Sunrise kauft UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken
Eine Milliardenübernahme im Schweizer Telko-Markt bahnt sich an. Sunrise will UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken kaufen. Was das für Wettbewerb und Preise bedeutet, ist umstritten.
Im Schweizer Markt für Telekommunikation kommt es zu einer Milliardenübernahme. Sunrise kauft UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken. Sunrise habe mit der Muttergesellschaft Liberty Global eine verbindliche Vereinbarung getroffen, heisst es in einer Mitteilung. Die Übernahme kommt nicht überraschend. Vor kurzem war bekannt geworden, dass zwischen Sunrise und Liberty Global Gespräche liefen. Gestern sickerte der Kaufpreis durch.
Der Deal stärke die Position von Sunrise als Herausforderer mit starker Präsenz bei den 4P-Bündelangeboten, schreibt das Unternehmen. UPC Schweiz sei eine attraktive Ergänzung, mit Highspeed-Breitbandinternet und eigenem TV-Inhalt sowie Glasfasernetz. Mit dem Zusammenschluss von Sunrise und UPC Schweiz werde ein landesweiter konvergenter Herausforderer entstehen, der in allen Bereichen der 4P-Bündelangebote einschliesslich Glasfaser-Grosshandel, Kabel und Mobile tätig sei.
Eine schlagkräftige Nummer 2
Als zweitgrösster Anbieter in den Bereichen Mobile, TV, Internet und Festnetztelefonie werde das neue Unternehmen die Grösse erreichen, um Innovationen voranzutreiben, in neue Dienstleistungen zu investieren und Wachstum durch innovative Angebote zu kompetitiven Preisen zu erzielen. All dies berge "erhebliches Wachstumspotenzial" durch Synergien, Cross-Selling-Möglichkeiten und Skaleneffekte. Laut "Blick" komme das neue Unternehmen bei den Mobilfunkkunden auf einen Marktanteil von 24 Prozent, im Breitbandinternet auf 30 Prozent und im Fernsehgeschäft mit 1,4 Millionen TV-Kunden auf 31 Prozent.
"Mit einer Fusion hat die neue Sunrise rund 30 Prozent Marktanteil und wird damit eine starke Nummer zwei im Schweizer Markt", sagte Telko-Experte Ralf Beyeler dem Tagesanzeiger. Ob der neue Telko die Preise im Markt zum Sinken bringen werde, sei aber umstritten. Wenn Anbieter verschwänden, schwäche sich der Wettbewerb eher ab. Beobachter verwiesen auf die Erfahrungen aus dem Ausland. Fusionen von Telkos in benachbarten Ländern hätten dazu geführt, dass die Preise im Markt oftmals gestiegen seien. Beyeler rechne deshalb mit Auflagen der Wettbewerbskommission, etwa einer Verpflichtung, kleineren Mitbewerbern Netzkapazität zu regulierten Preisen zur Verfügung zu stellen.
Sunrise übernimmt Schulden
Im Rahmen der Transaktion will Sunrise nach eigener Angabe einen Teil der ausstehenden Schulden von UPC Schweiz in Höhe von rund 3,6 Milliarden Franken übernehmen. Das Unternehmen beabsichtige, den Unternehmenswert von 6,3 Milliarden Franken durch eine Kombination aus neu aufgenommenem Aktienkapital sowie durch Übernahme von ausstehenden Anleihen und besicherten Kreditfazilitäten der Zielgruppe zu finanzieren. Die Übernahme soll im zweiten Halbjahr 2019 vollzogen werden. Vorher müssten ihr noch die Wettbewerbsbehörden und eine ausserordentliche Generalversammlung zustimmen. Nach Vollzug soll das gemeinsame Unternehmen unter dem Namen Sunrise firmieren.
"Die heutige Ankündigung ist ein wichtiger Meilenstein für Sunrise, unsere Kunden, Mitarbeitenden und Aktionäre", lässt sich Sunrise-CEO Olaf Swantee in der Mitteilung zitieren. "Wir werden Innovationen beschleunigen und das Kundenerlebnis verbessern, basierend auf der Grösse des neuen Unternehmens und der hervorragenden Netzinfrastruktur der nächsten Generation. Wir haben ein umfassendes Due Diligence-Verfahren durchgeführt, das uns die hohe Gewissheit gibt, die Synergien realisieren zu können."
"Der Zusammenschluss der beiden Unternehmen ermöglicht verstärkte Investitionen und zusätzliche Innovationen zugunsten der Schweizer Privat- und Geschäftskunden", fügt Severina Pascu, CEO von UPC Schweiz, hinzu.
Was der Zusammenschluss für die Mitarbeiter von Sunrise und UPC bedeute, wollte Swantee gemäss Bericht des Blicks noch nicht sagen: "Dafür ist es zu früh." Er gehe davon aus, dass die Auswirkungen für die Dienstleistungsabteilungen und die Verkaufsteams moderat sein würden. Ein Abbau sei hingegen im Management und in der Administration zu erwarten. UPC erwarte, dass es bei Doppelspurigkeiten einen Abbau geben werde.
Liberty Global soll Dienstleistungen weiter erbringen
In Verbindung mit der Transaktion habe Sunrise mit Liberty Global eine Vereinbarung über die vorübergehende Erbringung von Dienstleistungen für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren nach Abschluss der Transaktion geschlossen. Diese Vereinbarung könne um weitere zwölf Monate verlängert werden. Liberty Global werde für Sunrise vorübergehend bestimmte Dienstleistungen, hauptsächlich IT-, TV-, Unterhaltungs-, Konnektivitäts- und andere Dienste, erbringen.
Sunrise habe mit seiner Marke, einem breit aufgestellten Vertriebsnetz und einer grossen Reichweite die Möglichkeit, die aktuelle negative Entwicklung bei UPC Schweiz durch das Cross-Selling von Festnetz-Breitband- und TV-Angeboten an bestehende Sunrise-Kunden zu verbessern, heisst es weiter. Nach dem Zusammenschluss sollen UPC und Sunrise zusammen rund 3,2 Milliarden Franken Jahresumsatz machen.