Update: Microsofts Teams-Entflechtung reicht der EU-Kommission nicht
Seit Oktober 2023 gibt es Microsoft Office und Teams separat. Hintergrund ist ein Kartellverfahren der EU. Deren Kommission findet, Microsoft müsse mehr tun, um den Wettbewerb wiederherzustellen.
Update vom 26.06.2024: Auch nach der Entflechtung der Konferenzlösung Teams von seinen anderen Office-Anwendungen ist die EU-Kommission nicht zufrieden mit Microsoft. In einer Mitteilung gibt die Kommission bekannt, sie habe Microsoft ihre Beschwerdepunkte mitgeteilt. Das US-amerikanische Unternehmen erhält nun Gelegenheit zur Stellungnahme.
In der Mitteilung anerkennt die Kommission, dass Microsoft seit dem Start des Kartellverfahrens auch Office-Pakete ohne Teams anbiete. Diese Änderungen reichten aber nicht aus, um die Bedenken des Gremiums auszuräumen. "Weitere Änderungen an Microsofts Verhalten sind erforderlich, um den Wettbewerb wiederherzustellen".
In ihrer Mitteilung führt die Kommission nicht aus, was sie konkret von Microsoft erwartet. Bei "Reuters" heisst es unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen, die Behörde wolle, dass Microsoft den Abopreis von Teams senke. Microsoft-Konkurrenten wünschen sich laut dem Bericht klarere Interoperabilitätsbedingungen und mehr Anreize für die Nutzer und Nutzerinnen, zu ihren Produkten zu wechseln.
Update vom 02.04.2024:
Microsoft entflicht Teams und Office weltweit
Microsoft entkoppelt seine Produkte Office 365 und Teams weltweit. Dies teilte der Konzern am 1. April mit, wie "Reuters" berichtet. "Um Klarheit für unsere Kunden zu schaffen, weiten wir die Schritte, die wir letztes Jahr unternommen haben, um Teams von M365 und O365 im Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz zu entbündeln, auf Kunden weltweit aus", sagte ein Microsoft-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur. "Damit tragen wir auch dem Feedback der Europäischen Kommission Rechnung, indem wir multinationalen Unternehmen mehr Flexibilität bieten, wenn sie ihre Einkäufe geografisch standardisieren wollen."
Bestehende Kunden könnten ihr aktuelles Angebot mit Teams, Office und anderen Produkten im Bündel ab dem 1. April beibehalten, erneuern, aktualisieren oder ein neues Angebot wählen, teilt der Konzern mit. Für neue Geschäftskunden soll Teams allein 5,25 US-Dollar kosten, Office-Pakete ohne Teams zwischen 7,75 und 54,75 US-Dollar. Preise können je nach Land und Währung variieren.
Trotz der weltweiten Entkopplung rechnet Microsoft weiterhin mit einer EU-Kartellklage, schreibt "Reuters". Eine solche könne für den Konzern bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes ausmachen.
Update vom 01.09.2023:
Microsoft bietet Teams und Office bald getrennt an
Jetzt ist es offiziell – Microsoft bietet künftig die Videokonferenzlösung Teams auch als eigenständiges Produkt an. In der Ankündigung bezeichnet der Tech-Konzern den Schritt als proaktive Massnahme in Zusammenhang mit dem Kartellverfahren, welches die EU eingeleitet hat. Dies, "auch wenn die Untersuchung der Europäischen Kommission noch andauert und wir mit ihr zusammenarbeiten", wie Nanna-Louise Linde, Vizepräsidentin von Microsofts Abteilung European Government Affairs, anfügt.
Konkret lanciert Microsoft per 1. Oktober 2023 eine neue Reihe von Microsoft-365- und Office-365-Suiten, die Teams nicht enthalten werden. Aber auch ein neues, eigenständiges Teams-Angebot für Unternehmenskunden. Erhältlich sind die Produkte für Kunden aus den Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz. Die bisherigen Lizenzen, in denen Microsoft Office und Teams bündelt, verkauft das Unternehmen dort ab Oktober nicht mehr weiter. Kunden, die eine gebündelte Lizenz haben, können den entsprechenden Preisplan zu bisherigen Konditionen behalten oder auf die neuen Lizenzen umsteigen, wie es auf der entsprechenden Produktewebsite heisst.
Update vom 28.07.2023:
EU startet Kartellverfahren gegen Microsoft
Die Gerüchte haben sich bestätigt: Die EU-Kommission leitet ein Kartellverfahren gegen Microsoft ein, wie auf der Website der Kommission zu lesen ist.
Die Kommission befürchte, "dass Microsoft seine Marktposition bei Produktivitätssoftware missbrauchen und verteidigen könnte, indem es den Wettbewerb im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) bei Kommunikations- und Kooperationsprodukten einschränkt", heisst es dort. Besondere Bedenken habe man dahingehend, dass Microsoft Teams einen Vertriebsvorteil gewähren könne, indem es den Kunden nicht die Wahl lässt, ob sie Zugang zu Teams haben, wenn sie Microsofts Firmenplattformen abonnieren, und möglicherweise die Interoperabilität zwischen ihren Produktivitätsprogrammen und konkurrierenden Angeboten einschränke, schreibt die Kommission.
Originalmeldung vom 18.07.2023:
EU bereitet Kartellverfahren gegen Microsoft vor
Die EU-Kommission rüstet sich offenbar für ein Kartellverfahren gegen Microsoft. Dies berichtet "T3n" unter Berufung auf das "Handelsblatt" und weitere Medien, wobei die EU-Kommission selbst das Vorhaben noch nicht offiziell bestätigte. Grund des Verfahrens ist die Integration des Videokonferenzdienstes Teams in das Office-Angebot von Microsoft. Damit nutze der Tech-Gigant möglicherweise seine Marktmacht aus und schade dem freien Wettbewerb.
Auslöser des jetzt vorbereiteten Verfahrens ist laut "T3n" eine Beschwerde des Kolaborationsdienstes Slack, die vor drei Jahren eingereicht wurde. Darin äussert der Teams-Rivale den Verdacht, Microsoft binde Teams illegal in seine Office-Produkte ein und erzwinge die Teams-Installation für Millionen User, wie "T3n" zusammenfasst. Danach blockiere Microsoft die Entfernung der Software und verschleiere zudem die Kosten für Unternehmenskunden.
"T3n" merkt an, dass Microsoft im April 2023 plante, Teams künftig nicht mehr als Teil von Office auszuliefern, um eben einem solchen Kartellverfahren zu entgehen. Das die EU-Kommission jetzt doch ein Verfahren anstrenge, deute darauf hin, dass die entsprechenden Gespräche zwischen der EU-Kommission und Microsoft nicht zu einer Lösung geführt hätten.
Im Dezember 2020, einige Monate nachdem Slack die Beschwerde eingereicht hatte, übernahm Salesforce den Dienst für über 27 Milliarden US-Dollar. Mehr dazu lesen Sie hier.