Mit Low Code die App-Entwicklung beschleunigen
Low Code steht aktuell hoch im Kurs. Das visuelle Programmieren von Software und Automatisierungen per Drag-and-drop erfordern "keine" Coding-Skills und fördern "Citizen Development". Für eine erfolgreiche Implementierung gibt es einige Spielregeln zu beachten.
Unternehmen sind oft gezwungen, ihre eigenen Prozesse an die von ihnen eingesetzten Lösungen anzupassen. In der Regel führt dies zu kostspieligen Individualisierungen von Lösungen. So oder so entstehen oftmals Prozesslücken, die überbrückt werden müssen – zum Beispiel mit Kalkulationstabellen. Doch Excel-Files skalieren schlecht und sind nicht sehr einsteigerfreundlich. Es geht auch einfacher. Low-Code-Plattformen bieten einen flexiblen, leicht zugänglichen Gestaltungsraum mit dem Potenzial, Prozesslücken zu füllen und so die Komplexität von modernen Business-Apps massgeblich zu reduzieren.
Coding ohne Coding-Skills
Bei Low Code handelt es sich um eine visuelle Methode der Softwareentwicklung. Mit Low-Code-Plattformen können Mitarbeitende in einem grafischen Interface mittels einfachem Drag-and-drop Formulare, Dashboards, Felder, Automationen oder Chatbots professionell programmieren. Doch anders als beim traditionellen Programmieren erfordert Low-Code-Entwicklung keine Kenntnisse in Programmiersprachen. Und mit etwas Übung gelingt das Programmieren mit Low-Code-Plattformen sogar deutlich schneller und günstiger.
Microsoft ist mit der "Power Platform" einer der Marktführer im Low-Code-Bereich. Die Services der Plattform ermöglichen es den Anwendern, mittels Apps, automatisierten Workflows, visualisierten Daten bis hin zu KI-Funktionalitäten eigene, systemübergreifende IT-Anwendungen erstellen zu können. Die Plattform verfügt über eine breite Anzahl an "Connectors", um Daten aus verschiedensten Quellen nutzen zu können, sowohl aus Microsoft-Anwendungen wie auch aus Drittsystemen. Und wenn der Connector zu einer bestimmten Anwendung fehlen sollte, ist auch eine Anbindung etwa via API möglich. Auch Legacy-Systeme, die keine API-Schnittstelle zur Verfügung stellen, können mittels Robotic Process Automation (RPA) benutzt werden.
Der Schlüssel zum Erfolg
Da auch Endnutzer ohne nennenswerte Programmierkenntnisse, genannt "Citizen Developers", die Möglichkeit erhalten, Software zu programmieren oder Workflows zu automatisieren, können Low-Code-Plattformen dazu beitragen, Schatten-IT zu vermeiden. Denn Mitarbeitende richten sich ihren Arbeitsplatz gerne nach ihren eigenen Vorstellungen ein, ungeachtet der Richtlinien der IT-Abteilung. Besteht ein Bedarf, der nicht durch eine von der IT-Abteilung zugelassene Software gedeckt wird, können Citizen Developers sie kurzerhand selbst erstellen. IT-Verantwortliche brauchen die erstellte Software nur noch zu bewilligen und können sich anderen Aufgaben widmen, die vertiefte Kenntnisse erfordern. Die einfache Integration in Umsysteme entlastet die IT-Abteilung zusätzlich.
Damit Low-Code-Plattformen auch den erwarteten Nutzen erbringen, bedarf es einer strikten Governance. Unternehmen bestimmen Best Practices, Standards und Verfahren für den Einsatz solcher Plattformen. So können IT-Verantwortliche Risiken minimieren und sicherstellen, dass Software, die von Citizen Developers programmiert wurde, einen Mehrwert für das Unternehmen generiert. Das Definieren einer entsprechenden Governance indes ist kein leichtes Unterfangen. Es erfordert spezialisiertes Know-how, das vielen Unternehmen fehlt. In solchen Fällen können auch externe Fachkräfte bei der Implementierung unterstützen.
Low-Code-Plattformen bieten ein enormes Potenzial, um die Produktivität von Unternehmen zu steigern und dürften in den nächsten Jahren stark an Bedeutung gewinnen. Dafür braucht es aber einen fest definierten Ordnungsrahmen. Wer weiss, vielleicht wird das nächste grosse Twitter, Facebook oder Instagram bald mit Low-Code-Tools geschrieben?