Nach Forderung einer Hintertür

Update: Apple wehrt sich rechtlich gegen das Vereinigte Königreich

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von Dajana Dakic und jor, tme

Nachdem die britische Regierung einen Zugang zu iCloud-Daten über eine Hintertür gefordert hatte, deaktivierte Apple prompt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für alle User im Vereinigten Königreich. Nun geht der Tech-Riese gerichtlich gegen diese Forderung vor.

(Source: Tingey Injury Law Firm / unsplash.com)
(Source: Tingey Injury Law Firm / unsplash.com)

Update vom 06.03.2025: Eines der grössten Technologieunternehmen der Welt befindet sich in einem Streit mit dem Vereinigten Königreich über den Datenschutz. Apple gehe nun gerichtlich gegen die britische Regierung vor, nachdem diese einen Zugang zu privaten Kundendaten verlangt hatte. Dazu hat Apple das unabhängige Gericht Investigatory Powers Tribunal dazu aufgerufen, die Klage gegen den Sicherheitsdienst des Vereinigten Königreichs zu untersuchen, wie "BBC" berichtet.

Laut der "Financial Times"(Paywall) wäre Apples Anfechtung das erste Mal, dass der umstrittene Investigatory Powers Act, der es den Behörden des Vereinigten Königreichs erlaubt, Verschlüsselungen zu knacken, vor Gericht geprüft wird. Das Investigatory Powers Tribunal wird eventuell noch diesen Monat die Rechtmässigkeit der Verfügung des Vereinigten Königreichs an Apple prüfen, wie die "Financial Times" schreibt. Es sei noch unklar, ob die gerichtliche Anhörung öffentlich gemacht wird. 

Die britische Regierung habe es abgelehnt, die Existenz der besagten Verfügung zu bestätigen oder zu dementieren. Eine Sprecherin äusserte sich jedoch "BBC" gegenüber: "Das Vereinigte Königreich verfügt über robuste Sicherheitsvorkehrungen und eine unabhängige Aufsicht, um die Privatsphäre zu schützen, und die Privatsphäre wird nur in Ausnahmefällen beeinträchtigt, in Bezug auf die schwersten Verbrechen und nur dann, wenn dies notwendig und verhältnismässig ist."

 

Originalmeldung vom 24.02.2025:

Apple hebt Ende-zu-Ende-Verschlüsselung im Vereinigten Königreich auf

Die Apple-Funktion Advanced Data Protection (ADP) ist im Vereinigten Königreich nicht mehr verfügbar. Seit 2022 macht die Funktion die iCloud mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einbruchsicher. Doch jetzt zieht der Tech-Riese die Verschlüsselung auf den Britischen Inseln zurück, wie "The Verge" berichtet.

"Apple kann Advanced Data Protection (ADP) im Vereinigten Königreich nicht mehr für neue User anbieten und bestehende User im Vereinigten Königreich müssen diese Sicherheitsfunktion schliesslich deaktivieren", so Apple-Sprecher Julien Trosdorf in einer Stellungnahme gegenüber "The Verge". Warum genau sich Apple dazu entschlossen hat, die ADP-Funktion im Vereinigten Königreich zu deaktivieren, erklärt er nicht.

Ein Bericht von "The Washington Post" (Paywall) zeigt jedoch auf, dass das Vereinigte Königreich Apple im Rahmen des "Investigatory Powers Act" ein Dokument mit der Bezeichnung "Technical Capability Notice" zustellte, welches Apple dazu auffordert, den Behörden Zugang zu iCloud-Daten zu gewähren. Der umstrittene "Investigatory Power Act" des Vereinigten Königreichs zwinge Unternehmen dazu, Hintertüren in ihre Software zu integrieren.

Selbst die Offenlegung, dass die Regierung des Vereinigten Königreichs eine Anfrage nach dem "Investigatory Power Act" gestellt hat, ist "The Verge" zufolge eine Straftat. "Apple ist nach wie vor bestrebt, seinen Nutzern ein Höchstmass an Sicherheit für ihre persönlichen Daten zu bieten, und wir hoffen, dass wir dies in Zukunft auch im Vereinigten Königreich tun können", lässt sich Trosdorf zitieren. "Wie wir schon oft gesagt haben, haben wir nie eine Hintertür oder einen Generalschlüssel zu einem unserer Produkte oder Dienste eingebaut und werden dies auch nie tun."

Kritik an Apples Entscheidung

Wie "Watson" schreibt, zweifeln einige Kritiker an Apples Entscheidung, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu deaktivieren, da sie seit 2018 chinesische iCloud Daten in China speichern und so der Regierung Zugang zu diesen gewähren. Auch Proton, der Schweizer Anbieter verschlüsselter Online-Dienste, äussert sich auf X zu der überraschenden Massnahme: "Apple in die Lage zu zwingen, End-to-End-Verschlüsselung im Vereinigten Königreich zu entfernen, schafft einen gefährlichen Präzedenzfall. Proton würde niemals eine Hintertür einbauen, aber wir würden auch nicht die Vordertür öffnen, indem wir unsere E2E-Verschlüsselung entfernen."


Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist seit 2023 auch bei den automatischen Backups von Whatsapp-Chats gewährleistet. Erfahren Sie hier mehr.

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