Die Angst geht um im Crypto Valley
Die Coronakrise ist im Crypto Valley angekommen – und das mit Wucht. Ausbleibende Investitionen und mangelnde Unterstützung vom Staat gefährden den Schweizer Blockchain-Hub. Es drohen Insolvenzen, Entlassungen und im schlimmsten Fall ein "Death Valley".
Die Coronakrise erreicht das Crypto Valley. Um die Ausmasse der Krise zu untersuchen, führte die Swiss Blockchain Federation eine Befragung (PDF) bei den Schweizer Blockchain-Unternehmen durch. Die Antworten der Start-up-Unternehmer drehen sich um existenzielle Ängste und Hilferufe an die Politik. Im Crypto Valley sind inzwischen über 800 Unternehmen mit mehr als 4000 Mitarbeitenden tätig. Die Spitze davon wird mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet, wie Sie hier nachlesen können.
"Wir haben Angst. Alle hier im Crypto Valley haben Angst."
Nur knapp 12 Prozent der Befragten glauben, dass sie die Coronakrise ohne staatliche Hilfe durchstehen können. Dagegen sind 62 Prozent überzeugt, dass sie es ohne Hilfe vom Staat nicht schaffen werden. Die Sorge um Kredite spiegelt sich direkt in der Existenzangst wieder. So geben fast 49 Prozent der Unternehmen an, dass sie sicher in sechs Monaten insolvent sind. Weitere 31 Prozent schätzen die eigene Insolvenzgefahr mit einer 80-prozentigen Wahrscheinlichkeit ein. „Wir haben Angst. Alle hier im Crypto Valley haben Angst“, fasst ein Unternehmer die aktuelle Situation zusammen.
Keine Kredite für Start-ups
Zur Unterstützung des eigenen Unternehmens geben 59 Prozent an, einen "Covid-Kredit" beantragt zu haben. Allerdings haben nur 15 Prozent davon auch einen entsprechenden Kredit vom Staat erhalten. Das Problem dahinter fasst einer der Befragten zusammen: "Kredite werden auf Basis von Umsätzen und/oder Lohnsummen gesprochen. Bei beiden Faktoren sind tiefe Werte vorhanden bei Start-ups, sprich die Darlehen werden sehr tief ausfallen, falls überhaupt gesprochen." Viele Start-ups fallen also durch das Raster der staatlichen Hilfe.
Auf der anderen Seite reicht die finanzielle Unterstützung bei Weitem nicht aus, falls man sich dafür qualifiziert. "Für fortgeschrittene Start-ups nach der zweiten oder dritten Funding-Runde entspricht der Betrag 2-3 Wochen an Cash Flow", antwortet einer der Befragten.
Durch die Krise sei zudem der Verkaufsprozess beeinträchtigt und die Investitionen in die Blockchain-Unternehmen blieben aus. Die Folge: Mitarbeiterentlassungen. So haben 57 Prozent der Befragten bereits Entlassungen aussprechen müssen. 63 Prozent sind sich sicher, dass sie noch Mitarbeitende entlassen werden müssen. Nur 9 Prozent glauben, dies in der Krise nicht tun zu müssen.
In ihrer Existenzangst wenden sich die Unternehmer im Crypto Valley direkt an die Schweizer Politik: "Wir hoffen, dass der Stolz der Politiker über das Crypto Valley nun in Mitgefühl übergeht und in Unterstützung mündet", ist die Hoffnung eines Befragten. Denn wenn nichts geschieht, dann "ist das Crypto Valley in einem halben Jahr das Death Valley", ist sich ein Unternehmer sicher.