Wie sich eine Frau in der Open-Source-Welt behauptet
Daniela Boes ist Mutter dreier Kinder, Head Middleware Switzerland bei Red Hat und brennt für ihren Job. Sie erklärt, wie Frauen die Männerwelt in der IT inspirieren und nicht konkurrieren, wie der Community-Gedanke im Alltag gelebt wird und warum jeder gleich viel wert ist.
War es Daniela Boes vorbestimmt, bei Red Hat zu arbeiten? Immerhin, so erklärt die 47-jährige Leiterin Middleware bei Red Hat Schweiz, trage ihre Mutter "seit sicher 50 Jahren" einen roten Hut – nur ein Zufall?
Sicher nicht vorbestimmt war der dreifachen Mutter eine Karriere in der IT. Boes machte das KV in einer Speditionsfirma. Diese habe sie auf die "Männerwelt in der IT" vorbereitet. "Wir waren rund 100 Mitarbeiter, davon waren nur 6 Frauen". Als sie sich beim Transporteur beworben habe, hätten ihr Aussenstehende gesagt, dass sie sowieso keine Chance habe. Etwas, das Boes nicht hinnahm und auch heute nicht hinnehmen kann. "Man muss es doch probieren, wenn es nicht klappt, hat man es wenigstens versucht."
Faszination Open Source
Boes hat sich stetig weitergebildet und hält ein MBA der Business School Lausanne. Es kam die erste Softwarefirma als Arbeitgeber, und so "blieb ich in der IT", sagt sie. Stationen ihrer Karriere waren unter anderem Oracle und IBM. Seit 2016 ist sie bei der Schweizer Niederlassung des Anbieters von Open-Source-Lösungen tätig, ein früherer Vorgesetzter hat sie zu Red Hat geholt. Nicht nur das Open-Source-Modell ist in den Augen von Boes "total spannend. Auch die Gespräche mit Kunden und Prospects verlaufen komplett anders, wenn man nicht über proprietäre, sondern offene Software spricht, das fasziniert mich immer wieder aufs Neue."
Das umgekehrte Modell
Ihr berufliches Engagement wäre ohne die Unterstützung ihres Lebenspartners nicht möglich, der sich als Hausmann um die achtjährige Tochter und die beiden Söhne im Alter von zehn und sechs Jahren kümmert. "Wir leben quasi ein umgekehrtes Modell, er ist Hausmann. Er hat das so gewählt, als das erste Kind kam."
Boes leitet den Bereich Middleware, ein sehr technisches Gebiet, wie sie sagt. Sie sei nie negativ angegangen oder wahrgenommen worden, vielmehr hätten Kunden, Partner und Mitarbeiter den gleichen Hintergrund und man begegne sich auf Augenhöhe. Manchmal sei es sogar ein Vorteil: "Als Frau wirst du nicht als Rivale wahrgenommen, das kann durchaus nützlich sein." Boes ist überzeugt, dass sie andere Sichtweisen einbringen kann. Und in kritischen Situationen setzt sie auf ihre emotionale Intelligenz: "Das hatte schon oft einen sehr positiven Effekt."
Jeder ist gleich viel wert
Boes lobt ganz besonders die verschiedenen Förderungsprogramme bei Red Hat. Auch hebt sie die "Equal Opportunity Employer"-Initiative hervor: "Bei Red Hat wird Gleichheit wirklich gelebt. Es ist egal, welches Geschlecht, welche Hautfarbe oder welches Alter jemand hat. Jeder Red Hatter wird gleich behandelt, durchgängig bis zum Lohn. Jeder ist gleich viel wert – das schätze ich sehr." Red Hat ist beispielsweise auch Initiant des Women in Open Source Awards, der den Einfluss von Frauen auf Open Source würdigt. Red Hat zeichnet Frauen aus, die wichtige Beiträge zu einem Open-Source-Projekt oder in der Community leisten.
Boes ist klar der Meinung: "Jeder Mensch soll das machen, was ihm Spass macht; seine Überzeugung vertreten." Und sie ergänzt: "Ich bin dankbar dafür, dass ich beruflich das machen kann, wofür ich brenne. Mit Kunden zusammen Lösungen erarbeiten, einen Mehrwert suchen, mit meinem Wissen zum Erfolg beitragen."