Gregory Strasser im Inteview

Die Pläne von Workday in der Schweiz

Uhr
von Yannick Züllig und tme

Expansion, Partnerschaften, Datenschutz und darüber, wie sich Workday in der Schweiz entwickeln will, spricht Gregory Strasser, Regional Director, Workday Switzerland.

Gregory Strasser (Source: zVg)
Gregory Strasser (Source: zVg)

Im Rahmen der Workday-Rising-Konferenz in Stockholm hat das Executive Panel angekündigt, dass Workday vor allem international zu wachsen plant. Speziell wurde auf den EMEA-Raum hingewiesen. Welche Rolle spielt die Schweiz dabei?
Gregory Strasser: Workday ist international stark gewachsen. Das kaskadiert natürlich auch in die DACH-Region und damit in die Schweiz. Wir sind über die letzten Jahre stark gewachsen und haben dadurch einen grossen Teil des Wachstums mitbegleitet, sodass wir jetzt bei einem Punkt angekommen sind, wo wir optimal für den Markt aufgestellt sind.

Was macht die Schweiz besonders?
Was uns als Team sehr wichtig ist, ist, dass wir physisch so nahe wie möglich bei den Kunden sein können und dass wir den verschiedenen Sprachregionen und kulturellen Besonderheiten Rechnung tragen.

Kann das auch zu einer Herausforderung werden, wenn man etwa ein Unternehmen hat, welches in der Deutschschweiz und der Westschweiz beheimatet ist, und aufgrund der unterschiedlichen Arbeitskulturen unterschiedliche Anforderungen entstehen?
Von der Produktseite her ist das kein Problem, denn wir unterstützen diese Sprachen systemseitig. Unsere Lösung ist modular aufgebaut, da lässt sich vieles individualisieren. Viel wichtiger ist, dass wir es mit unserem Team und Partnern, die direkt vor Ort sind, verstehen, die lokalen und kulturellen Anforderungen zu erfüllen.

Um nochmal auf den gesamtschweizerischen Kontext zurückzukommen, die Schweiz ist ja bekanntlich ein Land der KMUs, und Workday orientiert sich erklärtermassen primär an Grossunternehmen. Wie gross ist das Potenzial für Workday in der Schweiz?
Also ich würde das vielleicht ein bisschen challengen. Klar sind wir bei grossen Unternehmen stark, aber bei uns spielen mittelständische Unternehmen (sogenanntes Medium Enterprise oder ME Segment) strategisch auch eine sehr grosse Rolle. Wir beabsichtigen im ME-Bereich noch mehr Fuss zu fassen. Es gibt durchaus kleinere Unternehmen, die unsere Lösung nutzen können und denen wir ein gutes ROI bieten können. Man muss das dann immer spezifisch anschauen, damit die Lösung zum Unternehmen und dessen Wachstumsplänen passt.

Gibt es dann für solche "kleineren" Kunden eine gestreamlinete Version der Software?
Alle Kunden arbeiten auf der gleichen Version und alle Optionen stehen allen offen, aber wir können es auf die Bedürfnisse des Kunden hin konfigurieren.

Aber ein Handwerksbetrieb mit 5 Mitarbeitenden wäre jetzt nicht unbedingt ein potenzieller Kunde für Sie?
Am Anfang muss ein gewisses Investment gemacht werden, und da ist wichtig, dass man rechnerisch bald einmal an einen "Break Even"-Punkt kommt. Das ist aber nicht zwingend von der reinen Anzahl Mitarbeiter abhängig.

Worauf kommt es dann an?
Es kommt auf das Wachstum an, welches das Unternehmen plant, auf die vorliegenden Prozesse und vor allem kommt es auf das "digital Mindset" an. Unternehmenskultur ist bei uns ein grosses Thema, sowohl intern als auch extern. Unsere Kunden sind auch unsere Partner, wir arbeiten eng und auf Augenhöhe zusammen und sprechen daher von der "Workday Family" und das ist etwas, dass wir auch leben.

Ihre Lösung ist Cloud-basiert, gibt es da manchmal Bedenken von Kundenseite, wenn es um den Standort ihrer Daten geht?
Unsere Kunden können versichert sein, dass wir uns globalen Datenschutzstandards verpflichten und unsere Kundendaten in Übereinstimmung mit der DSGVO verarbeiten. Wir haben auch unsere Datencenter in Europa: Das sichert unsere Kunden ab, dass ihre Daten im europäischen Raum bleiben.

Unternehmensdaten sind oft sensible Daten, gerade wenn es um die persönlichen Informationen von Arbeiternehmern geht. Hatten Sie jemals Probleme von Arbeitnehmerseite, weil Daten von Mitarbeitenden nicht in der Schweiz gespeichert werden?
Mir ist kein solcher Fall bekannt.

Wie sieht die Partnerlandschaft von Workday in der Schweiz aus?
Wir haben ein breites Netzwerk an Partnern, mit welchen wir zusammenarbeiten, wie Accenture, Deloitte, PWC oder Kainos, um nur ein paar zu nennen. Partnerschaften sind uns sehr wichtig. In der Schweiz möchten wir neben etablierten Partnern in Zukunft weitere Partnerschaften etablieren. Nicht nur im Bereich Systemintegration, sondern auch auf der Beratungsseite. So haben wir dann Partner, welche die Kunden oder Prospects von Anfang an begleiten können, sei es bei der initialen Formulierung eines HR-Operation-Modells, bei der Evaluation von Lösungen oder letztendlich auch bei der Implementierung, wo es dann vielleicht auch darum geht den Kunden beim Change Management und dem Projektmanagement zu unterstützen. Partner unterstützen aber auch bestehende Kunden, die bereits Workday implementiert haben, damit diese Workday noch effizienter nutzen können.

Sie suchen hierbei explizit nach Schweizer Partnern?
Genau, wir sind hierzulande mit vielen, auch kleineren Unternehmen in Kontakt, mit einigen arbeiten wir bereits zusammen und sind sehr daran interessiert, das noch auszuweiten.

In welchen Bereich suchen Sie konkret noch nach Partnern?
Ich denke, ein sehr zentraler Bereich ist die Implementierung. Nicht unbedingt auf technischer Seite, da haben wir, wie erwähnt, schon grosse Partner, sondern bei der Beratung, wenn es etwa um Projekt- oder Change-Management geht. 

Warum?
Wir legen grossen Wert auf die Zufriedenheit unserer Kunden. Wir erreichen seit 13 Jahren eine globale Zufriedenheitsrate von über 95 Prozent. Das wollen wir fortführen und um dies zu erreichen, müssen unsere Kunden ihre Projekte "on-time" und "on-budget" umsetzen können.

Um auf die Rising Konferenz zu sprechen zu kommen: Welchen Nutzen können Schweizer Unternehmen oder auch Workday Schweiz von so einer Konferenz ziehen?
Ich sehe den Mehrwert vor allem für unsere Kunden und Prospects, welche hier eine einmalige Gelegenheit haben, sich mit anderen Unternehmen auszutauschen und die letzten Produktinnovationen zu entdecken - egal ob diese Teilnehmer noch in der Evaluationsphase, kurz vor einer Entscheidung stehen oder bereits Nutzer sind. Ich hatte in den vergangenen Tagen viele Kundengespräche und alle sind sehr enthusiastisch, dass sie hier auf Augenhöhe mit anderen Leuten sprechen und sich sehr informell austauschen können. Dank unseres cloudbasierten Ansatzes ist jeder Kunde stets auf der gleichen Software-Version, d.h. man kann mit jedem reden und alle reden immer vom gleichen Produkt. Bei anderen Anbietern gibt es teilweise so viele Produktvarianten wie Kunden: bei uns ist es anders und führt dazu, dass der Austausch einiges einfacher ist.

Hatten Sie die Möglichkeit hier mit vielen dieser Prospects zu sprechen?
Ja, ich durfte hier eine Vielzahl von interessanten Gesprächen führen.

Macht die Konferenz den erhofften Eindruck auf die Unternehmen?
Absolut, ich spürte ein hohes Mass an Enthusiasmus in allen Gesprächen. Oft ging es darum, wie man den aktuell laufenden On-boarding-Prozess schneller machen könnte oder wie wir die Unternehmen bei der Erarbeitung von Business Cases unterstützen können.

Sind auch schon Unternehmen zu Ihnen gekommen, die gefragt haben, wo sie den Vertrag unterschreiben können?
Da kann ich nichts dazu sagen, ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Aber ich denke, wir sind an mancher Stelle auf sehr gutem Weg.

Zu den Neuerungen, welche an der Konferenz angekündigt wurden, gehört auch ein neues Payroll-System für Deutschland. Gibt es hier bereits Pläne, ein solches System auch in die Schweiz zu bringen?
Aktuell bieten wir in der Schweiz dank unseren starken Technologie-Partnern eine Anbindung an verschiedenste Systeme, sei es SAP oder sonstige Anbieter. Neue Payroll-Systeme werden aktuell tatsächlich in einigen europäischen Märkten eingeführt, ob dies auch für die Schweiz kommt ist im Moment noch offen.

Gerade SAP ist in der Schweiz und Deutschland, aufgrund der Lokalität, ja sehr weit verbreitet. Gibt es Reibungsstellen für Unternehmen, die aus einem SAP-Umfeld zu euch kommen?
Gar nicht. Ich denke, Unternehmen, die diesen Schritt machen, haben sich diesen auch gut überlegt. Und sie sind überzeugt von unserer Cloud-native-Architektur und der technologischen Innovation, die in unseren Lösungen steckt. Das ist eine unserer grossen Stärken und generiert auch einen gewissen "Pull-Effect", welcher die Kunden zu uns bewegt.

Wie sieht das langfristige Potenzial von Workday in der Schweiz aus?
Wir haben jetzt schon viele diverse grosse, namhafte Unternehmen bei uns. Nichtsdestotrotz haben wir da weiterhin noch einiges an Potential. Ich bin mir aber auch sicher, dass gerade auch kleine und mittlere Unternehmen noch mehr von Workday-Lösungen profitieren können.

Dieses Interview fand im Rahmen der Workday-Rising- Europe-Konferenz in Stockholm Ende November 2022 statt. Mehr zur Konferenz lesen Sie hier.

Webcode
7ULET3DU