Frei auf Kaution

Telegram-Gründer drohen über 10 Jahre Gefängnis

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von Daniel Schurter / watson, yzu

Der 39-jährige Pawel Durow ist nach mehreren Tagen in französischem Polizeigewahrsam auf Kaution freigekommen und steht unter Aufsicht der Justiz. Auch in der Schweiz hat er juristischen Ärger.

Pawel Durow in Paris. (Source Screenshot Instagram)
Pawel Durow in Paris. (Source Screenshot Instagram)

Der am Samstag in Frankreich festgenommene Telegram-Gründer Pawel Durow ist nach mehreren Tagen Haft freigelassen worden. Dies hat das zuständige Gericht am Mittwoch entschieden. Allerdings gelten für ihn einige Auflagen.

So darf Durow das Land nicht verlassen, muss sich zweimal die Woche bei der Polizei melden und eine Kaution von rund 5 Millionen Franken hinterlegen. Er war zuvor in einem Justizfahrzeug zur Befragung vor einer möglichen Anklageerhebung an das Gericht in Paris überstellt worden, wie CNN berichtete.

Das Ermittlungsverfahren gegen Durow kann am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise gegen den Beschuldigten finden. Andernfalls können sie das Verfahren auch einstellen.

Allein für den Vorwurf, mit Telegram Beihilfe zu illegalen Transaktionen geleistet zu haben, drohten Durow bis zu zehn Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 500'000 Euro, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Der russische Techmilliardär hat mehrere Staatsbürgerschaften, darunter die französische.

Gegen ihn wird in 12 Fällen ermittelt, unter anderem wegen Beihilfe zur Verwaltung einer Online-Plattform für illegale Transaktionen, Verbreitung von Kinderpornografie, Drogenhandel, Betrug und Geldwäscherei. Ausserdem wirft man ihm mangelnde Kooperationsbereitschaft gegenüber den Strafverfolgungsbehörden vor.

Details zu Ermittlungen

Wie "Politico" am Mittwoch berichtete, hatte die französische Justiz bereits am 25. März Haftbefehle gegen Pawel Durow und dessen Bruder Nikolai erlassen – die Behörden hätten diese Informationen im Interesse der Ermittlungen aber nicht öffentlich kommuniziert.

Das Politmagazin zitiert aus einem Dokument, das ihm aus Ermittlerkreisen zugespielt worden sei: "Aus dem Dokument geht hervor, dass die von Frankreich im Geheimen durchgeführten Ermittlungen zu Telegram umfangreicher sind und früher begonnen haben als bisher berichtet."

Der Hauptvorwurf beziehe sich auf "Mittäterschaft beim Besitz, der Verbreitung oder der Zugänglichmachung von pornografischen Bildern von Minderjährigen als Teil einer organisierten Gruppe", wie es weiter heisst.

Pawel und Nikolai sind langjährige Geschäftspartner und haben Telegram entwickelt. Zuvor hatten sie gemeinsam die russische Social-Media-Plattform VKontakte (heute VK) programmiert, mussten sie aber verkaufen.

Auch in Genf läuft ein Verfahren

Wie das "Forbes"-Magazin berichtete, ist Pawel Durow auch Verdächtiger in einem Strafverfahren in Genf. Jenes Verfahren dreht sich nicht um den bekannten Messenger-Dienst, sondern um familiäre Belange.

Durows frühere Partnerin Irina Bolgar, die gemäss "Forbes" gerichtsfest belegen kann, dass sie mit dem russisch-französischen Techmilliardär drei Kinder hat, habe ihn im März dieses Jahres bei der Genfer Justiz angezeigt. Sie werfe ihrem Ex-Partner vor, körperliche Gewalt gegen eines ihrer gemeinsamen Kinder angewendet zu haben. Ausserdem habe die gebürtige Russin auch eine zivilrechtliche Sorgerechtsklage eingereicht.

Laut "Forbes" weigerte sich die Genfer Staatsanwaltschaft zunächst, in der Angelegenheit tätig zu werden, da die Strafanzeige mehr als drei Monate nach dem jüngsten Vorfall eingereicht worden sei.

Dann die Festnahme in Paris

Das Verfahren in der Schweiz sei noch nicht abgeschlossen, da sich Durow weiterhin in Frankreich in Polizeigewahrsam befinde, hält "Forbes" fest.

Er wurde am Samstagabend auf dem Flughafen Le Bourget ausserhalb von Paris in Polizeigewahrsam genommen, nachdem er in einem Privatjet aus Baku, Aserbaidschan, angekommen war. Wie "Forbes" schreibt, hatte Frankreichs nationale Einheit zur Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Internetkriminalität im Juli eine Untersuchung gegen Durow eingeleitet.

Am Sonntag war seine Untersuchungshaft um bis zu 96 Stunden verlängert worden. Und nun hat der Haftrichter am Mittwoch entschieden, dass er freikommt.

Telegram wehrte sich gegen die Vorwürfe: Alle geltenden Regeln würden eingehalten. Durow habe "nichts zu verbergen". Ausserdem sei es "absurd", eine Plattform oder ihren Besitzer für den Missbrauch des Dienstes durch Dritte verantwortlich zu machen.

Gemeinsame Jahre in Russland

Laut Bericht lernte Irina Bolgar den Telegram-Gründer 2012 kennen, als sie in Russland lebten. Sechs Monate später zogen sie nach St.Petersburg, wo zwischen 2013 und 2017 ihre drei Kinder zur Welt kamen.

Obwohl Durow Russland offiziell im Jahr 2014 verliess – nachdem er sich geweigert hatte, den Behörden Nutzerdaten von VKontakte (russisches Facebook) zur Verfügung zu stellen – kehrte er gemäss Berichten zwischen 2015 und 2021 mehr als 50 Mal dorthin zurück.

Laut Strafakte habe sich das Paar Ende 2018 getrennt. Der Milliardär habe sich daraufhin schriftlich verpflichtet, monatlich 150'000 Euro Unterhalt zu zahlen.

Die Ex-Frau sei 2019 mit den drei Kindern nach Lettland umgezogen, bevor sie sich 2020 in der Westschweiz niederliessen. Durow verlegte 2017 seinen Wohnsitz in die autokratische Wüstenmonarchie Dubai und erhielt die Staatsbürgerschaft. Er ist ein Freund des Kronprinzen, Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum.

In von "Forbes" eingesehenen Gerichtsdokumenten behauptet Irina Bolgar, dass ihr Ex 2022 aufgehört habe, ihre Kinder zu sehen, und er habe den Zugang zu Unterhaltszahlungen für die Kinder "blockiert".

 

Dieser Artikel ist zuerst bei "Watson" erschienen.

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