CIO-Umfrage 2020

Was Schweizer IT-Entscheidern 2020 Kopfzerbrechen bereitet

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Personal, Technologie, Cloud-Strategie. In einer Umfrage der "Netzwoche" verraten Schweizer CIOs Details über ihr Budget und ihre Prioritäten für 2020. Dabei zeigt sich: Nicht alle von Marktforschern prognostizierten Trends stehen bei IT-Chefs auch wirklich hoch im Kurs.

(Source: bizvector / Fotolia.com)
(Source: bizvector / Fotolia.com)

Neues Jahr, neue Ziele. Viele Schweizer IT-Abteilungen nutzten die vergangenen Wochen, um strategische Entscheide zu fällen, Themen zu priorisieren und Projekte zu planen. Die "Netzwoche" fragte Schweizer IT-Entscheider, was 2020 für sie und ihre IT-Abteilung ansteht – und wo der Schuh drückt.

 

Oft gibt's mehr Geld, aber nicht immer mehr Leute

In einem ersten Teil gaben die CIOs Auskunft über die Grösse ihrer IT-Abteilung und die Anzahl der von ihr betreuten Kunden. Ein Viertel der Teams besteht aus zwischen einer und neun Personen. Am zweithäufigsten (22 Prozent) wurden Abteilungsgrössen von 250 und mehr Personen genannt. Die mit 16 Prozent am wenigsten vertretene Abteilungsgrösse zählt 10 bis 49 Personen. Eine deutliche Mehrheit der CIOs (62 Prozent) gab an, mit ihrer Abteilung mehr als 500 Personen zu bedienen.

Befragt nach finanziellen Veränderungen, gaben 56 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass das IT-Budget 2020 steigen werde, während 30 Prozent mit gleich hohem Budget weiterarbeiten wollen. Bei 8 Prozent wird das Budget verkleinert. Dass sich mit steigendem Budget auch die IT-Abteilung vergrössert, trifft nicht überall zu. 45 Prozent der Teilnehmer gaben zwar an, der Personalbestand werde steigen. Aber beinahe gleich viele sagten, er bleibe ungefähr gleich. Nur fünf Teilnehmer müssen 2020 mit weniger Personal auskommen.

 

Strategische Ziele: Sicherheit und digitale Transformation – was auch immer das heisst

Viele Analysten haben zum Jahreswechsel Listen mit He­rausforderungen und Zielen veröffentlicht, die für CIOs wichtig sein könnten. Das Portal "CIO.com" listet neun Herausforderungen, die Business-Entscheider in der digitalen Transformation 2020 auf dem Schirm haben sollten. Genannt werden etwa Datenschutz, Gig-Economy, Return on Investment, aber auch Sicherheitsrisiken oder der Kulturwandel in einer digitalen Welt. In der Umfrage der "Netzwoche" wurden Schweizer CIOs gebeten, acht strategische IT-Themen zu priorisieren. Das demnach wichtigste Thema 2020 ist Cybersecurity. 55 Prozent der Teilnehmer bewerteten es als "äusserst wichtig" und weitere 35 Prozent noch als "eher wichtig". An zweiter Stelle folgt das Thema "digitale Transformation" – von 53 Prozent als "äusserst wichtig" und von 31 Prozent als "eher wichtig" bewertet. Ebenfalls wichtig sind die Themen Prozessoptimierung und Steigerung der Nutzerzufriedenheit – beide werden von mehr als 75 Prozent der Teilnehmer mit "äusserst wichtig" oder "eher wichtig" bewertet.

Welche Vorstellungen sich hinter diesen Begriffen verbergen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Umfrageteilnehmer sollten in einem Satz definieren, was sie unter digitaler Transformation verstehen. Ein CTO antwortete: "Neue Chancen und Geschäftsmodelle durch digitale Technologien." "Von der Höhlenmalerei zur App", sagte der IT-Chef einer Berufsschule. Ein weiterer Teilnehmer aus der Verwaltung erhofft sich "Geschäftsprozesse ohne Medienbrüche und Schnittstellen für durchlässige Basisdaten"; und der CIO eines Energieunternehmens setzt "digitale Transformation" schlicht gleich mit: "Alles infrage stellen."

Cybersecurity, Datenschutz und Cloud-Sünden - das sind nur drei von vielen Herausforderungen, die 2020 auf IT-Entscheider warten. CIO.com hat hier zusammengestellt, was im neuen Jahr alles Kopfzerbrechen bereiten könnte - und welche Lösungen sich anbieten.

 

Zankapfel Geldfragen

Betrachtet man die Zahlen zu den als "überhaupt nicht wichtig" bewerteten Themen, fällt auf, wie selten Schweizer IT-Chefs eine entsprechend niedrige Priorisierung vornehmen: Bei sieben der acht Themen entschieden sich höchstens zwei Teilnehmer, ihr Kreuz bei "überhaupt nicht wichtig" zu setzen. Die grosse Ausnahme stellt das Thema Umsatzsteigerung dar: Für immerhin knapp ein Viertel der Teilnehmer ist dies nicht relevant. Addiert man die Stimmen, die Umsatzsteigerung für "eher unwichtig" halten, dazu, ergeben sich 42 Prozent der Teilnehmenden, darunter auffallend viele Chefs kleiner IT-Abteilungen mit weniger als 10 Mitarbeitern.

Dass dem typischen Schweizer CIO die Umsatzsteigerung nicht wichtig ist, lässt sich aber nicht sagen: Denn gleich viele Teilnehmer (42 Prozent) priorisieren sie in der Umfrage mit "höchst wichtig" oder "eher wichtig". Die Zahlen lassen also vermuten, dass IT-Chefs sehr unterschiedlich über Finanzthemen denken. Dies bestätigt auch die Priorisierung der Herausforderung "IT-Kosten reduzieren": Knapp 23 Prozent stufen diese als "überhaupt nicht wichtig" oder "eher unwichtig" ein. 42 Prozent hingegen weisen ihr eine der beiden wichtigsten Prioritäten zu.

Das liebe Geld taucht auch an anderer Stelle der Umfrage auf: Gefragt nach den grössten Problemen in der IT-Beschaffung, verweisen mehrere CIOs auf das zu enge Budget, Schwierigkeiten beim Finden des "besten Preises" oder darauf, dass die "Anschaffungskosten immer noch zu hoch eingestuft" werden. Es sei herausfordernd, trotz steigendem Kostendruck die Innovationskraft nicht zu verlieren, kommentiert ein Teilnehmer.

 

Management und Organisationsthemen: Leute finden und aufbauen

Der Fachkräftemangel in der IT-Branche ist und bleibt ein Problem. Dies sagen zumindest viele Analysten, wie etwa der Personalvermittler Hays. Es erstaunt deshalb wenig, dass Schweizer CIOs Rekrutierung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter als sehr wichtig bewerten: Rekrutierung wird von 45 Prozent als "höchst wichtig" und von 18 Prozent als "eher wichtig" eingestuft. Weiterbildung bezeichnen 28 Prozent als "höchst wichtig" und 48 Prozent als "eher wichtig". Gefragt, was ihnen im Jahr 2020 am meisten Bauchschmerzen bereitet, verweisen viele IT-Leiter direkt oder indirekt auf den Fachkräftemangel. Von einem "trockenen Arbeitsmarkt für moderne Skills" spricht ein CIO, ein anderer gar vom "War for Talents".

Ähnlich wichtig sind die Themen Automatisierung und Compliance. Uneinig sind sich die IT-Entscheider bei den Themen Budgetfragen, DevOps sowie agile Methoden. Mehr als 30 Prozent der Teilnehmer (bei Budgetfragen sogar mehr als 44 Prozent) bewerteten die Punkte als "relativ wichtig".

 

5G und Wearables? Denkste!

Wie wichtig sind Business-Entscheidern neue Technologien? Lauscht man den Analysten, werden sie nicht nur die IT-Welt in den kommenden Jahren revolutionieren. Gartner hat etwa kürzlich prognostiziert, dass Wearables den Arbeitsplatz der Zukunft grundsätzlich umgestalten werden. Und wenn zutrifft, was Tech-Unternehmen wie Huawei oder Sunrise sagen, dürfte 5G nichts Geringeres als die nächste industrielle Revolution darstellen. Doch noch ist die Euphorie nicht auf Schweizer CIOs übergeschwappt: Lediglich 8 Prozent der Befragten bewerten den 5G-Mobilfunk als "äusserst wichtig", weitere 12 Prozent immerhin als eher wichtig. Demgegenüber stempeln 15 Prozent 5G als "überhaupt nicht wichtig" und sogar 43 Prozent als "eher unwichtig" ab. Noch deutlicher ist das Resultat bei den Wearables: 13 Prozent bewerten die Technologie als "äusserst wichtig" oder "eher wichtig", aber mehr als zwei Drittel urteilen mit "eher unwichtig" oder "überhaupt nicht wichtig".

Die am häufigsten als "äusserst wichtig" bezeichnete Technologie ist Container (28 Prozent), gefolgt von Big Data (18 Prozent). Schlusslichter sind Biotech und Blockchain, die jeweils von gerade mal zwei Teilnehmern mit "äusserst wichtig" eingestuft werden.

 

Ab in die Wolke

Geht es nicht um Sicherheitsthemen oder um den Fachkräftemangel, ist die Cloud das nächste heiss diskutierte Thema. Mehr als ein Dutzend IT-Chefs sagen, dass die Cloud-Migration ihre Abteilung 2020 am meisten bewegen wird. Zwei IT-Chefs bezeichnen den "Gang in die Cloud" als das Thema, das ihnen im neuen Jahr am meisten Bauchschmerzen bereitet. 34 Prozent der Befragten bewerten die Cloud-Migration als "äusserst wichtig"– noch wichtiger (42 Prozent) ist IT-Entscheidern das Thema "Sicherheit stärken".

Gefragt nach ihrem bevorzugten Cloud-Anbieter, nimmt Microsoft die klare Favoritenrolle ein: 61 Prozent nennen den Redmonder Anbieter. 12 Prozent ziehen Amazon Web Services vor und 5 Prozent nennen Google Cloud. Die Lösungen von Alibaba, IBM und Oracle erhielten in der Umfrage keine Stimmen. Mehr als ein Fünftel der Umfrageteilnehmer will sich allerdings nicht auf einen Anbieter festlegen. Ein CIO verweist auf seine Multi-Cloud-Strategie. "Es wäre fatal, nur auf einen Anbieter zu setzen", sagt er. Einen Strategiemix wählen IT-Chefs auch bei der IT-Infrastruktur: 83 Prozent geben an, diese On-Premise zu betreiben. 65 Prozent greifen auf eine Private Cloud zu, und 58 Prozent nutzen Dienste in der Public Cloud.

Die CIO-Umfrage zeigt es deutlich: Schweizer IT-Chefs liegt die Sicherheit ihrer Infrastruktur am Herzen. Um ihren Auftrag erfüllen zu können, legen sie Wert auf qualifizierte Fachkräfte. Nutzen auch viele Unternehmen inzwischen die Cloud, bereitet IT-Abteilungen die Migration dort hin erstaunlich viel Kopfzerbrechen. Und neue Technologien, so sehr sie durch Tech-Konzerne auch gehypt werden – müssen sich wohl erst einige Jahre auf dem Markt behaupten, bevor sie Schweizer CIOs ernsthaft einsetzen.

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