"Die Schweiz ist digital gut unterwegs"
Die digitale Transformation ist derzeit in aller Munde. Warum eigentlich? Bramwell Kaltenrieder, Jurypräsident des "Swiss Digital Transformation Award" von Best of Swiss Web, hat eine Antwort auf diese Frage. Ausserdem spricht er über den Verlauf der Jurierung.
Sie sind seit über 20 Jahren in der Digitalbranche tätig. Wieso ist die digitale Transformation gerade jetzt so wichtig?
Bramwell Kaltenrieder: In den vergangenen Jahrzehnten bildeten Informationstechnologien in Unternehmen interne Prozesse ab und machten diese effizienter. In zwei zusätzlichen Bereichen bekam die Digitalisierung nun einen ganz anderen Stellenwert: Einerseits wollen Kunden heute unter anderem über ihre mobilen Geräte jederzeit mit Unternehmen online interagieren können – von der Informations- über die Kauf- bis hin zur Servicephase. Durchgängige, attraktiv gestaltete Prozesse zwischen Kunde und Anbieter sind ein differenzierender Erfolgsfaktor geworden. Anderseits eröffnen digitale Technologien heute immer stärker Chancen für neue Geschäftsmodelle und -felder: "Digital" ist also vom funktionalen Umsetzungs- zum übergreifenden Strategiethema geworden. Unternehmen, die ihre Marktposition halten oder ausbauen wollen, müssen sich heute daher strategisch mit der digitalen Transformation auseinandersetzen.
Wie weit ist die digitale Transformation in der Schweiz?
Aktuelle Auswertungen zur Studie "Digital Maturity & Transformation Report 2016", die wir gemeinsam mit der Universität St. Gallen am 23. März veröffentlichen werden, bestätigen die Einschätzung der Tufts University, die verschiedene Länder hinsichtlich ihrer digitalen Entwicklung untersuchte: Die Schweiz ist im Vergleich zu den umliegenden Ländern "digital gut unterwegs". Nichtsdestotrotz: In den Bereichen "Kundenschnittstelle" und "Geschäftsmodell-Innovation" müssen wir zulegen, um gegenüber disruptiven Playern aus Asien und den USA wettbewerbsfähig zu bleiben.
Was ist Ihnen als Jurypräsident des Digital Transformation Awards von Best of Swiss Web besonders aufgefallen?
Ein Grossteil der Unternehmen adressiert mit seinen Transformationsinitiativen oft isolierte Handlungsfelder, attraktive Potenziale sind noch zu erschliessen.
Worauf legten Sie bei der Beurteilung während der Jurierung besonderen Wert?
Zum einen achteten wir auf die Glaubwürdigkeit der Eingaben bei der Selbsteinschätzung der digitalen Reife auf der Grundlage des "Digital Maturity Models". Zum anderen auf die nachvollziehbaren Erläuterungen zum Transformationsmanagement und zu konkret erzielten Resultaten.
Wie verlief die Wahl? Waren Sie und die anderen neun Jurymitglieder sich grösstenteils einig?
Nach einer kurzen "Kalibrierungsphase" verlief der Bewertungs- und Selektionsprozess zügig, erst die Schlussdiskussion zog sich dann in die Länge. Mit dem Resultat sind wir nun alle einverstanden – den professionellen Austausch schätzten alle sehr.
Was raten Sie Unternehmen während der digitalen Transformation?
Die Voraussetzungen und Ambitionen der Unternehmen sind unterschiedlich – entsprechend muss jedes Unternehmen seinen individuellen Weg gehen. Eine organisationsübergreifende Strategie und die konsequente Orientierung am Kundennutzen sind jedoch Pflicht.