Kolumne: Digitale Transformation der IT

Neue IT-Talente gesucht: Chaos Monkeys

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Martin Andenmatten, Gründer und Geschäftsführer, Glenfis. (Source: zVg)
Martin Andenmatten, Gründer und Geschäftsführer, Glenfis. (Source: zVg)

Die IT-Branche hat Zukunft. "Software is eating the world" hat schon der Netscape-Gründer Marc Andreessen vorhergesagt. Ein jedes Unternehmen wird zum Softwareunternehmen, und jedes Problem in der Organisation ist letztlich ein Softwareproblem: entweder noch nicht genügend automatisiert oder fehlerhaft umgesetzt. Es geschieht heute nichts Nennenswertes, wo nicht Software einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. Heute müsste man wohl eher sagen, "Software has eaten the world". Wenn jemand heute eine berufliche Laufbahn mit reellen Zukunftschancen sucht, dann ist er in der Informatik sicherlich gut aufgehoben.

Es braucht in Zukunft aber ganz andere Talente als die, die in den letzten 20 Jahren ausgebildet wurden. Es braucht keine Administratoren mehr und auch keine Verwalter, sprich Manager von Projekten und Teams. Es braucht nun völlig neue Talente, die Mut haben, gegen die festgefahrenen Bastionen in den IT-Organisationen anzukämpfen. Während in der Vergangenheit Personen beschäftigt wurden, die achtsam die gläserne IT-Manufaktur in den Unternehmen mit Samthandschuhen bewirtschafteten, um möglichst keine Risiken bei Änderungen einzugehen, sind nun Talente gesucht, die diesen IT-Glaskasten einschlagen, um permanent die Software und Infrastrukturen ins Wanken zu bringen. Die IT-Talente der Zukunft müssen Chaos-Monkeys sein.

Die Zukunft von Unternehmen wird vermehrt von permanenten Veränderungen in hochdynamischen Märkten, von disruptiven Umbrüchen im Bereich der digitalen Technologien, von immer anspruchsvolleren Kunden und auch steigendem Wettbewerbs- und Kostendruck geprägt sein. Mit der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung von Service-Ökosystemen müssen Unternehmen viel resilienter werden. Sie müssen nach innen und nach aussen viel widerstandsfähiger gegenüber jeglicher Störung werden. Und Störungen sind dabei nicht die Ausnahme – diese werden in Zukunft mehr und mehr zur Regel werden. Je stärker die Digitalisierung und Automatisierung mit allen beteiligten Parteien voranschreitet, desto stärker steigt auch die Verletzbarkeit der automatisierten Wertschöpfungsketten.

Die Softwarelösungen der Zukunft müssen also Ausfälle erdulden können und trotzdem eine hohe Zuverlässigkeit bezüglich der Verfügbarkeit der Services und Produkte aufweisen. Diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen, ist die Herausforderung der Chaos-Engineers – um sie etwas netter zu umschreiben. Sie müssen die Infrastrukturen der Produktion belasten und stören, um jegliche Schwachstelle zu isolieren. Jedes auftretende Problem wird zu einem Softwareproblem und sorgt nach der Behebung für noch mehr Stabilität. Jede auftretende Störung ist eine Chance zur Verbesserung.

Damit sind wir wieder beim Thema Kultur: Den Feind in meinem Bett muss ich mögen lernen.

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