SPIK 2021

Wenn Drohnen andere Drohnen rammen und Elektroautos mitlauschen

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von Coen Kaat und cwa

Der "Schweizer Polizei Informatik Kongress" hat dieses Jahr virtuell stattgefunden. Die Tagung der Schweizer Blaulichtorganisationen befasste sich mit vernetzten Polizisten und Polizistinnen sowie der Abwehr von Drohnen. Ausserdem sagte ein Schweizer Militärpilot, warum eine Landung auf einem Flugzeugträger so schwierig ist.

Sprengstoffentschärfung mittels Drohne von Swisscom Broadcast. (Source: Screenshot)
Sprengstoffentschärfung mittels Drohne von Swisscom Broadcast. (Source: Screenshot)

Der "Schweizer Polizei Informatik Kongress" - kurz SPIK - ist nach zwei Jahren wieder da. Vergangenes Jahr mussten die Blaulicht-Organisationen Corona-bedingt auf ihre jährliche Tagung verzichten. Damit der SPIK 2021 stattfinden konnte, entschieden sich die Organisatoren für eine rein virtuelle Umsetzung der Tagung.

Mark Saxer, Geschäftsführer von Swiss Police ICT nannte den Event daher auch "The New SPIK" in seiner Begrüssungsrede. Ihm zur Seite stand Valentin Bonderer. Für ihn war dies der erste SPIK in seiner neuen Funktion: Er wurde im August 2020 zum Präsidenten von Swiss Police ICT gewählt, wie Sie hier nachlesen können.

Valentin Bonderer, Präsident von Swiss Police ICT. (Source: Screenshot)

Der SPIK wurde ins Leben gerufen, um die Herausforderungen, welche die Digitalisierung den Blaulichtorganisationen stellt und auch die entsprechenden Lösungen zu thematisieren. Dabei darf in der heutigen Zeit natürlich das Thema Cybersecurity nicht fehlen. Der erste Vortrag des Tages hielt daher Florian Schütz, der Delegierte des Bundes für Cybersicherheit.

Schütz präsentierte am SPIK acht wichtige Herausforderungen für die Schweiz, "die auch die nächste nationale Strategie beeinflussen werden".

  1. Integration der nationalen Cybersicherheitsstrategien in den Rahmen der nationalen Sicherheit und/oder einer Gesamtstrategie

  2. Koordination der verschiedenen Stellen im Umfeld der Cybersicherheit

  3. Internationale Zusammenarbeit und Normenbildung

  4. Krisenmanagement

  5. Lagebild und Analyse von Cyberbedrohungen

  6. Kapazitätsaufbau, Bildung, Information und Sensibilisierung

  7. Schaffen eines funktionierenden Kooperationsrahmens mit dem Privatsektor

  8. Harmonisierung der Gesetzgebung

Während seiner Präsentation sprach er zudem über die nationale Aktionskampagne zum Thema Cybersecurity, die vom 3. bis zum 7. Mai stattfand (Lesen Sie hier mehr dazu) sowie über die neue Website des NCSC - dem Nationalen Zentrum für Cybersicherheit. Das NCSC überarbeite nämlich auch das Meldeformular für Vorfälle, damit es benutzerfreundlicher wird und einen direkten Mehrwert bietet (Lesen Sie hier mehr dazu).

Florian Schütz, der Delegierte des Bundes für Cybersicherheit. (Source: Screenshot)

Wie Swisscom Drohnen mit Drohnen bekämpfen will

Drohnen sind ein weiteres Thema, mit dem sich Blaulichtorganisationen immer mehr beschäftigen müssen. Die Anzahl Drohnenflüge soll sich von 2020 bis 2021 verdoppeln, wie Olivier Anthamatten, Head of Business Development bei Swisscom Broadcast, während seiner Präsentation erklärte. Bis Ende 2022 soll sich die Anzahl erneut verdoppeln. Dieses Wachstum werde sich auch in den darauffolgenden zwei Jahren nur unwesentlich verlangsamen.

Bei Swisscom Broadcast arbeite man daran, mit autonomen Drohnen den Perimeterschutz zu digitalisieren. Sie könnten quasi als fliegende Kameras auf Patrouille gehen und ein fixmontiertes Überwachungssystem ergänzen. Mit dem Lance Disruptor von CTS ausgestattet, könne eine Drohne auch zur Sprengstoffentschärfung eingesetzt werden.

Olivier Anthamatten, Head of Business Development bei Swisscom Broadcast. (Source: Screenshot)

Das Tochterunternehmen des Schweizer Telkos befasst sich auch damit, wie man unerwünschte Drohnen abwehrt. Auch dabei können Drohnen helfen. Aktuell könnten sie etwa autonom fremde Drohnen suchen und verfolgen. Der nächste Schritt, der noch im zweiten Halbjahr 2021 zu einer konkreten Lösung werden soll, ist deutlich aggressiver: Nun sollen Drohnen unerwünschte Drohnen auch rammen und so zu Boden bringen.

In einer späteren Iteration sollen Drohnen den Eindringling lediglich einfangen statt ihn zu zerstören. Dafür werden sie etwa mit einem Netz ausgerüstet werden. Anthamatten rechnet mit einer Marktreife in 2022. Langfristig könnte eine KI-gesteuerte Schwarmintelligenz mehrere Drohnen zugleich lenken und unerwünschte Drohnen im Team bekämpfen.

Lösungen für vernetzte Einsatzkräfte

Die Digitalisierung zeigt sich auch im Polizeialltag. So sprach etwa Patrick Gerber, Senior Consultant bei CSI Consulting, darüber, wie die Stadtpolizei Zürich ein Elektroauto beschaffen wollte - und über die Datenschutzfragen, die damit einhergingen.

Elektrofahrzeuge seien nämlich "motorisierte Smartphones wider Willen", erklärte Gerber. So ein Fahrzeug sammelt zahlreiche Daten während der Fahrt - wem diese gehören und wer sie nutzen darf und kann, ist nicht klar. Auch der Datenabfluss ist nicht transparent. Dass bei gewissen Modellen auch der Standort sowie Ton- und Videoaufnahmen aufgezeichnet werden, ist für ein Polizeifahrzeug ein besonderes Problem.

Patrick Gerber, Senior Consultant bei CSI Consulting. (Source: Screenshot)

Die Stadtpolizei Zürich sei zu dem Schluss gekommen, dass sich die Vernetzung nicht verhindern lasse. Für jeden Fahrzeugtyp ist nun ein ISDS-Konzept nötig, das die Massnahmen für die Informationssicherheit und den Datenschutz definiert. Das Auto sei somit nun dort angekommen, wo das Smartphone schon vor Jahren war, sagte Gerber.

Sven Lange und Michael Zwingl von Motorola zeigten in ihrem Vortrag derweil neue Gadgets für vernetzte Polizisten und Polizistinnen. Darunter das Lex L11. Das Gerät sieht mehrheitlich aus wie ein Smartphone, verfügt aber über für Sicherheitsbehörden massgeschneiderte Funktionen. Dazu zählt etwa eine grosse Push-to-Talk-Taste, um über eine Datenverbindung zu funken.

Die VB400 Bodycam (links) und das Lex L11 von Motorola. (Source: Motorola)

Zudem zeigte der Hersteller auch die VB400 Bodycam. Sie soll helfen, "Aggressionen zu verhindern sowie Polizeikräfte und beteiligte Personen zu schützen". Zugleich liefere sie auch Videobeweismaterial. Damit dieses nicht in die falschen Hände gerät, werden die Aufnahmen der Weitwinkel-HD-Kamera mittels AES 256 verschlüsselt. Mehr zu Verschlüsselungsverfahren und wie diese funktionieren, erfahren Sie hier.

Ein Schweizer auf einem Flugzeugträger

"Der letzte Beitrag am SPIK hat notorisch nie etwas mit der Polizei zu tun und eigentlich auch nur selten etwas mit Informatik", kündigte Mark Saxer den letzten Gastredner des Tages an: Major Andreas Kuhn der Schweizer Luftwaffe. "Ganz so weit ist es aber auch wieder nicht", erwiderte dieser. "Wir übernehmen ja auch luftpolizeiliche Aufgaben und in einem Kampfjet hat es zudem ordentlich viel IT."

Kuhn ist aktiver F/A-18-Pilot und Cheffluglehrer der taktischen Ausbildung - "also alles, was zwischen Start und Landung mit dem Luftkampf zu tun hat." Im Rahmen eines Austauschprogramms durfte Kuhn 2015 für 3 Jahre für die United States Navy fliegen.

Major Andreas Kuhn. (Source: Screenshot)

"Dieses Austauschprogramm findet seit der Beschaffung der F/A-18 statt", erklärte Kuhn. Anfänglich, um Schweizer Piloten in den für sie neuen Kampfjets auszubilden. Statt es zu stoppen, wurde das Programm später in einen Erfahrungsaustausch umgewandelt. Die Schweiz nahm die Abfangjäger übrigens 1997 in Dienst und setzt aktuell 30 davon noch aktiv ein.

Jedenfalls bis Kuhn teilnahm. "Nach mir wollte die Navy keine Schweizer mehr", scherzte der Pilot. Der eigentliche Grund war natürlich ein anderer: Die USA setzten das Modell F/A-18C/D, das die Schweizer Piloten fliegen, nicht mehr aktiv ein.

Während seinem Vortrag sprach Kuhn über den Umzug mit seiner Frau und zwei Kleinkindern in die USA, das Leben auf einer US-amerikanischen Militärbasis und über den Grund, weshalb das SRF vor wenigen Jahren eine Reportage über ihn machte: Kuhn durfte während seinem Einsatz in den USA von einem Flugzeugträger starten und landen.

Eine McDonnell Douglas F/A-18C/D der Schweizer Luftwaffe. (Source: admin.ch)

"Das war ein besonderes Bonus", sagte Kuhn. Dem vorab ging ein "immenser Ausbildungsaufwand, 'nur' zum Starten und Landen". Denn auf einem Flugzeugträger gelte eine absolute Null-Fehler-Toleranz. Die Landepiste ist viel schmaler und kürzer. Zudem müsse man den Wellengang mit einberechnen während links und rechts auch noch Personen direkt neben den weissen Linien der Piste stehen.

Kuhns Start und Landung sind - offensichtlich - geglückt. Wer mehr über seine Zeit in der Navy erfahren will, kann sich hier den DOK-Film des SRF ansehen.

Ein Datum für den nächsten SPIK gaben die Organisatoren noch nicht bekannt. "Denn wir wissen nun, dass das Datum nicht zwingend stimmt", sagte Saxer. "Wir wissen auch nicht, unter welchen Bedingungen er stattfinden wird. Aber es wird einen SPIK in 2022 geben. Das ist sicher."

Mark Saxer, Geschäftsführer von Swiss Police ICT. (Source: Screenshot)

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