Im Kampf gegen digitale Trickbetrüger
Das schweiz-amerikanische Start-up Cybera schaffte im Sommer den Markteintritt. Zu den Partnern und Kunden gehören kantonale Strafbehörden und Banken.
Die Cyberkriminalität nimmt zu. Im Fokus der Medien stehen spektakuläre Hackerattacken mit anschliessenden Lösegeldforderungen. Die einschlägigen Statistiken zeigen indes, dass die grössten wirtschaftlichen Schäden nicht auf hochtechnische Angriffe, sondern auf vergleichsweise simple Täuschungen, so genannte Scams zurückgehen. Die Kriminellen geben sich zum Beispiel als Kunden aus und erschleichen Zahlungen.
„Wird der Betrug entdeckt, ist das Geld meistens lange auf irgendwelchen ausländischen Konten überwiesen“, sagt Cybera-Gründer Nicola Staub.
Der heute 34-jährige Jurist weiss wovon er spricht, denn er war bis vor zwei Jahren Staatsanwalt im Kanton Schwyz und hat solche Delikte von Berufs wegen verfolgt. Das Problem dabei: Weder die Sender- noch die Empfängerbank haben eine effektive Handhabe, solche illegalen Zahlungen zu stoppen. Es ist am Opfer, im Land der Empfängerbank Strafanzeige zu stellen.
An dieser Stelle setzt Cybera mit seinen beiden Dienstleistungen an: Für die Opfer und die Strafbehörden automatisiert das Start-up den Prozess der grenzübergreifenden Strafanzeige. Und für die Banken führt Cybera eine Liste mit Konten, die im Zusammenhang mit Cyberkriminalität Geldwäscherei-auffällig wurden. Da die Angaben von den Opfern stammen und von Cybera vertraulich behandelt werden, geraten die Banken nicht in Konflikt mit dem Bankkundengeheimnis und können sich legal gegen Compliance-Risiken absichern.
Den Markteintritt schaffte das schweiz-amerikanische Start-up diesen Sommer in der Schweiz: Die Strafbehörden der Kantone Schwyz, Jura und Graubünden vertrauen auf das System. Bankenseitig haben die Berner Kantonalbank, die Hypothekarbank Lenzburg, die Digitalbank Neon sowie die Clientis-Banken die Cybera-Plattform im Rahmen der Pilot-Phase in ihre Zahlungsverkehrsprozesse integriert. Erhalten sie Zahlungsaufträge an verdächtige Konten, nehmen sie Kontakt mit ihren Kunden auf und verhindern Cybercrime-Transaktionen bevor Verluste anfallen.
Cybera beschäftigt aktuell fünf Mitarbeiter. Eine Pre-Seed-Runde brachte im letzten Jahr rund eine Million Franken ein. Zu den Geldgebern zählte unter anderem Marcel Rohner, der frühere CEO der UBS und heutige Präsident der Bankiervereinigung.
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Dieser Artikel erschien zuerst bei Startupticker.ch.