Welches Schweizer Webprojekt ist das beste?
Am 7. April wird das beste Schweizer Webprojekt prämiert. Die Jury hat nun die Shortlist erstellt. Die Redaktion war dabei.
Am 7. April ist es so weit: Im Kongresshaus Zürich werden zum 16. Mal die besten Webprojekte der Schweiz ausgezeichnet. Für Best of Swiss Web 2016 gab es 355 Einschreibungen. Die Jury hat nun die Aufgabe, all diese Projekte zu bewerten. Sie traf sich dafür am Montag und Dienstag beim Schulungsanbieter Digicomp in Zürich.
2016 umfasst die Jury 22 Jurorinnen, 91 Juroren und 12 Jurypräsidenten. Der Frauenanteil sei höher als letztes Jahr, sagte Claudio Dionisio gestern bei seiner Willkommensrede. Im Vorfeld erstellte die Jury bereits eine provisorische Shortlist. Wer auf der Shortlist landet, hat eine Chance auf den Titel "Master of Swiss Web 2016". An den Jurytagen galt es nun, aus der provisorischen Liste eine definitive zu machen. Diese steht nun. Die Organisatoren werden sie am 2. März veröffentlichen.
"Das ist nicht akzeptabel"
Die Redaktion war gestern bei Digicomp vor Ort und nahm Einblick in die Jurierung. Die Juroren in der Kategorie Technology bemängelten einmal mehr, dass es auch 2016 immer noch Eingaben gibt, die nicht responsive gestaltet sind. Sie funktionieren nicht auf allen Endgeräten richtig und sind oft nur für den Desktop optimiert. "Das ist heute einfach nicht mehr akzeptabel", urteilte eines der Jurymitglieder.
Die Technology-Jury diskutierte zu Beginn Projekte, die sie in der provisorischen Shortlist sehr unterschiedlich benotete. Wie kann es sein, dass einzelne Projekte von einigen Jurymitgliedern die Schulnote 3 und von anderen eine 5 erhielten? Die Juroren mussten ihre Position verteidigen, was schnell Klarheit schaffte. Das Resultat der Diskussion war, dass die Jury einige der Projekte schon früh von der Shortlist strich. Der Fokus lag danach auf den Eingaben, die es auf die Shortlist schafften und damit eine Chance auf den Master-Titel haben.
Wie "social" muss eine Website sein?
In der Kategorie Marketing stimmten die Juroren per Hand ab, welche Projekte von der Shortlist gestrichen werden sollen. Bei einigen Eingaben kritisierte die Jury, dass der Bestellprozess zu kompliziert sei. Auch die Zielgruppe sei zum Teil unklar. "Bei Projekten, bei denen das Marketing im Vordergrund steht, darf das nicht passieren", sagte ein Jurymitglied. Die Jury diskutierte zudem darüber, wie sinnvoll es ist, einen seriösen Dienst mit einem spassigen Unterton zu bewerben. Die Meinungen waren unterschiedlich, die Bewertung der Projekte ebenfalls.
Die Jury kritisierte, dass einige Inhalte auf Websites bloss als PDF verfügbar sind. Die Juroren waren sich zudem einig, dass es sinnvoll wäre, diese Inhalte anders darzustellen. Bei einigen Projekten wurde bemängelt, dass sie den Nutzer kaum einbeziehen. Es reiche heute eben nicht mehr, bloss ein paar Links auf Facebook und Co. zu setzen, sagte ein Jurymitglied.
Vor Ort war gestern auch die Swiss, die einen Flugsimulator demonstrierte, den sie in den Kategorien Creation, Innovation, Digital Branding Campaigns und Usability einreichte. Der Simulator stellte den Landeanflug auf Zürich nach. Der Spieler steht dafür vor eine Kamera und steuert das Flugzeug mit ausgestreckten Armen. Das sorgte für Abwechslung und kam bei vielen Juroren gut an.
Technisch sauber, inhaltlich mau
In der Kategorie Mobile Web fragen sich die Juroren, wie stark der Schweizer Charakter einer Website sein muss. Klar ist: Der Auftraggeber der Projekte muss aus der Schweiz sein. Was aber ist mit den verwendeten Technologien und Engines? Ein Jurymitglied wies darauf hin, dass fast alle Webtechnologien nicht aus der Schweiz seien - womit diese Diskussion schnell beendet war.
Die Jury bemängelte einige Dinge, etwa schwammige Steuerungen, nichtssagende Navigationsbegriffe und Websites, auf denen der Nutzer sich kaum orientieren kann. Eines der Projekte lief auf dem iPad weniger flüssig als auf dem Smartphone. Andere waren technisch zwar sauber umgesetzt, inhaltlich aber wenig attraktiv.
Hitzige Diskussionen
Auch in der Kategorie Innovation war die Jury nicht mit allen Eingaben glücklich. Sie kritisierte unter anderem, dass einige der Projekte zu stark auf Text statt auf Bild und Ton setzten. Die Juroren diskutierten zudem darüber, was die Websites bei den Nutzern auslösen. Wecken sie Emotionen, und wenn ja, welche? Während sich andere Jurys schnell festlegten, markierten die Juroren in der Kategorie Innovation einige Projekte mit "Maybe". Sie waren umstritten, und die Jury stellte sie vorläufig zurück.
In der Jury der Kategorie Digital Transformation, die für den Digital Transformation Award zuständig war, ging es gestern am heissesten zu und her. Die Diskussion verlief hitzig und es prallten unterschiedlichste Ansichten aufeinander. Positiv bewertet wurden Projekte, die aktiv den Dialog mit dem Kunden suchen. Ein Juror merkte an, dass man auch die Branche berücksichtigen müsse. In einigen Branchen gebe es nämlich so viele gesetzliche Vorgaben, dass die digitale Transformation behindert werden könne.
Am Ende blieben beim Digital Transformation Award zwei Projekte übrig, über die es unterschiedliche Meinungen gab. Die Jury diskutierte am Ende des Tages über eine Stunde lang über die beiden Favoriten. Als die Redaktion den Saal verliess, war der Sieger immer noch nicht gekürt – ein Kopf-an-Kopf-Rennen!
Tische für bis zu 10 Personen
Ebenfalls am 2. März erhalten alle Einreicher per E-Mail die Log-in-Daten für ihren Ticketaccount. Sie können dann innerhalb der vorgegebenen Frist ihre bereits reservierten Tickets für den Award einlösen. Zusätzliche Tickets für Mitarbeiter und Gäste kosten 290 Franken zuzüglich Mehrwertsteuer. Buchbar sind auch ganze Tische für bis zu 10 Personen. Das Ticket-Kontingent für die Einreichenden wird bis zum 11. März 2016 garantiert. Danach gehen alle verbliebenen Tickets in den freien Verkauf.
Best of Swiss Web ist eine Initiative der Swiss Internet Industry Association (Simsa) und des Netzmedien-Verlags, zu dem unter anderem die Magazine "Netzwoche", "IT-Markt" und "CEtoday" gehören. Ziel ist die Förderung von Transparenz und Qualitätsstandards in der Schweizer Web- und ICT-Branche.