Toshiba verdoppelt Verlust
Toshiba hat im vergangenen Geschäftsjahr 8,52 Milliarden Franken Verlust gemacht. Für das laufende Jahr erwartet das japanische Unternehmen wieder Gewinn. Dazu muss Toshiba aber erstmal einen Weg finden, seine Chipsparte zu verkaufen.
Toshiba hat nach langer Wartezeit einen Bericht für das Geschäftsjahr 2016 vorgelegt. Das japanische Unternehmen meldete einen Nettoverlust von 968,7 Milliarden japanischen Yen. Das entspricht etwa 8,52 Milliarden Franken.
Toshiba verdoppelte damit seinen Verlust im Vergleich zum Geschäftsjahr 2015 beinahe. Damals waren es 505,7 Milliarden Yen beziehungsweise 4,45 Milliarden Franken.
Vertrauen zurückgewinnen
Der Grund für die hohen Verluste ist Toshibas US-Tochter Westinghouse. Das Unternehmen baute Atomkraftwerke und meldete Ende März Konkurs an. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, will Toshiba mit der Energieproduktion in Übersee nichts mehr zu tun haben. Ziel sei es, Risiken zu meiden und das Vertrauen der Aktionäre zurückzugewinnen.
Toshiba zufolge haben alle Geschäftsbereiche ausser Nuclear Power System zugelegt. Das operative Ergebnis liege bei 270,8 Milliarden Yen, also rund 2,4 Milliarden Franken. Für das laufende Finanzjahr erwartet das Unternehmen einen Nettogewinn von 230 Milliarden Yen. Das sind rund 2 Milliarden Franken.
Börsenabgang droht
Mark Newman, Senior Research Analyst der Analystenfirma Sanford C. Bernstein, erklärte in einem Interview mit Bloomberg, dass Toshibas Aktien bis März 2018 wieder einen positiven Buchwert haben müssten. Ansonsten würde das Unternehmen von der japanischen Börse fliegen.
Um dies zu verhindern, bleibt Toshiba laut Newman nur eine Option. Der Hersteller müsste sein profitables Halbleitergeschäft verkaufen. Die Pläne für diesen Verkauf stocken jedoch weiterhin, weil Toshiba und Western Digital (WD) zurzeit einen Rechtsstreit ausfechten. Beide Unternehmen verklagten sich gegenseitig im Zusammenhang mit dem Verkauf der Chipsparte.
WD, selbst ein Interessent für das Halbleitergeschäft, verlangt von Toshiba ein Mitspracherecht bei den Entscheidungen zum Verkauf. Grundlage dafür sei das Joint Venture zwischen den beiden Unternehmen im Zusammenhang mit WD-Tochter Sandisk. Toshiba nannte WDs Ansprüche übertrieben und verklagte den Partner kurzerhand wegen Behinderung. Zurzeit besteht allerdings eine einstweilige Verfügung, die den Verkauf verhindert.
Toshiba braucht das Geld jetzt
Seit längerer Zeit ist ein Deal zwischen Toshiba und Bain Capital im Gespräch. Bain Capital leitet ein Konsortium, das die Chipsparte kaufen will. Wie Bloomberg berichtet, sei vorgesehen, dass Bain Capital Toshiba bezahlt, nachdem der WD-Rechtsstreit endet. Toshiba brauche das Geld aber bereits früher, erklärten anonyme Quellen gegenüber Bloomberg. Deswegen seien auch andere Käufer weiterhin im Gespräch. Es sei jedoch weiterhin unwahrscheinlich, dass das japanische Unternehmen den Verkauf schnell abwickeln könne.
Toshiba bereitet sich trotz der Versuche, sein Halbleitergeschäft zu verkaufen, auf einen eventuellen Börsenabgang vor, wie Bloombergs Quellen verraten. Newman sagte im Interview, dass ein Börsenabgang unwahrscheinlich sei. Grund dafür sei unter anderem die wichtige Rolle, die das Unternehmen in Japan spielt. Toshiba und WD müssten nun direkt miteinander verhandeln und sich einigen. Ansonsten würden beide Unternehmen am Ende gar nichts vom Verkaufsgeschäft haben.