. Es geht hier um die Suche nach neuen Wertangeboten und Geschäftsmodellen in einem Umfeld gros­ser Unsicherheit. Ganz neue Ideen entstehen, werden entwickelt, validiert und effizienzsteigernd umgesetzt.

Digital Banking Backbone

Auch auf der technischen Seite sind Voraussetzungen zu schaffen, damit die erwähnten API-Strategien umgesetzt werden können. Ein Digital Banking Backbone schafft diese Vo­raussetzungen. Ein solcher Backbone beinhaltet (1) ein Entwicklerportal, um die Angebote für das Ecosystem auffindbar zu machen, (2) APIs, die auf gemeinsamen offenen Standards basieren, um neue Dienstleistungen zu beschleunigen, (3) eine Sicherheitslösung für offene Schnittstellen, die dafür sorgt, dass die Kundendaten sicher und geschützt sind sowie (4) eine starke API-Verwaltungsplattform, um die exponierten APIs zu verwalten und zu kontrollieren.

Finnova Blueprint Integrationsarchitektur

(Klicken zum Vergrössern) / © Finnova Blueprint Integrationsarchitektur

Zunahme an öffentlich verfügbaren APIs

Ein Blick in die Developer-Portale der zehn führenden Banken gemäss Open Banking Monitor von Innopay zeigt einen deut­lichen Anstieg der pro Bank angebotenen APIs. Der Anstieg widerspiegelt schön, dass die von den Banken angebotenen öffentlichen APIs eine immer breitere Palette an gängigen Bankfunktionen abdecken.

Ganz oben auf der Liste stehen nach wie vor die Bereiche Zahlungen (Zahlungsauslösung und -verwaltung) sowie Kontoverwaltung und -informationen. Im Bereich Karten gibt es momentan viel Bewegung und neue Schnittstellen entstehen. Und im Bereich Securities machen sich die ersten Banken daran, entsprechende offene Schnittstellen auf den Markt zu bringen.

Auch auf der Seite der Kundeninformations-APIs (welche die kontrollierte gemeinsame Nutzung ausgewählter Datenattribute ermöglichen) ist ein stetiger Zuwachs zu beobachten.

Finnova Marktanalyse Public APIs

(Klicken zum Vergrössern) / © Finnova Marktanalyse Public APIs

 

Klare Strategie und Schaffung der technischen ­Voraussetzungen

Sowohl Open Banking als auch Open Finance erfordern mehr Flexibilität beziehungsweise eine Öffnung der Finanzinstitute. Um diesem Anspruch in einem Bereich ohne Erfahrungswerte und mit vielen Unsicherheiten gerecht zu werden, ist sowohl eine klare Strategie als auch neuestes technisches Equipment erforderlich.

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