Desinformation im Wahljahr

Tech-Konzerne schliessen Abkommen gegen Wahlmanipulation durch KI

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von Joël Orizet und msc

20 Technologiekonzerne, darunter Amazon, Google und Microsoft, haben sich dazu verpflichtet, gegen manipulative KI-Inhalte vorzugehen. Insbesondere vor dem Hintergrund des Superwahljahrs 2024: Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung ist dieses Jahr zu Wahlen aufgerufen.

(Source: Clay Banks / Unsplash.com)
(Source: Clay Banks / Unsplash.com)

2024 ist ein sogenanntes Superwahljahr. In mehreren grossen Ländern, darunter in den USA, Indien und Grossbritannien, finden Wahlen statt. Dementsprechend gross ist die Sorge vor dem Einsatz von künstlicher Intelligenz respektive vor der Gefahr, dass KI-generierte Inhalte zur Desinformation und Manipulation zum Einsatz kommen. 

Die Tech-Giganten greifen diese Sorge nun auf. An der Münchner Sicherheitskonferenz unterzeichneten Vertreterinnen und Vertreter von 20 Digitalkonzernen, darunter Amazon, Google, IBM, Meta, Microsoft, OpenAI, Tiktok und X (ex Twitter), eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit bei der Erkennung und Bekämpfung manipulierter Inhalte. 

Die Vereinbarung nennt sich AI Elections Accord und zielt gemäss Mitteilung insbesondere auf KI-generierte Audio-, Video- und Bildinhalte, die das Aussehen, die Stimme oder die Handlungen von politischen Kandidaten, Wahlhelfern und weiteren Beteiligten demokratischer Wahlen nachahmen oder verändern. Ebenfalls im Visier der Initiative sind demnach Inhalte, die Wählerinnen und Wähler falsch darüber informieren, wo, wann und wie sie sich an den Wahlen beteiligen können. 

Die Unterzeichner der Vereinbarung verpflichten sich unter anderem dazu: 

  • technologische Lösungen zu entwickeln, um die entsprechenden Risiken zu reduzieren - einschliesslich und "wo angemessen" Open-Source-Tools; 
  • ihre KI-Modelle vor dem Hintergrund der Risiken, die sie in Bezug auf betrügerische Wahlinhalte darstellen könnten, neu zu bewerten; 
  • nach solchen Inhalten auf ihren Plattformen zu suchen und sich um einen "angemessenen Umgang" damit zu bemühen;
  • die Öffentlichkeit bezüglich dieses Umgangs transparent zu informieren;
  • mit zivilgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Organisationen zusammenzuarbeiten;
  • Bemühungen zu unterstützen, um das öffentliche Bewusstsein für die entsprechenden Herausforderungen zu schärfen, Medienkompetenzen und die Resilienz der Gesellschaft zu fördern. 

Die Vereinbarung sei ein branchenweites Engagement gegen KI-generierte Desinformation im Vorfeld von Wahlen, sagt Kent Walker, Präsident, Global Affairs bei Google. "Wir dürfen nicht zulassen, dass digitaler Missbrauch die Chancen der KI bedroht, unsere Volkswirtschaften zu verbessern, neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Fortschritt in Gesundheit und Wissenschaft voranzutreiben." Brad Smith, Vice Chair und Präsident von Microsoft, ergänzt: "Während die Gesellschaft die Vorteile der KI nutzt, haben wir die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass diese Werkzeuge nicht zu einer Waffe bei Wahlen werden."

Übrigens: Die Europäische Union will KI per Gesetz regeln. Ende des vergangenen Jahres haben sich EU-Staaten und das Europäische Parlament auf den "AI Act" geeinigt - allerdings nicht ohne Kompromisse. Die Organisationen Algorithmwatch und European Digital Rights Initiative (EDRi) kritisieren beispielsweise den grossen Spielraum, den das Gesetz KI-Entwicklern bei der Einstufung ihrer Systeme geben soll. Lesen Sie hier mehr dazu

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