Warum man das Handy besser nicht über Nacht auflädt
Viele hängen Smartphone, Laptop und Co. stundenlang ans Stromnetz. Aber ist das ratsam für Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus?
Manche laden ihr Handy immer nur ganz kurz, andere lassen es gerne mehrere Stunden an der Steckdose. Aber was tut dem Akku eigentlich gut?
Was ist zu langes Aufladen?
Alle Hersteller moderner Smartphones setzen auf Lithium-Ionen-Akkus. Es spielt hier also keine Rolle, ob man ein iPhone oder ein Android-Handy mit Strom versorgen will.
Glücklich schätzt sich, wer ein ausdauerndes Smartphone besitzt, das nicht täglich aufgeladen werden muss. Leider sind das die Wenigsten. Für die Meisten ist der Griff zum Ladekabel ein tägliches Ritual – oder dann liegt das Handy eh den halben Tag auf einem Ladekissen oder einer Ladestation und wird mittels elektromagnetischer Induktion "kabellos" aufgeladen. Auch das ist leider nicht wirklich effizient – und nicht sehr empfehlenswert.
Fakt ist: Je nach Leistungsfähigkeit des Ladegeräts genügen wenige Stunden, um einen Lithium-Ionen-Akku aufzuladen. Wenn das Mobilgerät aber die ganze Nacht am Kabel hängt, ist dies deutlich länger, als nötig. Das Gleiche gilt beim kabellosen Aufladen mit Qi-Ladegeräten.
Die gute Nachricht:
Gefährlich ist es nicht. In Medienberichten wird häufig die deutsche Batterie-Expertin Kerstin Sann-Ferro vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik zitiert. Sie erklärt, dass moderne Lithium-Ionen-Akkus eine sogenannte Ladeschaltung besitzen. "Das bedeutet, dass ein Gerät, sobald es voll aufgeladen ist, die Stromzufuhr abschaltet und der Ladevorgang damit unterbrochen wird", fasst futurezone.de zusammen. Es kann also niemals zu einer Überladung kommen. Und auch schwerwiegende Ladefehler, die es tatsächlich geben kann, würden durch das Batteriemanagementsystem abgefangen.
Und die schlechte Nachricht? Wenn der Ladezustand des Akkus unter einen bestimmten Wert fällt, wird automatisch aufs Neue nachgeladen. Dieses Nachladen bei hohen Ladezuständen kann Auswirkungen auf die Lebenszeit des Akkus haben. Laut Expertin belastet das Auf und Ab die Materialien des Akkus und wirkt sich auf Dauer negativ auf seine Kapazität und Lebensdauer aus.
Nicht nur das falsche Laden kann dem Smartphone schaden. Schnell ist es passiert: Das Handy rutscht aus der Hand, prallt auf eine harte Fläche und schon ist sie da, die "Spider-App". Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Gerät vor Brüchen und Kratzern schützen können.
Was ist der ideale Zustand von Lithium-Ionen-Akkus?
Lithium-Ionen-Akkus mögen keine Extreme: Der ideale Ladezustand liegt zwischen rund 40 und 85 Prozent. Spätestens bei 30 Prozent sollte man das Gerät wieder aufladen: Am besten in mehreren kleinen Ladezeiten oder in einem langen Ladezyklus, bis der Ladestand bei 90 Prozent ist.
"Lithium-Ionen müssen nicht vollständig aufgeladen werden, wie es bei Bleisäure der Fall ist, und es ist auch nicht wünschenswert", so ein Artikel der Battery University von Cadex. "Tatsächlich ist es besser, nicht vollständig aufzuladen, da eine hohe Spannung die Batterie belastet."
Wie lädt man das Smartphone richtig auf?
Die Nutzer können massgeblich zu einem erfüllten und langen Akku-Leben beitragen. Hier einige Tipps dazu: Man sollte...
...ultraschnelles Laden (Schnelllade-Funktion) vermeiden,
...bei gemässigten Temperaturen arbeiten. Die ideale Betriebstemperatur liegt laut Experte zwischen 10 und 35 Grad Celsius,
...auf das vollständige Aufladen und Entladen verzichten. Dauerhaft hohe Ladestände gehen zulasten der Lebensdauer und Haltbarkeit. Aber auch eine ständige Nutzung am unteren Rand ist suboptimal.
...allzu starke Belastungen und vollständiges Entladen generell vermeiden.
...das Gerät ausschalten, wenn man über Nacht auflädt und eine abschaltbare Steckdose nutzen, oder man aktiviert den Flug-Modus.
...Hitze vermeiden, sie ist der schlimmste Feind der meisten Batterien.
Selbst bei bester Pflege lebt eine Batterie nur für begrenzte Zeit und gehört in den "Ruhestand", wenn die Leistung massiv nachlässt. Damit ist nicht das Vergammeln in der Schublade gemeint, sondern umweltfreundliches Recycling.