Zufriedene Gesichter an der Topsoft
Ist die Zeit der Messen vorbei? Noch nicht, sagten Aussteller im Gespräch mit der Redakton an der Topsoft. Es lohne sich noch immer, vor Ort zu sein.
In der Messe Zürich hat am 29. und 30. August die Business-Messe Topsoft stattgefunden. Die Redaktion war am zweiten Tag vor Ort. Um 9 Uhr ging es los. Bis um 11 Uhr hatte es nur wenige Besucher. Erst gegen die Mittagszeit füllten sich die Hallen. Da stellt sich die Frage: Lohnt sich der Besuch der Messe für die Aussteller überhaupt noch? Ja, sagten diese im Gespräch mit der Redaktion. Ein Besuch der Topsoft sei noch immer sinnvoll.
"Es läuft besser als in den letzten paar Jahren"
An der Topsoft war es neu möglich, die Auftritte der Hersteller individuell zu gestalten und stärker zu personalisieren. Die meisten Unternehmen griffen trotzdem auf die Standard-Stände zurück - um Kosten zu sparen. Nicht so Abacus und Opacc. Sie setzten auf grosse Stände in der Mitte der Halle 5.
Joachim Dörrer, Produktmanager von Abacus.
"Das kennen wir ja von der Topsoft", sagte Joachim Dörrer von Abacus, als die Redaktion ihn auf die anfangs leeren Hallen ansprach. Sie seien an dieser Messe nie rammelvoll, auch der erste Tag sei eher ruhig gewesen. Trotzdem sei immer etwas los, sagte der Produktmanager. "Ich habe sogar das Gefühl, es läuft besser als in den letzten paar Jahren."
Das habe wohl auch damit zu tun, dass Abacus zum ersten Mal mit einem individualisierten Stand vor Ort sei. Das neue Standkonzept sei für die Besucher einladender. Auf die Frage, ob Abacus auch nächstes Jahr wieder an der Topsoft vertreten sein werde, sagte Dörrer: "Das ist noch ungewiss. Wir werden nach der Messe zusammensitzen und Bilanz ziehen - wie jedes Jahr."
Individualisierte Stände gegen den Einheitsbrei
Neben dem Stand von Abacus war der von Opacc. Am ersten Tag habe Opacc im Vergleich zum vergangenen Jahr "deutlich mehr Kontakte" gehabt, sagte Reto Amann, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung des Softwareherstellers. Die Kontakte seien zudem qualitativ besser geworden. Für Opacc lohne sich der Besuch der Messe auf jeden Fall noch.
Reto Amann, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung von Opacc.
Es gebe in der Schweiz keine wirkliche Alternative zur Topsoft, sagte Amann. Sie sei noch immer die einzige Fachmesse in der Schweiz, die sich in dieser Form mit ERP, E-Commerce und Mobile Commerce auseinandersetze. Opacc bearbeite aber viele unterschiedliche Kanäle und die Topsoft sei nur einer davon.
Auch Opacc nutzte die Möglichkeit, seinen Stand zu personalisieren. Für die Aussteller sei das eine Chance. Man könne sich so vom Einheitsbrei abheben und mehr Leute an seinen Stand locken, sagte Amann.
Sage war abwesend - fast
Nur indirekt anwesend war Sage. Der Hersteller von Business-Software hatte selbst keinen Stand, einige Partner von Sage waren aber vor Ort. Die Redaktion besuchte die A+M Informatik. Sie vertreibt Sage 50 aus einer eigenen Cloud, in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Lindentree aus Düdingen.
Sage sei wohl der Meinung, dass die Zeit der Messen vorbei sei, sagte Geschäftsführer Andreas von Burg. Natürlich sei die Topsoft heute nicht mehr das gleiche wie früher die Orbit, die ehemals bedeutendste Computermesse der Schweiz. Er sei von der diesjährigen Messe aber positiv überrascht, sagte von Bug.
Andreas von Burg, Geschäftsführer von A+M Informatik.
"Ich habe bereits 6 Kontakte geknüpft, bei denen ich mich nach der Messe melden muss." Das habe es nicht mal früher gegeben, als die Topsoft noch regional war. "Da hatten wir bloss 2 bis 3 Leads." Wenn aus den neuen Kontakten nur schon ein einziges Geschäft entstehe, habe sich der Auftritt für A+M Informatik finanziell wohl gelohnt.
Die Messe sei heute viel zielgerichteter als früher. Potenzielle Kunden würden sich im Vorfeld informieren und genau wissen, was sie wollen. Darum sei die Qualität der Kontakte auch höher, sagte von Burg.
Eines aber gefiel von Burg nicht: Das Internet koste 500 Franken für zwei Tage. Die Messe Zürich habe nicht einmal eine WLAN-Infrastruktur und müsse diese für die Topsoft extra installieren. Der Preis für das Internet sei viel zu hoch - für einen Standort wie Zürich sei das beschämend und schlicht nicht mehr zeitgemäss.
Edit: Die Topsoft-Organisation widerspricht: Für Besucher gebe es ein Gratis-WLAN der Messe Zürich. Laut Website kostet der Internetanschluss mit Support 350 Franken. Hensel stellt den Anschluss bereit und betreut ihn. IP-Adressen, Subnetzmaske, Default Gateway und DNS-Server vergibt ein DHCP-Server automatisch.
Sehen und gesehen werden
Vor Ort war auch das deutsche Unternehmen Nissen & Velten. Es entwickelt die Software Enventa ERP und vertreibt diese in der Schweiz über die beiden Partner Probyt und Lobos Informatik, die ebenfalls vor Ort waren.
Die Redaktion sprach mit Vertriebsleiter Bernd Rech. Nissen & Velten verfolge mit dem Besuch der Topsoft gleich mehrere Ziele: Das Unternehmen wolle Neugierde für seine Produkte wecken, Kunden aus der Schweiz treffen, neue akquirieren und Präsenz im Markt zeigen. "Sehen und gesehen werden ist auch ein Teil der Topsoft", sagte Rech.
Bernd Rech, Vertriebsleiter bei Nissen & Velten.
Nissen & Velten habe bereits im Vorfeld der Messe Termine mit (potenziellen) Kunden aus der Schweiz vereinbart. Langweilig werde es ihm deswegen nicht, sagte Rech. Am ersten Tag sei der Stand gut frequentiert worden. Er habe neue Kontakte knüpfen können - "auch wenn es mehr sein könnten." Entscheidend sei aber nicht die Quantität der Kontakte, sondern die Qualität. "Und die ist an der Topsoft sehr hoch."
Die Topsoft profitiere von der Integration in die SuisseEMEX. Sie sei noch immer das wichtigste ERP-Format der Schweiz, sagte Rech. Es sei gut möglich, dass Nissen & Velten auch nächstes Jahr wieder vor Ort sein werde. Das Unternehmen werde am Abend gemeinsam mit seinen Vertriebspartnern Bilanz ziehen und dann einen Entscheid fällen.
Zufriedene Veranstalter
Auch die Veranstalter sind mit der Topsoft zufrieden. "Unser Konzept funktioniert", sagt Mitorganisator Cyrill Schmid auf Anfrage der Redaktion. Für die nächste Ausgabe am 28. und 29. August 2018 gebe es bereits erste Anmeldungen von Ausstellern.
Laut den Organisatoren war die Besucherfrequenzen während beiden Messetagen sehr gut. "Wir sind mit der diesjährigen Veranstaltung mehr als zufrieden und freuen uns über das positive Echo der Besucher und Aussteller", sagt Schmid. "Der Mix aus Fachthemen, IT-Lösungen und Networking kommt sehr gut an."