Wie sich T-Systems in der Schweiz neu aufstellt
Peter Lenz leitet seit Anfang Jahr die neu geschaffene "Alpine Region" von T-Systems. Im Interview spricht er darüber, was er anders macht als sein Vorgänger, wie der Umbau von T-Systems vorankommt und wie er das Geschäft des IT-Dienstleisters in der Schweiz ankurbeln will.
Seit Anfang Jahr leiten Sie die neue geschaffene "Alpine Region" von T-Systems. Wie haben Sie sich eingelebt?
Peter Lenz: Ich würde sagen "tip-top"! Um ehrlich zu sein: Ich war selbst überrascht, wie schnell und wie gut ich mich in kürzester Zeit eingelebt habe. Das liegt insbesondere an dem grossartigen Teamgeist und Mindset jedes Einzelnen im Unternehmen. Mich hat vor allem von Anfang an die professionelle und offene Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen und Kollegen beider Länder – Schweiz und Österreich – beeindruckt, zum anderen bin ich hier überall sehr freundlich aufgenommen worden. Selbstverständlich dauert es immer seine Zeit, bis sich alles eingespielt hat, aber ich kann nach gut 100 Tagen im Amt sagen, dass ich mich in meiner neuen Rolle sehr wohl fühle und gut eingefunden habe.
Sie haben die Verantwortung für das Schweiz-Geschäft von Stefano Camuso übernommen. Was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger?
Wir als T-Systems sind heute mehr denn je gefordert, neuen Kundenanforderungen zu entsprechen, innovative Themen zu besetzen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Unter der Leitung meines Vorgängers wurde die T-Systems in der Schweiz bereits auf einen entsprechenden Kurs gebracht und somit ein starkes Fundament für den Zusammenschluss zur länderübergreifenden Organisation T-Systems Alpine gelegt. Diesen Weg gilt es nun konsequent und zielgerichtet fortzusetzen. Durch die Bündelung der Kräfte in beiden Ländern möchten wir erreichen, dass unser internationales Portfolio für die Kunden lokal noch besser verfügbar ist.
Anlässlich Ihrer Ernennung sagten Sie, T-Systems schaffe durch die Zusammenlegung des Geschäfts in der Schweiz und Österreich eine schlankere Organisation. Was heisst das konkret?
Was das Set-up und Zusammenspiel der "Alpine Region" anbelangt, so werden wir uns intensiver mit den einzelnen Strukturen und Prozesse befassen, neue Governance- und Business-Modelle entwickeln und etablieren, damit die Organisation schlanker sowie effizienter aufgestellt ist, um noch besser auf die Anforderungen unserer Kunden eingehen zu können. Hier spielen uns viele Vorteile in die Karten: Wir können länderübergreifende Synergien nutzen, Experten-Know-how bündeln und so unseren Marktgang wettbewerbsfähiger gestalten. Weitere Synergien sehe ich vor allem in der gemeinsamen Kundenstruktur in den Bereichen Industrie, Logistik, Automotive und Gesundheit. Der Umsatz ist ähnlich, ebenso die Teamgrösse.
Vor zwei Jahren startete T-Systems-Chef Adel Al-Saleh eine tiefgehende Umstrukturierung des Unternehmens. Wie kommt der Umbau voran?
Wir sind mit der momentanen Entwicklung sehr zufrieden, auch wenn wir natürlich noch einen weiten Weg zu gehen haben. Unser Ziel ist und bleibt, ein profitabler und wachsender Konzernbereich der Deutschen Telekom zu sein. Sehen Sie, vor knapp zwei Jahren hatten wir bei T-Systems ein paar Herausforderungen: Die Entscheidungswege waren zu lang, die Kosten zu hoch. Wir hatten 1500 Organisationskästchen in unserer Hierarchie. Jetzt sind es nur noch 500. Entsprechend ist die Zahl der Manager-Positionen gesunken.
Wie geht es weiter?
Im nächsten Schritt geht es nun darum, unsere Strategie weiter konsequent umzusetzen. Dazu gehören Wachstums-, Kosten- und Portfolio-Ziele in unterschiedlichen Bereichen. Was dazu aber auch gehört, ist ein Kulturwandel als Fundament für den zukünftigen Erfolg. Wir wollen schneller am Markt sein, schneller innovieren, kundenzentrierter agieren, agiler werden. Das alles ist auch eine Frage der Kultur. Es gibt nicht die eine Herausforderung. Es ist eine Kombination aus unterschiedlichen Dingen, die wir weiter angehen müssen.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Mitte 2018 haben wir eine kulturelle Transformation gestartet, um eine neue Art zu arbeiten voranzutreiben. Dafür haben wir beispielsweise Konzepte zu Outward Mindset, Teams & Collaboration, Kundenzentrierung entwickelt und mit Leben gefüllt. Das heisst aber noch nicht, dass man plötzlich agil ist. Nun müssen die Manager lernen, dass sie anders arbeiten sollen. Das ist schwieriger, als die Organisation zu ändern. Es geht nicht mehr darum, ein Ziel vorzugeben und seine Abteilung damit zu beauftragen. Jetzt geht es darum, aus der gesamten Organisation ein Team für eine Aufgabe zusammenzustellen und dieses Team loslaufen zu lassen. Das Mindset, die Denkweise, ist hierfür der Schlüssel für eine nachhaltige, erfolgreiche Transformation.
Wie wollen Sie das Geschäft in der Schweiz ankurbeln?
Als starker Digitalisierungspartner können wir unseren Kunden, gerade in Zeiten wie diesen, einen wettbewerbsentscheidenden Mehrwert bringen. Wir stellen eine ausfallsichere und zudem leistungsfähige, belastbare IT-Infrastruktur bereit. Darauf basierend, begleiten wir unsere Kunden auf ihrem Weg in eine skalierbare Digitalisierung und konzentrieren uns dabei auf die Dinge, die wir wirklich gut können: Multi-Cloud & Infrastructure, Connectivity, digitale Lösungen und Security. Wir merken eine verstärkte Nachfrage nach Big Data, Business Intelligence, IoT- und Security Lösungen.
Welche Marktsegmente stehen für Sie im Mittelpunkt?
Sowohl Grosskonzerne als auch der Mittelstand können oder wollen das Thema Unternehmenssicherheit nicht mehr zu Gänze selbständig lösen. Sie haben erkannt, dass das erforderliche Personal nicht mehr verfügbar ist – Stichwort: Fachkräftemangel im IT-Sektor. T-Systems Alpine hat für die Schweiz und Österreich mit rund 120 Security-Experten eines der grössten Teams an IT-Security Spezialisten und bietet damit die nötige Skalierbarkeit, Projekte unterschiedlicher Grössenordnung vollumfänglich zu realisieren. Einen weiteren Schwerpunkt sehen wir cloudbasierten Lösungen und in der Orchestrierung von Multi-Cloud-Lösungen. Wir beschäftigen uns aber auch mit dem Themen wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Blockchain und bieten beispielsweise erstmals in Europa einen unabhängigen Marktplatz für Blockchain-as-a-Service an.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie?
In Zeiten von Corona ist eine länderübergreifende Aufgabe natürlich eine besondere Herausforderung. Ich bin ein relativ neues Gesicht am Schweizer Markt und möchte gerne vor Ort, nah bei unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern sein. Ich bin gefordert, die lokalen Aspekte ebenso wie den Schweizer Habitus zu verstehen. Beim Schwyzerdütsch, das zum Beispiel auch den Verkehrsfunk prägt, muss ich oft noch überlegen, was einige Phrasen bedeuten. Mein Repertoire hat sich aber definitiv über die letzten Monate und Wochen verbessert. Ich lerne jeden Tag dazu und bin dankbar für das Verständnis, das man mir entgegenbringt.
Zur Person:
Seit 1. Januar 2020 ist Peter Lenz als Vorsitzender der Geschäftsführung für die T-Systems Österreich und Schweiz für die Grosskundensparte der Deutschen Telekom in der Region Alpine verantwortlich. Neben unterschiedlichen Führungspositionen bei Magna Int. und OMV AG war er als Geschäftsführer der ÖBB IKT GmbH tätig und hat als Konzern CIO bei der ÖBB – Österreichischen Bundesbahnen AG die IT-Agenden vorangetrieben. Im Januar 2017 begann Peter seine Karriere bei T-Systems Austria als VP Delivery und übernahm im Januar 2018 den Vorsitz der Geschäftsführung der T-Systems Austria.