"Das Wachstum von Swisscom kommt aus Italien"
Wechselkurseffekte, weniger Umsatz mit Roaming und eine fette Busse der Weko drücken auf die Jahreszahlen von Swisscom. An der heutigen Bilanzpressekonferenz hatte Swisscom-CEO Urs Schaeppi wenige gute Nachrichten zu verkünden. Aber immerhin eine.
Swisscom hat im vergangenen Jahr 11,7 Milliarden Franken umgesetzt. Das sind 0,2 Prozent weniger als im Vorjahr, wie der Telko an seiner heutigen Bilanzpressekonferenz verkündete. Der Reingewinn sank um über 20 Prozent auf 1,3 Milliarden Franken. Auf die Zahlen drückten unter anderem eine Weko-Busse in Höhe von 186 Millionen Franken, niedrigere Roamingeinnahmen in Höhe von 100 Millionen Franken und Währungseffekte, wie Swisscom-CEO Urs Schaeppi an der Bilanzmedienkonferenz seines Unternehmens erklärte. Dennoch ist der CEO mit dem Geschäftsjahr 2015 zufrieden. Denn Swisscom habe "auf der operationellen Ebene gut gearbeitet".
Positiv entwickelte sich die Zahl der Mitarbeiter. Die Gesamtzahl kletterte um 2,4 Prozent von 21'125 auf 21'637. In der Schweiz allein arbeiteten 18'965 Menschen für den Provider. Das sind knapp 700 mehr als im Vorjahr.
700 alte Stellen weg, bis zu 500 neue
Ein Grossteil der neuen Mitarbeiter kamen gemäss Mitteilung über Zukäufe zu Swisscom, etwa durch die Übernahme der Veltigroup in der Westschweiz. Ohne die Firmenakquisitionen hätte sich die Zahl der Mitarbeiter nur um 277 Stellen erhöht. Diese Zunahme sei eine Folge neuer Dienste wie Cloud-Services oder Lösungen für das Gesundheitswesen.
Egal wie man den Mitarbeiterzuwachs betrachtet, für Swisscom sind es offenbar zu viele. Der Telko will seine Ausgaben bis 2020 um mehr als 300 Millionen Franken senken. Das soll über effizientere Prozesse, die Transformation auf eine All-IP-Technologie und Stellenreduktionen gelingen. Rund 700 Arbeitsplätze sollen in rückläufigen Geschäften, etwa im Festnetz, oder in Support-Bereichen wegfallen, erklärte Urs Schaeppi. Nicht betroffen vom Stellenabbau seien hingegen Funktionen "an der Kundenfront oder in der Entwicklung". Parallel dazu will Schaeppi aber bis zu 500 neue Stellen in "innovativen Bereichen" wie etwa in Bereichen Cloud und Internet schaffen.
Kundenwachstum in allen Segmenten
Redimensionieren will Swisscom auch die Anzahl ihrer Call Center. Bis Ende 2016 sollen sechs der 14 Call Center schliessen. Betroffen seien vor allem Center in "unterkritischer Grösse". Die Mitarbeiter der Standorte Zürich, Bern, Basel, Genf, Luzern und Rapperswil will Swisscom auf die verbleibenden Standorte Lausanne, Neuenburg, Biel, Olten, Sion, St. Gallen, Chur und Bellinzona verteilen. In Olten, St. Gallen und Biel werde sich die Belegschaft dadurch mehr als verdoppeln. Auch kündigte Schaeppi heute an, einen weiteren Call-Center-Dienstleister in der Schweiz beauftragen zu wollen, ohne allerdings dessen Namen zu nennen. Outsourcen will Swisscom die Call Center aber nicht, wie Schaeppi betonte.
Mit Blick auf die Kunden entwickelte sich das Jahr 2015 durchwegs positiv für Swisscom. Die Zahl der Mobilfunkanschlüsse kletterte um 1,3 Prozent auf 6,6 Millionen. Bei den Breitbandanschlüssen legte Swisscom um 6,2 Prozent zu. Die Zahl der TV-Anschlüsse stieg um 14,2 Prozent auf 1,3 Millionen. Überraschend gut lief auch das lange darbende Geschäft von Fastweb in Italien. Swisscom-Finanzchef Rossi sprach gar davon, dass "das Wachstum von Swisscom aus Italien kommt".
Umsatz für dieses Jahr auf Vorjahresniveau erwartet
Für die Aktionäre des Providers ändert sich durch den niedrigeren Umsatz und Gewinn nichts. Swisscom wird der Generalversammlung eine unveränderte Dividende in Höhe von 22 Franken pro Aktie beantragen. Für das laufende Jahr will Swisscom genauso viel ausschütten. Sofern der Telko sein Budget einhalten kann.
Swisscom rechnet für 2016 mit einem weiterhin stagnierenden Umsatz von rund 11,6 Milliarden Franken. Das geplante Sparprogramm soll in diesem Jahr bereits zu Einsparungen von 50 Millionen Franken führen.