Umfrage von IBM

Schweizer Unternehmen machen Budget für die Blockchain frei

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Nach 2016 hat IBM zum zweiten Mal Schweizer Unternehmen über ihre Haltung zur Blockchain-Technologie befragt. Das Interesse am Thema steigt weiter, viele grosse Firmen gleisen Projekte auf. Fragen bestehen beim konkreten Nutzen, bei der Regulierung und bei der Zusammenarbeit in Ökosystemen.

(Source: Bluehousestudio / iStock.com)
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IBM hat zum zweiten Mal Schweizer Unternehmen zum Thema Blockchain befragt. Im Vordergrund standen dabei zwei Fragen, wie Urs Karrer, Associate Partner and Digital Consulting Lead bei IBM, an einer Presseveranstaltung sagte. Erstens wollte IBM herausfinden, ob das Interesse an der Technologie weiter zunimmt. Zweitens soll die Umfrage zeigen, wo die Teilnehmer beim Aufbau von Ökosystemen und Plattformen stehen.

Bei der ersten Studie im Jahr 2016 habe sich die Schweiz im Blockchain-Bereich als führend herausgestellt. Nun galt es herauszufinden, ob sich das geändert habe, sagte Karrer.

Fast 70 Firmen hätten an der Umfrage teilgenommen, die meisten davon mit einer Grösse von mehr als 1000 Mitarbeitern. IBM teilte die Teilnehmer in drei Gruppen ein, je nachdem, wie stark sie sich mit der Blockchain auseinandersetzen: "Passives", "Investigators" und "Explorers". Letztere seien nicht nur generell an der Technologie interessiert, sie gleisen auch konkrete Projekte auf und testen Geschäftsanwendungen.

(Source: IBM)

Der Anteil der Explorers habe gegenüber der Umfrage 2016 von 32 auf 53 Prozent zugenommen. Das Interesse nahm laut Karrer zu und verschiebe sich hin zu konkreten Use Cases. Demgegenüber ging der Anteil jener Unternehmen, die entweder nicht an der Blockchain interessiert seien oder noch gar nichts vom Thema wüssten von 34 auf 7 Prozent zurück. Für IBM ein Zeichen dafür, dass die Blockchain in immer mehr Unternehmen Fuss fasse. Die "Investigators" und "Explorers" hat IBM in der Folge genauer untersucht.

(Source: IBM)

Hoffnungen und Hürden

Nach Branchen betrachtet seien es vor allem Logistik- und Finanzunternehmen, die Blockchain-Strategien verfolgen. Aber auch Firmen aus den Bereichen Kommunikation und Industrie zeigten vermehrt Interesse an der Technologie. Als Grund für die Beschäftigung mit der Blockchain gab eine relative Mehrheit von 28 Prozent das generelle Interesse an der Technik an. Zunehmend wird als Motivation aber auch die Ausweitung des eigenen Angebots (25 Prozent) und die Transformation des Geschäftsmodells (24 Prozent) genannt.

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Was erhoffen sich Unternehmen vom Einsatz der Blockchain? Laut Umfrage erwarten 21 Prozent der Investigators und Explorers, damit bessere Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können. Für 20 Prozent steht die Steigerung der Effizienz von Prozessen im Vordergrund und 19 Prozent möchten damit ihre Wertschöpfungskette in bislang nicht erreichte Felder ausdehnen.

Viele Unternehmen sehen Herausforderungen beim Einsatz von Blockchain. 28 Prozent sehen es etwa als Problem an, dass das Nutzenversprechen der Blockchain aktuell noch nicht definiert ist. Welchen Mehrwert die Blockchain einer Firma bietet, müsse in diesen Fällen noch herausgefunden werden, sagte Karrer.

21 Prozent erwähnten als Herausforderung die aktuellen regulatorischen Unsicherheiten. Es sei oft noch nicht klar, ob eine Blockchain-Lösung den Vorgaben gerecht werde. Hier sei auch Aufklärungsbedarf vorhanden, so Karrer. Manchen Firmen müsse man deutlich machen, dass der Einsatz von Blockchain-Lösungen keinen direkten Zusammenhang mit Kryptowährungen wie Bitcoin habe. Für 17 Prozent ist es zudem schwer, geeignetes Know-how und Fachkräfte zu finden.

(Source: IBM)

IBM stellte den Unternehmen auch die Frage nach den grössten Hürden ihrer Blockchain-Projekte. 21 Prozent gaben hier an, dass die Firmenleitung aktuell dringendere Probleme habe. Für 20 Prozent stellt die mangelnde Reife der Technologie ein Hindernis dar. Im Vergleich zur Umfrage 2016 wurde der Mangel an etablierten Kooperationen und Partnern wichtiger. 14 Prozent sehen dies als Hürde bei der Umsetzung.

(Source: IBM)

Investitionsbereitschaft nimmt zu

Der Anteil der Ausgaben für Blockchain-Projekte soll sich in den kommenden Jahren stark verändern. Gaben für 2017 noch 88 Prozent der Teilnehmer an, dass sie weniger als 1 Prozent ihres Projektbudgets für die Blockchain ausgegeben hätten, planen dies für die Zeit bis 2020 noch 53 Prozent. 45 Prozent wollen voraussichtlich 3 bis 20 Prozent ausgeben. 2 Prozent der Befragten gaben sogar an, in den nächsten 3 Jahren 20 oder mehr Prozent ihrer Projektausgaben für die Blockchain zu reservieren.

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Gemäss der Studie von IBM rechnen mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen damit, dass die Blockchain bis 2019 einen Einfluss auf ihr Geschäft und ihre Branche haben wird. Weitere 36 Prozent gehen davon aus, dass der Durchbruch bis 2021 erfolgen wird.

(Source: IBM)

Die Zusammenarbeit mit Partnern beim Aufbau von Blockchain-Projekten ist laut Studienautoren für 84 Prozent der Befragten ein wichtiges Thema. Dabei finden Kunden ebenso Berücksichtigung wie Verbände und Regulatoren. Vermehrt seien Unternehmen aber auch bereit, in Blockchain-Ökosystemen mit ihren Konkurrenten zusammenzuspannen, schreibt IBM.

(Source: IBM)

Eine Mehrheit von 59 Prozent der Befragten habe sich bislang nicht entschieden, auf welche Blockchain-Technologie sie beim Einsatz im Unternehmen setzen. 19 Prozent planen den Einsatz der Hyperledger Frameworks. Je 5 Prozent wollen Ethereum oder Ripple, weitere 2 Prozent Corda nutzen.

Unabhängig von solchen technischen Fragen gab sich Christian Keller, Chef von IBM-Schweiz, von der weiteren Verbreitung der Blockchain in der Schweizer Wirtschaft überzeugt. Die Zielgrösse des Markts sei schwer einzuschätzen, auch weil verschiedene Technologien hier zusammenspielten. Es werde sich aber um ein Volumen im Milliardenbereich handeln.

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