Warum ich öfter ein Bad nehme
Ich geb’s zu: Ich bin ein Datensammler. Zwar liegt es mir fern, andere Personen zu überwachen. Doch was mich selbst angeht, messe, verfolge und speichere ich alles Erdenkliche: Mein Smartphone zählt nicht nur meine Schritte, sondern protokolliert auch die Orte, die ich besuche; mein Laptop führt Logbuch darüber, wann ich mich bei Windows an- und abmelde und welche Dokumente ich bearbeite; und die Zeit, die wir alle vergangenes Jahr auf behördliche Anweisung hin zuhause verbrachten, nutzte ich, um mir ein paar Sensoren zu kaufen, die meinen Stromverbrauch, die Raumtemperatur oder die Helligkeit messen.
Und eben diese Raumsensoren waren es, die mich unlängst inspirierten, mein Dusch- und Badeverhalten zu ändern. Angefangen hatte es mit dem Umzug in meine neue Wohnung vor ein paar Monaten. Seither passierte es mir fast wöchentlich, dass meine Augen von einem Moment auf den anderen höllisch zu schmerzen anfingen. Sind die Anfälle einmal im Gange, kann ich nichts weiter tun, als sämtliche Arbeiten einzustellen, meine Augen feucht zu halten und auf das Ende zu warten.
Warum häuften sich diese Schmerzanfälle in meinem neuen Zuhause? Am Anfang tat ich sie als schlichtes Stress-Symptom ab. Doch dann schaute ich mir die Messwerte eines Luftsensors genauer an. Laut diesem betrug die Luftfeuchtigkeit in meinem Arbeitszimmer 22 Prozent – für Innenräume ist das zu wenig, wie mir Doktor Google beschied. Ihm zufolge liegt ein gesunder Wert irgendwo zwischen 40 und 60 Prozent.
Nun fragte ich mich, wie ich die Luftfeuchtigkeit in meiner Wohnung erhöhen könnte, ohne sie unter Wasser zu setzen. Von weiteren Recherchen inspiriert, platzierte ich randvoll gefüllte Wasserschalen auf meine Heizungen, schaltete den Duftzerstäuber auf Dauerbetrieb und hängte reichlich getränkte Badetücher in meiner Wohnung auf. Der Erfolg dieser Hausmittel hielt sich leider in Grenzen: Der Feuchtigkeitsgehalt stieg im besten Fall auf 36 Prozent.
Erfolg hatte ich ein paar Abende später. Ich war gerade meiner Badewanne entstiegen, als mir meine Sensoren plötzlich Luftfeuchtigkeitswerte von nahezu 50 Prozent meldeten – gemäss Doktor Google also perfekt. Dass ein Bad die Luftfeuchtigkeit erhöht, war mir klar. Über den sprunghaften Anstieg war ich dann aber doch überrascht.
Aber sei’s drum: Ich hatte eine – und erst noch überaus angenehme – Möglichkeit gefunden, mein Luftfeuchtigkeitsproblem zu beheben. Nun muss ich mir nur noch regelmässig ein Bad gönnen, um den Wert auch auf dem gesunden Niveau zu halten. Ob die derart verbesserte Luftqualität auch der Grund dafür ist, warum meine Schmerzanfälle seither ausblieben, kann ich zugegebenermassen jedoch nicht abschliessend beurteilen.
In vielen Unternehmen wimmelt es jetzt schon von Sensoren, die Daten sammeln. Um einen Mehrwert davon zu haben, sollten sie diese nun dringend auswerten. Warum sich das lohnt und welche Möglichkeiten sie dazu haben, lesen Sie im Themenschwerpunkt dieser Ausgabe. Im Live-Interview lernen Sie den SBB-CIO Jochen Decker kennen, der darlegt, warum es die IT im öffentlichen Verkehr der Zukunft braucht. Und im Porträt erfahren Sie mehr über Péter Fankhauser, Schöpfer eines zwar teuren, aber enorm nützlichen und niedlichen Roboters namens Anymal.
Ich wiederum werde mich als Nächstes mit dem VOC-Anteil (Volatile Organic Compounds, also flüchtige organische Verbindungen) in meiner Umgebungsluft auseinandersetzen. Laut Doktor Google soll dieser Wert Hinweise auf mögliche Schimmelbildung liefern. Angesichts meiner feuchten Experimente der letzten Tage lohnt es sich, diesen Wert aufmerksam zu verfolgen.