Die Jurys von Best of Swiss Software fällen ihre ersten Urteile
25 nominierte Projekte in 4 Kategorien und 17 Jurymitglieder – das waren die vielversprechenden Hauptzutaten des Jurytages von Best of Swiss Software 2024. Dank kritischer Fragen, tiefgründiger Diskussionen und begleitenden Humors gelang der Startschuss zum neuen Schweizer Software-Preis.
Es ist eine Mischung aus Altbekanntem und Neuem, die sich am 4. Oktober bei Digicomp in Zürich abgespielt hat. Denn dass sich Jurys in den Räumlichkeiten des Weiterbildungsanbieters treffen, um vielversprechende Schweizer Digitalprojekte unter die Lupe zu nehmen, geschieht regelmässig. Allein dieses Jahr fielen hier schon die Entscheidungen zu Best of Swiss Web 2024 und am 29. September jene zu Best of Swiss Apps 2024.
Who-is-Who der Dienstleister
Dennoch überwog das Neue an diesem Jurytag. Denn erstmals standen nicht Apps oder Websites im Mittelpunkt, sondern hochkarätige Schweizer Softwareprojekte. Die Best of Swiss Software Awards seien überfällig, erklärte Jury-Chairman Christof Zogg zum Start der Veranstaltung. "Wir brauchen einen seriösen, unabhängigen Premium-Award für Schweizer Software. Das sind millionenschwere Projekte, die niemand richtig würdigt". Von grossen Softwareprojekten lese man nur dann in der Zeitung, wenn beim Bund eines aus dem Ruder laufe, fügte er schmunzelnd hinzu.
Doch längst nicht jedes Schweizer Softwareprojekt darf sich im Glanz der neuen Auszeichnungen sonnen. Einen Award in einer der vier Kategorien erhält nur, wer die jeweilige Jury wirklich überzeugen kann. In den Gremien sitzen insgesamt 17 kritische Experten und Branchenkenner. Schweizer Unternehmen – von Abraxas über Elca und Isolutions bis zu Zühlke – sind ebenso in der Jury vertreten wie die Hyperscaler AWS, Google und Microsoft. "Das Who-is-Who der Dienstleister", brachte es Zogg auf den Punkt.
Christof Zogg ist der Jury-Chairman der Jury-Präsidenten aller Awards von Best of Swiss Web, wozu Best of Swiss Apps und Best of Swiss Software gehören. (Source: Netzmedien)
Kategorie "Enterprise" als Vorbild
War der Chairman auch zufrieden mit der ersten Besetzung von Best of Swiss Software, so zeigte er sich in seiner Begrüssung dennoch offen für Veränderungen. So möchten die Veranstalter künftig etwa mehr Auftraggeberunternehmen für die Entscheidungsgremien gewinnen. Und auch der Frauenanteil soll zunehmen.
Im Verlauf des Tages befassten sich die Jurys mit insgesamt 25 zuvor durch das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern nominierten und vorbewerteten Softwareprojekten. In den Kategorien "Data & AI Solutions" und "Core Business Integration" gab es je 3 Einreichungen, während in der Kategorie "Cloud Native Solutions" 7 Projekte antraten. Die meiste Arbeit hatte die Jury der Kategorie "Business Solutions", die 12 Einreichungen unter die Lupe nahm.
Der Andrang bei dieser vierten Kategorie kommt nicht völlig überraschend, denn "Business Solutions" ist die Fortführung der früheren Kategorie "Enterprise" aus Best of Swiss Apps, wie Zogg erklärte. Alle vier Jurys von Best of Swiss Software übernahmen die Arbeitsweise dieser ehemaligen Kategorie von Best of Swiss Apps: Teammitglieder aus den jeweiligen Projekten präsentierten – persönlich oder per Videocall – vor der Jury ihre Arbeit und stellten sich den Fragen der Expertinnen und Experten. Diese diskutierten im Anschluss im Geheimen ihre Eindrücke und fällten ihren Bewertungsentscheid.
Gute Absichten reichen nicht
Während dem ganzen Tag war die Stimmung freundschaftlich. Viele der Anwesenden kannten sich, plauderten und lachten miteinander. Doch ihre Arbeit verrichteten die Jurymitglieder kritisch und scheuten sich nicht, schwierige Themen anzusprechen. "Wie schützt ihr die Daten eurer Kunden?", "auf welcher Architektur baut ihr auf?" und "was ist konkret euer Mehrwert gegenüber einer generischen Lösung?" waren Fragen, die vor Ort zu hören waren.
In den Schlussbesprechungen zeigte sich die qualitative Bandbreite der eingereichten Lösungen. So lobten die Jurymitglieder Projekte für ihre Durchdachtheit oder für einen klar aufgezeigten Usecase. "Eine Lösung, wie ich sie in dieser Kategorie erwartete", sagte ein Jurymitglied etwa.
Auf der anderen Seite stellten man in einer Jury einen Mangel an Innovation fest. "Ich sehe den Nutzen, aber diese Lösung kann irgendwer kommende Woche kopieren", war etwa zu hören.
Zum Schluss ihrer Sitzungen legten die Jurys ihre finalen Bewertungen fest; und hier ging es mitunter um mehr als das Aufstellen einer Punkterangliste. Insbesondere bei den Kategorien mit wenigen Einreichungen lautete die herausfordernde Frage: Wann ist ein Projekt tatsächlich medaillenwürdig?
Eine Hilfestellung hierzu lieferte Jury-Chairman Zogg: "Überlegt euch, ob es für einen Podestplatz gereicht hätte, wenn noch 5 weitere Kandidaten im Rennen wären", riet er. Nützlich sei auch die Überlegung, was an einem Projekt noch fehle, anstatt nur auf dessen gute Eigenschaften zu fokussieren.
Diesen Gedanken griff ein Jurymitglied auf. Die Person riet dem Team, die Bewertung nicht auf den vom Softwareentwickler präsentierten Zukunftsplänen für ein Projekt zu stützen, sondern sich ausschliesslich auf die tatsächlich umgesetzten Aspekte zu konzentrieren. Wir belohnen nicht die Absicht, sondern das, was wir testen können."
So geht es weiter
Zu welchem Ergebnis die Jurys gekommen sind, erfahren Interessierte im Rahmen der Award Night von Best of Swiss Apps, die gemeinsam mit Best of Swiss Software am 19. November 2024 im Zürcher Kongresshaus über die Bühne geht. Dort erfahren Sie auch, welche Projekte einen Best-of-Swiss-Apps-Award erhalten. Tickets und Tische können Sie online buchen.
Bereits am 28. Oktober 2024 startet die Netzmedien-Leserwahl für den "Master of Swiss Apps". Abstimmen darf, wer sich bis zum 28. Oktober für den Netzticker anmeldet. Das können Sie hier tun.